1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Nützliches Tool?: Sangerhausen: Corona-Warn-App hilft Kontaktketten zu verfolgen

Nützliches Tool? Sangerhausen: Corona-Warn-App hilft Kontaktketten zu verfolgen

Von Frank Schedwill 17.06.2020, 08:00

Sangerhausen - Alexander Dobert war wahrscheinlich einer der ersten. Bereits am frühen Dienstagmorgen hat sich der 20-jährige Sangerhäuser die lange angekündigte Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts auf sein Handy geladen.

Dobert berät seit etwas über zwei Jahren mit seiner kleinen Firma andere Unternehmen und Vereine in Sachen Datenschutz. „Ich sehe in der Beziehung keine Gefahr“, sagt der 20-Jährige. Die Daten werden anders als zuerst geplant nicht zentral, sondern nur auf den Handys gespeichert.

Corona-Warn-App - Verfolgung der Infektionsketten

Dobert hält die App insgesamt für sehr sinnvoll, weil damit Infektionsketten schneller und einfacher nachverfolgt werden können als bisher - wenn viele Menschen das Programm nutzen. „Wie wichtig das ist, zeigt ja der jüngste von insgesamt 54 Coronafällen in Mansfeld-Südharz“, sagt er.

Nach Angaben der Kreisverwaltung hat sich ein Mitarbeiter eines Fast-Food-Restaurants in Sangerhausen angesteckt. Kollegen des Betroffenen wurden unter Quarantäne gestellt, das Restaurant gereinigt und komplett desinfiziert. Das Gesundheitsamt ist nun dabei, die Gästelisten des Restaurants auszuwerten, um die entsprechenden Kundenkontakte nachzuvollziehen - auch wenn aufgrund des Hygienekonzepts das Risiko einer Ansteckung als eher gering eingeschätzt wird. Die App kann so eine Arbeit erleichtern, ist Dobert überzeugt.

Jens Lange (AfD) ist gegen die Installation der Warn-App

Jens Lange, AfD-Gemeinderat in Südharz, sagt dagegen: „Die Corona-App werde ich nicht installieren. Das Leben ist voller Risiken. Diese muss man aushalten können, aushalten wollen.“ Freiheit, zumal informationelle, sei ein hohes Gut, „welches nicht auf dem Altar eines vollständig risikoaversen Kollektivs von Vermeidern geopfert werden darf“. Im Übrigen sei die AfD nicht das Hilfsorgan einer Regierung, die die Freiheit der Bürger unter fraglichem Vorzeichen mehr und mehr beschneiden wolle, sagt der 45-Jährige.

Beate Seidel, Chefin der üblicherweise gut besuchten Sangerhäuser Müller-Drogerie, hat die App noch nicht heruntergeladen. „Wir haben dazu keine Empfehlung von unserer Zentrale bekommen“, sagt sie. Doch würde ihr die App bestenfalls in der Freizeit helfen: „Während der Arbeitszeit liegen unsere Handys im abgeschlossenen Spind.“

Die App basiert jedoch darauf, dass mittels Bluetooth der Abstand zu anderen Handys gemessen wird, auf denen das Programm ebenfalls installiert ist. Angesichts des aktuellen Coronafalles im Fast-Food-Restaurant hätte die App schon helfen können, um mögliche Infektionswege schneller nachzuverfolgen, findet Seidel. Sie selbst überlege noch, ob sie die App herunterlädt.

Ralf Rettig hat die App noch nicht installiert

Ralf Rettig (parteilos), Bürgermeister der Gemeinde Südharz und deshalb ebenfalls mit vielen Menschen in persönlichem Kontakt, hat die App zwar noch nicht installiert. Er bleibe aber bei seiner Meinung: „Die Warn-App für die Corona-Situation ist in Ordnung, um Kontaktdaten schneller zu bekommen.“ Wäre er selbst infiziert, könnten seine Kontaktpersonen informiert werden, was gut wäre. Allerdings müsste er dann darauf achten, das Handy immer dabei zu haben.

Für Petra Trojovsky und ihren Mann Thomas, die das Waldcafé am Kunstteich und den Rüssel-Pub in Sangerhausen betreiben, war die App bisher noch kein Thema. Und sie wird es wohl auch nicht werden, meint Petra Trojovsky. Schon jetzt würden viele erklären, dass sie auf einen Restaurantbesuch verzichten, so lange man seine Daten angeben muss. Deshalb würde Trojovsky nie auf die Idee kommen, von den Gästen die Installation der Corona-Warn-App zu verlangen. Erlaubt ist das ohnehin nicht. (mz)