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Sangerhausen Sangerhausen: Malzfabrik vor dem Aus?

Von Karl-heinz Klarner 08.10.2013, 18:23
Klinker prägen das Gebäude der Malzfabrik.
Klinker prägen das Gebäude der Malzfabrik. schumann Lizenz

sangerhausen/MZ - Die traditionsreiche Malzfabrik (16 Beschäftigte) in Sangerhausen steht offenbar vor dem Aus. Nach bislang unbestätigten Informationen soll der zur Mälzereigruppe Schill Malz in Worms (Rheinland-Pfalz) gehörige Betriebsteil offenbar zum Jahresende seine Produktion einstellen und abgewickelt werden. Karlfried Gärtner, Personalchef bei Schill Malz, wollte das am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Stattdessen verwies er an die Konzernzentrale der börsennotierten GrainCorp Limited im australischen Sydney, zu der Schill Malz seit zwei Jahren gehört. „Dort schlafen sie aber jetzt alle“, sagte Gärtner.

Verbleib in Sangerhausen in der Schwebe, Besitzerwechsel bestätigt

Im Sangerhäuser Rathaus sind die schlechten Nachrichten bereits angekommen. „Wir werden uns um eine Lösung bemühen“, sagte Wirtschaftsförderin Brigitte Franke gegenüber der MZ. Details wollte sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nennen. Während das Schicksal der Sangerhäuser Fabrik offenbar in der Schwebe ist, steht bereits fest, dass ein Besitzerwechsel ansteht. Denn der weltweit agierende australische Getreidehändler GrainCorp hat ein Übernahmeangebot der börsennotierten Archer Daniels Midland (ADM) Company aus dem amerikanischen Illinois akzeptiert. ADM betreibt weltweit mehr als 270 Produktionsstätten in der Lebensmittelindustrie, darunter auch in Deutschland. Das letzte Wort haben zurzeit die Kartellbehörden.

Für den Deutschen Mälzerbund in Frankfurt am Main ist der Verkauf kein ungewöhnlicher Vorgang. „Der Malz- und Brauerei-Industrie in Deutschland geht es nicht gut“, sagt Martin Göhler, Präsident der Interessenvertretung. Ein stetig sinkender Bierabsatz ziehe einen harten Wettbewerb auf dem hiesigen Mark nach sich. „Da kann der Verkauf an einen großen Konzern auch eine Chance sein“, sagt Göhler und verweist auf günstigere Produktionsbedingungen und den Export. Insbesondere die großen Preisschwankungen würden der Branche zunehmend zu schaffen machen. „Spekulation ist nicht unser Geschäft“, sagt Göhler. Statt sich auf dem Spielfeld der Großen zu tummeln, sollten hiesige Mälzereien „vernünftig kalkulieren und mit speziellen Produkten nach Nischen suchen“. Dort lägen Wachstumsmärkte.

Keine guten Karten für Standort

Das sind jedoch Ratschläge, die für die Sangerhäuser wohl kaum zu realisieren sein werden. Branchenkenner sehen die Malzfabrik der Kreisstadt im Strudel der internationalen Verkaufspläne. Den Verhandlungen gehe eine Analyse voraus, bei der der Standort Sangerhausen mit einem hohen Investitionsbedarf für einen Fortbestand nicht die besten Karten habe, erklärte ein Branchenkenner.