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Sangerhausen Sangerhausen: Ersatz für abgerissenes Kulturhaus nicht in Sicht

Von Joel Stubert 06.03.2017, 11:00
Das Kulturhaus in Sangerhausen um 1930
Das Kulturhaus in Sangerhausen um 1930 Walter Strauch

Sangerhausen - Als das Kulturhaus am Schützenplatz im Jahr 1999 abgerissen wurde, stand für viele Sangerhäuser eigentlich fest: Das Kulturhaus ist nicht verloren, es kommt nur an anderer Stelle wieder. Doch seither ist nichts passiert. Viele Vorschläge kamen auf den Tisch - und wieder runter von ihm. Fakt ist: Am Schützenplatz steht noch immer kein neues Kulturhaus, und anderswo in der Stadt auch nicht. Das ist den meisten Sangerhäusern ein Dorn im Auge.

„Für mich ist alles, was an Sälen in Sangerhausen vorhanden ist, ein Provisorium“, sagt Peter Waldecker vom Sangerhäuser Karnevalsclub (SKC). „Es sind Notbehelfe, aber wir haben ja in der Mammuthalle beispielsweise auch keine richtige Küchenversorgung.“

Oberbürgermeister Ralf Poschmann: „In den nächsten zehn Jahren sehe ich da erst einmal kein Licht am Horizont“

Lange Jahre waren die Karnevalisten im Kulturhaus zu Gast und mussten sich nach dem Abriss des Gebäudes ein neues Domizil suchen. Wenn es nach den Karnevalisten geht, sollte sich das alsbald ändern. Doch Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) schiebt dem erst einmal einen Riegel vor. „In den nächsten zehn Jahren sehe ich da erst einmal kein Licht am Horizont“, sagt das Stadtoberhaupt. Für ihn sei es nun erst einmal wichtig, überhaupt an die Fläche am Schützenplatz zu kommen. „Dann können kommende Generationen entscheiden, ob sie dort einen Festsaal brauchen und ihn gegebenenfalls bauen“, so Poschmann weiter. Aktuell befindet sich auf dem Schützenplatz ein Brunnen in einem kleinen Park. Eigentlich, so dachte man zur Jahrtausendwende, sei dort der Platz für eine neue Festhalle. Helmut Lührs, der Eigentümer des Kauflandgebäudes, hatte sich vor dem Bau des Einkaufszentrums verpflichtet, ein Hotel mit Festsaal als Ersatz für das Kulturhaus zu errichten, das abgerissen worden war. Aber die Baupläne wurden nie verwirklicht, das Kulturhaus blieb ein Wunsch.

„Eine neue Stadthalle würde dem Schützenplatz eine gute Fassung geben“, gibt Poschmann nun zu. Aber es habe bereits ein Kulturentwicklungskonzept gegeben. „Man bräuchte in einer neuen Halle Platz für 450 Stühle“, gibt der OB zu Bedenken. „Im Moment würde sich dafür ehrlich gesagt kein Betreiber finden.“ Man müsse realistisch sein. „Im Moment kriegt man das auch finanziell nicht hin. Man kann da nichts Falsches versprechen.“

Bei den Menschen in Sangerhausen stößt der Gedanke an ein neues Kulturhaus auf Wohlwollen

Etwas Zeit scheint also noch ins Land gehen zu müssen, bis das Kulturhaus wieder eine Perspektive in Sangerhausen genießt. „Die Bevölkerungszahl muss sich erst einpendeln. Wenn wir genau wissen, in welchen Größenordnungen wir bauen müssen, hat es auch Sinn“, so der Oberbürgermeister weiter.

Bei den Menschen in Sangerhausen stößt der Gedanke an ein neues Kulturhaus auf Wohlwollen. „Ich würde mich wirklich freuen, wenn es ein neues Kulturhaus gäbe“, sagt stellvertretend Wilfried Albrecht. Auch so sei es schon schwierig, die Stadt vor dem Wegzug zu bewahren. Wer heutzutage in Sangerhausen eine größere Veranstaltung ausrichten oder besuchen möchte, kommt an der Mammuthalle nicht vorbei. Doch die ist eher unbeliebt bei den Bürgern. Die Akustik und die Bestuhlung dort sind nicht so toll“, sagt beispielsweise Carola Kunze. Poschmann ist sich dessen durchaus bewusst. „Die Stätten, die wir haben, sind für die aktuellen Veranstaltungen ausreichend.“ Es genüge nicht, den Saal zwei bis dreimal im Jahr voll zu bekommen und den Rest des Jahres Probleme damit zu haben. „Selbst wenn jetzt ein Kulturhaus dastehen würde, wäre die Nutzung nicht gegeben. Es ist einfach eine Frage der Zeit.“

Und ob eine kulturelle Stätte dann auch tatsächlich am Schützenplatz entstehen würde, sei ohnehin nicht sicher. „Normalerweise müsste man ohnehin an einen Ort gehen, wo man auch Krach machen darf.“ Der Ehrenpräsident des SKC, Klaus Schuppe, wirft noch einen anderen Vorschlag ins Rennen: „Man könnte das Glashaus etwas vergrößern und hätte dadurch vielleicht Möglichkeiten.“ Doch Oberbürgermeister Poschmann wiegelt ab. „Das Glashaus hat eine ganz andere Funktion.“ Es eigne sich deswegen nicht ganz so, weil man es im Winter aufwendig hochheizen müsse.

Eine andere Variante scheint nun auf einem besseren Weg zu sein: der Goldene Saal im Amtsgericht. Wie Sachsen-Anhalts Finanzminister André Schröder (CDU) am Freitag mitteilte, sei der Grundstückskaufvertrag zwischen dem Land und dem Sanierungsträger inzwischen notariell beurkundet. Dem Schritt, den Saal für Zwecke der Stadt herzurichten, sei man damit einen großen Schritt nähergekommen, hieß es weiter. „Die Wunde eines fehlenden Kulturhauses sitzt noch immer tief.“

(mz)

Das Kulturhaus in Sangerhausen 1998.
Das Kulturhaus in Sangerhausen 1998.
Walter Strauch
Aufnahme vom Abriss
Aufnahme vom Abriss
Walter Strauch
Blick in den Saal in der letzten Veranstaltungssaison 1998
Blick in den Saal in der letzten Veranstaltungssaison 1998
Walter Strauch