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Sanierung in Stolberg Sanierung in Stolberg: Martinikirche erlaubt Blick in die Vergangenheit

Von Helga Koch 19.07.2013, 20:04
Ein bisschen Enttäuschung machte sich breit, als der Inhalt des Turmknopfes zum Vorschein kam.
Ein bisschen Enttäuschung machte sich breit, als der Inhalt des Turmknopfes zum Vorschein kam. schumann Lizenz

Stolberg/MZ - Es ist ein Moment, auf den alle Beteiligten gespannt warten, und das lässt sich auch kaum einer der in Stolberg weilenden Urlauber entgehen: Im Zuge der Bauarbeiten an der Stolberger Martinikirche wird der Turmknopf aufgeschnitten. Zum einen, um den Zustand des hölzernen Kaiserstuhls zu erkunden, den die Hohlkugel umschließt und auf dem das fast drei Meter hohe Metallkreuz in den Himmel ragt. Zum anderen, um Zeitzeugnisse ans Tageslicht zu holen, die bei der letzten Turmsanierung verstaut worden sind.

Doch wann das war, weiß niemand. „Keine Ahnung, da müsste man im Archiv nachschauen“, sagen Pfarrer Jörg Thoms und Mario Bolte vom Kirchbauverein übereinstimmend. Und so steigt die Spannung, während Architektin Andrea Wolf mit den Dachdeckern Heinz Bierschenk und Sven Pein in luftiger Höhe den Inhalt der Kugel behutsam herausholt und sie alles mit dem Lastenaufzug in die Tiefe bringen.

Doch das, was schließlich vor den Augen der neugierigen Zuschauer auf einem Tisch liegt, ist keineswegs eine leicht angerostete Hülse, aus der Münzen, Geldscheine oder eine alte Zeitung zum Vorschein kommen. Statt dessen sind es fast völlig zerbröselte Überreste jener Dokumente, die im Turmknopf den Lauf der Zeiten überdauern sollten. Ein kleines, verrostetes Blechstück, das von der Hülse stammen könnte und kaum noch deren Form erahnen lässt. Papierreste, vielleicht von einem Heft, braun verfärbt. Ortsbürgermeister Ulrich Franke (FDP) entziffert schließlich, dass es sich um einen Stolberger Anzeiger von 1887 zu handeln scheint, in dem auch etwas über die Franckeschen Stiftungen in Halle gestanden hat. Brigitte Hornbogen von der Denkmalschutzbehörde des Landkreises nimmt ein rostiges Blechstück in die Hand: „Das Schnipselchen müsste mal eine Münze gewesen sein.“ Alles, was sich irgendwie bestimmen lässt, wird in einem Protokoll aufgelistet und in einer Tüte verstaut.

Seit März ist der 45 Meter hohe Kirchturm eingerüstet. Inzwischen ist das Holz im Inneren des Turmschaftes in Ordnung gebracht worden. Außerdem hat der Turm eine neue Traufe bekommen - sogar mit 13 Brutplätzen für Mauersegler, die auf dem Kirchtum von jeher zu Hause sind. „Hoffentlich gibt es dann nächstes Jahr reichen Nachwuchs an Mauserseglern“, sagt Brigitte Hornbogen schmunzelnd.

Der Kaiserstuhl samt Knopf und Kreuz müssen nun doch nicht nach unten geholt werden, entscheidet Architektin Andrea Wolf nach der Besichtigung hoch oben. Was zu reparieren sei, könne vom Baugerüst aus erfolgen. Der Termin fürs Knopffest steht auch vage fest. Es soll Mitte, Ende September gefeiert werden. Und sicher wird dann eine haltbarere Hülse mit neuen Zeitdokumenten verstaut.