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Sangerhausen Sangerhausen: Visionen gehören dazu

Von BEATE THOMASHAUSEN 07.03.2011, 18:23

SANGERHAUSEN/MZ. - Die Star-Trek-Welt des Gene Roddenberry hat es ihm angetan. Als Junge, samstags zu Besuch bei den Großeltern, tauchte er in die tiefschwarzen Weiten des Fernseh-Universums ein, in dem die guten Kräfte stets die Oberhand behalten. "Diese Vision des Star-Trek-Schöpfers Gene Roddenberry, dass ein gutes Ende möglich ist, diese Idee macht mich heute noch glücklich", sagt Holger Hüttel, mittlerweile 47. Ein gestandener Mann. Berufssoldat. Familienvater. Politiker. Das klingt nicht nach einem Visionär. Und doch, Hüttel leistet sich Visionen. Da sei er gerade bei den Linken gut aufgehoben, findet er.

Ein Regierungswechsel in Sachsen-Anhalt ist das nächste Ziel der Linkspartei. "Seit 2002 regiert die CDU", sagt Hüttel pragmatisch. "Nun sind wir ein Land der Superlative: höchste Arbeitslosigkeit, höchste Abwanderungsrate, niedrigste Löhne. Die Kommunen gehen mehr und mehr den Bach herunter. Von freiwilligen Aufgaben ist kaum noch etwas übrig. Das muss geändert werden." Er prangert die Gebietsreform als undemokratisch an und hält es für wichtig, die Kommunen zu stärken. Wie? "Die Ortschaftsräte, die am dichtesten dran sind am Bürger, müssen wieder Entscheidungskompetenz erhalten."

Ganz wichtig ist ihm auch die Bildungspolitik. "Kurze Beine, kurze Wege", sagt er und kämpft selbst schon seit Jahren vehement für den Erhalt von Grundschulen in Sangerhausen und im Umland. "Es muss Schluss sein mit den Schulschließungen. Vor allem auf dem Land", sagt Hüttel, der seit über einem Monat für die Linken im Sangerhäuser Stadtrat sitzt und nun noch direkter mitentscheiden kann, wie sich die Schullandschaft der Kreisstadt entwickelt. "Man schiebt sich hier die Bälle zu. Das Landesverwaltungsamt ist für die Lehrer zuständig. Der Kreis für den Schulentwicklungsplan. Die Kommune darf über die Grundschulgebäude entscheiden. Hier muss klare Verantwortlichkeit geschaffen werden. Für die Bildung vor Ort müssen die Kommunen vor Ort verantwortlich sein", sagt Hüttel und erinnert an den Beschluss des Stadtrates Sangerhausen gegen die Schließung der Obersdorfer Schule. "Der Oberbürgermeister musste von Amts wegen in Widerspruch gehen. Das ist Scheindemokratie."

Ob sich seine politische Motivation mit seinem Beruf vereinbaren lässt? Da ist er wieder ganz der Visionär und sagt, dass er die "Politik der Stärke" ja nicht gutheißen müsse, und er meint, dass eine Armee das gesamte Spektrum der Gesellschaft widerspiegeln müsse. Also gehören auch linke Kräfte in die Armee. An seinem Standort im 460 Kilometer entfernten Rheinbach, wo er für die Fernmeldeverbindung zwischen Deutschland und den Einsatzländern verantwortlich zeichnet, ist er als Linker durchaus ein Paradiesvogel. Auch habe er sich vor sechs Jahren dem "Darmstädter Signal" angeschlossen. Das ist eine Verbindung, der Soldaten ebenso angehören wie obere und oberste Dienstgrade oder Militärpfarrer. Es sind Menschen vieler politischer Richtungen. "Wir setzen uns mit Friedenspolitik auseinander", erklärt Hüttel, dem vor allem die Gesprächskultur dort gefällt. "Wir haben ein gemeinsames Ziel, das uns verbindet."

Ein bisschen von Captain Jean-Luc Picard, dem Star-Trek-Commander, der stets das Gute will, steckt mit Sicherheit auch in Holger Hüttel.