Sangerhausen Sangerhausen: Bei der Lösung hat es mal wieder nicht «geklemmt»
SANGERHAUSEN/MZ. - Wer allerdings die Hausnummer nicht wusste, jedoch angeben konnte, dass neben diesem Gebäude die Gaststätte "Klemme" liegt, der lag damit natürlich auch nicht falsch. Offenbar bereitete es keinem Leser große Schwierigkeiten, das alte Gebäude richtig zuzuordnen. Bei manchen liegt das auf der Hand.
Achim Duttke aus Gonna zum Beispiel schreibt, warum er keine Probleme hatte, auf die Lösung zu kommen: "Da ich von früher Kindheit an zwei Drittel meines Lebens auf dem Markt in Sangerhausen gewohnt habe, war mir das Foto natürlich kein Rätsel, aber eine schöne Erinnerung. Es ist das Haus Markt 6 und, man kann es dank der guten Bildqualität auf dem ovalen Schild auch lesen, damals die Gaststätte 'Garküche'. Ich erinnere mich, dass sie im Volksmund meist auch ironisch 'Fettbemme' genannt wurde. Gast war ich dort nie, denn solange sie bestand, war ich dafür noch zu jung. Die 'Garküche' dagegen war schon sehr alt und wird in der Chronik von Friedrich Schmidt bereits mit der Jahreszahl 1645 erwähnt. Allerdings befand sie sich nicht immer in diesem Haus. In das kam sie lt. Schmidt erst um 1828."
Recherchiert hat auch Klaus Schaumlöffel aus Sangerhausen, nämlich: "Dieses Haus wurde 1520 erbaut, später noch mehrmals umgebaut. Es gehört damit zu den ältesten Häusern von Sangerhausen." Wolfgang Fricke aus Sangerhausen erinnert sich noch gut daran, dass später der Optiker Ermisch in diesem Haus sein Geschäft hatte, "ein ganz kleiner Laden mit kleiner Werkstatt". Und Detlef Kuhn aus Sangerhausen kann sich erinnern, dass in diesem Gebäude früher auch Fahrkarten für den Kraftverkehr verkauft wurden, nämlich zu der Zeit "als sich der Busbahnhof auf dem Markt befand". Der Sangerhäuser Wolfgang Steffen bedauert, dass das Haus heute unbewohnt ist, erinnert sich aber, dass man vor einigen Jahren zum Tag des offenen Denkmals die "schöne Bohlenstube ansehen" konnte, die sich in dem Gebäude befindet.
Der Riestedter Horst Ramm hat auch diesmal wieder mehr als nur die Lösung herausgefunden und aufgeschrieben. Unter anderem dies: "Auf dem Rätselfoto ist eines der ältesten Häuser von Sangerhausen auf dem Markt Nummer 6 zu sehen und deshalb steht es auch unter anderem unter Denkmalschutz. Es wurde mit sehr harten kylischen Steinen gemauert. Die Mauern waren bzw. sind 0,80 Zentimeter dick. Das Haus weist mit seinen Andreaskreuzen auf thüringischen Einfluss hin. Hinter den Häusern an Markt befindet sich jeweils ein abgeschlossener Hofraum. Bei der Rekonstruktion des Marktes in den Jahren 1976 bis 1979 waren noch Laubengänge, zum Beispiel Markt Nummer 11, zu sehen. Sie führten über die Ställe in die darüber befindlichen Wirtschaftskammern."
Die Sangerhäuserin Käte Moritz, die nach eigenen Angaben zunächst auf die "Klemme" getippt hatte, wollte es dann doch ganz genau wissen, ließ am Samstag Sturm Sturm sein und radelte los. Auf dem Markt angekommen entdeckte sie dann, dass es sich auf dem Foto um das Gebäude neben der heutigen "Klemme" handelte. Und dorthin hat sie schließlich auch noch einen Ausflug unternommen und schreibt: "Die Klemme ist ja von dem Baumeister Klemm im 16. Jahrhundert erbaut und danach benannt. Auch die Ratsapotheke gehört zu seinen Bauwerken. Die "Klemme" besteht ja heute noch. Ich in meiner Phantasie stelle mir vor, so ähnlich wird's auch in der Schankwirtschaft Siebenhüner gewesen sein. Obwohl etwas kleiner vom Bauherr. Die 'Klemme' läuft heute noch gut. Zu mindestens Dienstag und Freitag an den Markttagen. Treffpunkt für Familien, Kumpel´s von den ehemaligen Schächten. Dann natürlich bei einem Glas Bier, belegten Brötchen oder auch Mittagstisch sowie gute Gespräche, die geführt werden. Ich finde es auch schön, draußen zu sitzen unter einem Sonnenschirm und auch mal den Trubel zu genießen. Die selbst gemachte Wurst zu kaufen, um sie zu verschicken, an welche, die nach der Wende weggezogen sind. Mal wieder ein Stück Heimat zu essen in Form von Wurst."
Viel Spaß beim Lösen hatte auch wieder Karin Tobihn aus Oberröblingen. Dies hier hat sie unter anderem herausgefunden: "Jedes Haus hat hier seine eigene Geschichte und die Bürgerhäuser, aus dem 15. bis 18. Jahrhundert stammend, führen uns in die Baukunst früherer Jahre. Der Markt ist eigentlich der neue Markt und vor dem 15. Jahrhundert war der so genannte Alte Markt der Tummelplatz der Stadt. Das Gebäude selbst, bereits um 1520 im thüringischen Baustil erschaffen, war schon ab 1645 als Garküche bekannt und wurde im Volksmund auch ,Fettbemme' genannt. Die Schank- und Speisewirtschaft existierte ab 1905, und die Betreiber waren hier das Ehepaar Martha und Julius Siebenhüner. Die beiden Söhne des Paares, Reinhold und Rudolf, erlernten das Fleischerhandwerk und eröffneten später im Eckgebäude eine Fleischerei mit Verkaufsraum. Man hat mir erzählt, dass es ein gut funktionierendes Familienunternehmen war, wo jeder mit geholfen und rumgewerkelt hat. Eine Tante Namens Marie sei außer dem Ehepaar und den Kindern mit auf dem Bild, die immer wenn Not am Mann war zur Verfügung stand. Bis weit in die 1960er Jahre gab es dieses Unternehmen, wozu dann auch die Ponybar in der Göpenstraße gehörte."
Erinnerungen an seine Jugendzeit verbindet der Sangerhäuser Günter Burghardt mit dem historische Foto, das uns der Sangerhäuser Walter Strauch zur Verfügung gestellt hat. Herr Burghardt schreibt: "Als wir noch jugendlich waren und durch die Kneipen zogen, waren wir auch öfter in der Fettbemme. Jeder wollte zuerst in der Kneipe sein, denn wir hatten einen Stammplatz, in der Ecke stand ein Sofa, Tisch und Stühle. Aber das Sofa hatte schon ein Alter, denn in der Mitte schauten die Spiralen raus und wer nun Pech hatte, saß dann zwar auf dem Sofa, aber in der Mitte auf den Spiralen. Als Bedienung war damals die ältere Frau Scharfe. Ich weiß noch genau, sie hatte immer eine schwarze Kittelschürze an, die doch ab und zu mal in die Wäsche gemusst hätte, aber uns als Jugendliche war es egal. Nur wenn wir eine Runde Schnaps bestellten, wurden die Gläser schnell mal mit der Kittelschürze poliert. Aber keiner nahm Anstoß daran, wir waren jung und sahen das nicht so eng, es war eine schöne Zeit."
Die richtige Lösung hatten auch: Lutz Reinboth, Rainer Henkes, Enrico Laßbeck, Christa Brötzmann, Patrick Freitag, Irmhild Gothe, Roland Haarke, Cicilia Pankow, Ottomar Hundt, Angela von Trebra, Sabine Schmidt, Patrick Lange, Ronald Unger, Michael Krüger, Ingrid Keßler, Gisela Heinemann, Ursula Harnisch, Christa Langer, Hans Wagner, Hans-Joachim Kuhnt, Christa Schulze, Rainald Klette, Uta Probst, Jens Oklitz, Nico Oklitz, Horst Kundlatsch, Renate Pfeiffer, Ilse Krüger, Heiko Ehrig, Christel Wagner, Daniel Feitscher, Annelore Lässing und Monika Axt.
Der Gewinner heißt diese Woche Nino Horn. Er wohnt in Rottleberode und kann sich die 15 Euro in der Redaktion abholen. Und wir sind gespannt, wer des Rätsels Lösung in dieser Woche kennt. Gar so einfach wie vergangene Woche wird die Auflösung diesmal möglicherweise nicht sein. Einsendeschluss ist der 16. Februar.
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