Sicherheitskonzepte Schutz vor Anschlägen: Schaffen das kleine Weihnachtsmärkte in Mansfeld-Südharz?
Auch für wenige Stunden Weihnachtsmarkt auf dem Dorf braucht man inzwischen ein Sicherheitskonzept. Wie unterschiedlich die Veranstalter in Mansfeld-Südharz damit umgehen.

Sangerhausen/MZ. - Am ersten Advent ist im Sohlweg in Wettelrode wieder Weihnachtsmarkt, zum inzwischen 15. Mal. Doch was früher einfach eine Gelegenheit war, gemütlich zusammenzukommen und sich bei Weihnachtsliedern Bratwurst und Glühwein schmecken zu lassen, gilt inzwischen als potenzielles Anschlagsziel. Und so musste der Förderverein Dorfkirche als Veranstalter ein Sicherheitskonzept einreichen, um den Markt von den Ordnungsbehörden genehmigt zu bekommen.
Die drei Zufahrtsstraßen zum Weihnachtsmarkt werden mit quer gestellten Lkw und Transportern versperrt, damit niemand mit einem Auto durch die Budengasse rasen und auf diese Weise Menschen töten kann. Zum bisherigen Organisationsaufwand für die fünf bis sechs Stunden Weihnachtsmarkt – Standplätze vergeben, Buden auf- und abbauen, Programm absprechen, Stromversorgung klären – kommt jetzt also noch die Organisation von Bollwerken gegen Anschläge dazu.
Schutz für Weihnachtsmärkte in Mansfeld-Südharz: 56 Seiten Konzept in Hettstedt
„Zum Glück haben wir freundliche und hilfsbereite Unternehmer und Einwohner im Ort, die das ehrenamtlich absichern“, sagt Lutz Thiele, der Vorsitzende des Fördervereins. Müsste man Autos mieten, könnte man das gar nicht bezahlen. Ja, bestätigt Thiele, er habe kurz darüber nachgedacht, ob man es angesichts all des Aufwands nicht sein lassen sollte. „Aber es ist nun mal ein Höhepunkt für unseren Ort“, sagt der Vereinschef. „Und die Leute kommen gern.“
In Blankenheim musste Ortsbürgermeisterin Anke Gehlmann für den kleinen Weihnachtsmarkt, zu dem man sich am 6. Dezember an der Turnhalle trifft, eine 56-seitige Sicherheitsempfehlung durcharbeiten und ein Konzept erstellen. Der Veranstaltungsort abseits der Haupt-Durchfahrtsstraße wird mit einem Feuerwehrauto und zwei privaten Pkw abgeriegelt. Außerdem muss Gehlmann für Ordner sorgen und dafür, dass im Bedarfsfall Fluchtwege frei sind.
„Es ist schon traurig“, meint sie und erinnert sich an Zeiten, als man sich unbeschwert zum Weihnachtsmarkt treffen konnte, ohne Terrorszenarien bedenken zu müssen. Der Aufwand für acht Stunden Markt am Nikolaustag ist groß. Aber eine Absage kommt für die Ortsbürgermeisterin nicht in Frage. „Das tue ich mir auch nächstes Jahr wieder an“, stellt sie fest. Und sie hofft, dass die Anforderungen bis dahin nicht noch weiter wachsen.
Sicherheitskonzept für Weihnachtsmärkte: Zum Glück helfen Sponsoren
Hettstedt sperrt die Zufahrten zum Advent in den Kupferhöfen und dem anschließenden Weihnachtsmarkt vom 19. bis 21. Dezember zum einen mit Fahrzeugen des Bauhofs ab. Die können beiseite gefahren werden, wenn man eine Rettungsgasse braucht. Zum anderen werden mit Kies befüllte Container als Barrieren aufgestellt. Beim Kupferfest hatte man zehn Stück im Einsatz, die Polizei hatte zu mehr geraten, weshalb jetzt 20 bereitgehalten werden.
Die Firma Ecobat stellt sie als Sponsor bereit, so dass die kleine Stadt nicht auch noch mit Tausenden Euro Mietkosten belastet wird. Der Bauhof übernimmt das Befüllen und die Mitarbeiter besetzen während der Marktzeiten durchgängig die Sperr-Autos, um sie im Bedarfsfall sofort wegzufahren. Das sind Arbeitsstunden, die für andere Aufgaben fehlen.
Stolberg lässt während des Weihnachtsmarkts in der Rittergasse am 13. und 14. Dezember die Händler ihre Autos als Hindernisse aufstellen, erklärt Peter Kohl, Bürgermeister der Gemeinde Südharz. Nach jüngsten Empfehlungen müsse man für solche Veranstaltungen auch einen Sanitätsdienst stellen. „Es ist bei uns aber überschaubar“, sagt Kohl. Insgesamt erwarte man ja nicht mehr als etwa tausend Besucher zur gleichen Zeit. „Wir haben die Gefährdungsbeurteilung mit dem Landkreis abgestimmt“, sagt Kohl.
Lichterzauber in Allstedt: „Pkw steht in der Einfahrt quer“
Dort wurde in der jüngsten gemeinsamen Beratung mit Vertretern der kommunalen Ordnungsämter auch über Sicherheitskonzepte für die Weihnachtsmärkte gesprochen. Denn die Kommunen sind die Genehmigungsbehörde. Der Landkreis berate lediglich und gebe Empfehlungen, erklärt Pressesprecherin Michaela John. Dabei gehe es vor allem um Augenmaß. „Ziel ist es, die Veranstaltungen sicher, aber durchführbar zu machen“, sagt John. Kleinere Veranstalter sollten nicht überfordert werden. Einen grundsätzlichen Schutzmaßnahmen-Katalog gebe es nicht – bei jeder Veranstaltung würden nach Einzelfalllage Empfehlungen gegeben.
Wie Augenmaß in der Praxis geht, erklärt Jörg Hofmann, Ordnungsamtschef in der Einheitsgemeinde Allstedt. Der Lichterzauber des Heimatvereins am 29. Dezember finde im Heimathof statt – einem alten Vierseitenhof. Um durch das Tor zu fahren, muss man rechtwinklig abbiegen. „Im Sicherheitskonzept des Heimatvereins steht: Pkw steht in der Einfahrt quer, das war’s“, so Hofmann.