Schwalben gerettet Schwalben gerettet: Warum ein Wolferstedter aus einem Zitronennetz ein Nest baut

Wolferstedt - Tierliebe und menschlicher Einfallsreichtum halfen jetzt vier Schwalbenbabys zu Überleben. In der Toreinfahrt bei Mario Plechaty in Wolferstedt haben Mauersegler ihre Nester gebaut. Offenbar hielt eins der Nester nicht so gut an den Holzbrettern, denn es fiel herab. Mitsamt den vier Schwalbenkindern. „Tja, was nun“, fragte sich Mario Plechaty. „Eile war geboten, denn die Eltern suchten schon nach den Jungen und dem Nest, und die Hofkatzen zeigten auch Interesse.“
Zitronennetz als Rettung für Schwalbenfamilie
Aber wie baut man als Mensch ein Schwalbennest? Der 35-jährige Wolferstedter überlegte hin und her, wie er der Schwalbenfamilie helfen könnte. Zuerst einmal nahm er sich der Jungen an und befreite sie von Parasiten. „Die Kleinen hatten jede Menge Mauersegler-Lausfliegen im Gefieder“, erzählt Plechaty. Zuerst habe er die Idee gehabt, aus Holz und Drahtgeflecht ein Nest anzufertigen. Allein es fehlte am geeigneten Baumaterial. Doch dann sei ihm ein Netz mit Zitronen in der Küche ins Auge gefallen. Das müsste doch funktionieren, dachte er sich.
„Ich hab an ein Stück Pappkarton dieses Zitronennetz genäht, ein kleines Loch für den Eingang frei gelassen und in die Pappe eine kleine Klapptür geschnitten. und habe so das Netz mit Heu ausgefüttert. Ich hatte ja erst vor kurzem auf unserer Wiese Heu gemacht. Dann habe ich die Jungen hineingesetzt“, erzählt Plechaty, der eigentlich gelernter Fleischer ist, nun aber ein Fernstudium zum Grafikdesigner absolviert. Als die Pappklappe geschlossen war, begab er sich mit dem Zitronennetz-Nest auf die Leiter. Er befestigte sein selbst gebautes Schwalbennest mit vier Schnellbauschrauben an der Stelle, an der sich das alte Nest zuvor befunden hatte. Dann hieß es abwarten.
Plechaty weiß, dass das manchmal einen ganzen Tag dauern kann, bis die Schwalbeneltern die Jungtiere wieder annehmen. Er ist sehr naturverbunden und geht häufig auf Pirsch, um Fotos von Rehen und Hasen zu machen. Einmal las er auch eine Fledermaus auf, ein sogenanntes Schlagopfer, das einem Windrad zu nahe gekommen war.
Schwalbeneltern nehmen künstlich gebautes Nest des Wolferstedters an
Aber diesmal galt seine Sorge den vier Schwalbenjungen. Mittlerweile hatte er sich schon überlegt, dass er dann, falls die Schwalbeneltern ihre Jungen nicht mehr annehmen sollten, die Kleinen eben selbst aufpäppeln würde - mit Grashüpfern und Maden.
Aber soweit musste er gar nicht gehen. Denn schon nach ungefähr zwei Stunden konnte er sehen, wie die Schwalbeneltern ins künstlich geschaffene Nest schlüpften und alles inspizierten, freut sich Plechaty. Offenbar waren die Elterntiere zufrieden mit dem Werk des menschlichen Baumeisters, denn sie fingen an, ihre Jungen zu füttern. „Das war Erfolg auf der ganzen Linie“, sagt Plechaty stolz. „Es macht mir jetzt noch Spaß, der Schwalbenfamilie zuzusehen.“
Übrigens hat Mario Plechaty ein Video von den Schwalben in ihrem Zitronennetz-Nest auf Youtube hochgeladen. Wer mag, kann das Werk des Wolferstedters dort bestaunen. (mz)
Der Link zum Video: www.bit.ly/2sm790L