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Schüler im Schlabberlook? Sangerhausen: Jogginghosen an Schulen stehen zur Diskussion

Von Grit Pommer 21.12.2019, 06:00
Elegant sieht sicherlich anders aus. Aber muss man es verbieten?
Elegant sieht sicherlich anders aus. Aber muss man es verbieten? DPA

Sangerhausen - Ein privates Gymnasium in Hannover hat jetzt das Thema Jogginghosen-Verbot an Schulen wieder in die Schlagzeilen gebracht. Die Rektorin hatte den Eltern per Rundmail mitgeteilt, dass Jogginghosen und Leggings ab Januar kommenden Jahres nicht mehr als angemessene Schulkleidung akzeptiert würden.

Kleidung in der Schule: Kampf gegen Schlumpi-Look

Bereits im Februar hatte eine Realschule im baden-württembergischen Rottenburg mit einer Vorschrift zum Tragen angemessener Kleidung die Diskussion über Jogginghosen an Schulen ins Rollen gebracht. Sie gilt als Vorreiter im Kampf gegen den Schlumpi-Look im Unterricht. Realschulen in Nordrhein-Westfalen zogen nach.

An den Schulen in Mansfeld-Südharz wird das Thema durchaus differenziert betrachtet. Teilweise ist es auch gar keines, zum Beispiel an der Sekundarschule „Thomas Müntzer“ in Allstedt. „Bei uns spielt das keine Rolle“, sagt Schulleiter Dietmar Klose. „Manchmal hat jemand so ’ne Leggings an, weil das gerade Mode ist“, meint er.

Im Allgemeinen achte er aber nicht weiter darauf, was die Schüler tragen, „so lange das nicht in irgend eine extremistische Richtung geht.“ Das wäre - sollte es denn mal auftreten - für ihn der einzige Anlass einzuschreiten.

Scholl-Gymnasium Sangerhausen gegen generelles Verbot

Jens Peter, Leiter des Scholl-Gymnasiums in Sangerhausen, findet ein generelles Verbot bestimmter Kleidungsstücke schwierig. „Es gibt Jogginghosen, die sind unheimlich modern, sogar Armani zeigt die auf dem Laufsteg“, sagt er. Auch er selbst komme ja nicht jeden Tag im Anzug, sondern möge es eher leger.

Andererseits sollte angemessenen Kleidung im Schulunterricht schon der Standard sein, meint er. Wobei er das Attribut „angemessen“ nicht an konkreten Kleidungsstücken festmachen will, sondern am allgemeinen Erscheinungsbild. „Es geht darum, dass man einen gewissen Anstand wahrt“, sagt Peter. Mindestens 95 Prozent seiner Schüler - oder eben auch die Elternhäuser, die dahinter stehen - müsse man darauf auch nicht extra hinweisen.

In bequemer Kleidung zur Prüfung

Nur in Einzelfällen müsse man mal jemanden ansprechen. Bekleidungsempfehlungen gibt Peter mitunter aber auch aus ganz anderen Gründen. „In meiner zwölften sage ich schon mal: Mädels, bei Minusgraden herrscht Unterhemdenpflicht“, sagt er. Ein Sonderfall seien die Klausuren zur Abiturprüfung. Da hat sich der Schulleiter schon daran gewöhnt, dass die Zwölfer in ausgesprochen bequemen Klamotten erscheinen, in einem Fall sogar schon in Bettsocken.

Nicht wundern, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, am 21. Januar besonders viele Menschen mit einer Jogginghose sehen sollten. Denn das ist tatsächlich der „Tag der Jogginghose“. Am Tag der Jogginghose beziehungsweise am Jogginghosentag wird dazu aufgerufen, der einstigen Modesünde „Jogginghose“ zu gedenken, indem sie einen Tag lang getragen wird, auch in der Öffentlichkeit, so heißt es bei „www.kleiner-kalender.de“. Dort kann man aber auch erfahren, dass an diesem Sonnabend der Humbug-Tag und der Nationaltag der Taschenlampe und am 7. Januar der Tag des alten Gesteins ist.

Aber absolut passend: Am Tag der Jogginghose ist auch der Weltknuddeltag. Was für eine Kombination…

An der Sekundarschule in Roßla, an der rund 400 Schüler aus 28 Orten im westlichen Landkreis lernen, sind Jogginghosen überhaupt kein Thema, wie Schulleiterin Christine Hoffmann erklärt. „In unserer Hausordnung steht aber schon, dass die Schüler in angemessener Kleidung zu erscheinen haben.“

Natürlich kämen auch einige Schüler in Jogginghosen zum Unterricht, aber das sei kein Problem, denn „die Hosen sind ja heute gesellschaftsfähig geworden“. Allerdings gebe es schon eine Einschränkung, betont die Schulleiterin: „Falls doch mal jemand in lottrigen Klamotten in die Schule kommt, dann sagen wir was.“

Kleidung an Schulen: Sauber und gepflegt reicht

Schulleiterin Ines Storch hat ein gutes Gefühl, was die Anzugsordnung der Berufsschüler sowohl in Sangerhausen als auch in der Lutherstadt Eisleben anbelangt. „Ich denke, die Berufsbildenden Schulen in Mansfeld-Südharz haben schon eine gute Außenwirkung. Da habe ich wirklich ein gutes Gefühl.“ Sprich: Wenn eine Schule ein positives Image hat, dann hat das auch Auswirkungen auf die Lernenden und deren Erscheinungsbild.

„Ich habe ehrlich gesagt noch keinen an unserer Schule im Schlabberlook herumlaufen sehen“, sagt die Schulleiterin, die aber generell nicht so viel an Äußerlichkeiten festmachen will. „Solange unsere Schüler sauber und gepflegt zum Unterricht erscheinen, ist doch alles in Ordnung. Außerdem weiß ich, dass mancher Schüler nicht so viel Geld zur Verfügung hat, um in den modischsten Sachen im Unterricht zu erscheinen.“ Aber das erwarte an den Berufsbildenden Schulen auch niemand, stellt die Schulleiterin fest. (mz)