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Kummer in Südharzdorf Rottleberöder vermissen ihre Schwanenfamilie

Pfingsten sind das Elternpaar und ihre fünf Jungen zuletzt auf dem Schlossteich gesehen worden. Niemand kann das Verschwinden so recht erklären.

Von Helga Koch 30.06.2022, 10:30
Seit Jahrzehnten ziehen Schwanenpaare ihre Jungen auf dem Schlossteich in Rottleberode auf. In diesem Jahr gab es nach mehrjähriger Pause erstmals wieder kleine Schwäne.  Doch seit Pfingsten sind die Tiere spurlos verschwunden.
Seit Jahrzehnten ziehen Schwanenpaare ihre Jungen auf dem Schlossteich in Rottleberode auf. In diesem Jahr gab es nach mehrjähriger Pause erstmals wieder kleine Schwäne. Doch seit Pfingsten sind die Tiere spurlos verschwunden. (Foto: Geschichts- und Traditionsverein) rein Rottleberode)

Rottleberode/MZ - Alles Beobachten, alles Absuchen am Ufer - umsonst. Die Schwanenfamilie mit fünf Jungen ist seit Pfingsten spurlos vom Schlossteich in Rottleberode (Mansfeld-Südharz) verschwunden. Umso größer sei nun das Rätselraten über die Ursache, sagt Ortsbürgermeisterin Helga Rummel (Bürgervertretung Rottleberode). „Viele Leute sprechen uns an und rufen an“, bestätigt Karin Rosemann vom Geschichts- und Traditionsverein, „aber wir haben keine Antwort.“ Ähnliches sagen Vereinskollegin Uta Brodhuhn und Irmtraud Hausherr vom örtlichen Tierschutzverein. Alle sind ratlos - und traurig, wuchsen doch nach mehrjähriger Pause endlich mal wieder kleine Schwäne heran.

Schwan ziert die Wetterfahne auf dem Kirchturm

Schwäne prägen von jeher den Anblick des Schlossteichs. Idylle pur! „Der Schwan ist sogar das Symbol unserer Wetterfahne auf dem Kirchendach“, sagt die Ortsbürgermeisterin.

Rosemann hat in der Ortschronik nach Hinweisen gesucht. „Franz Krelle hat bis in die 1960er Jahre die Chronik geführt. Er hat im September 1957 notiert, dass der Schlossteich wieder mit einem Paar Schwäne besetzt worden ist.“ Oscar Apel von der Feuerwerkerei hatte sie gestiftet - für 400 Mark.

Auch Reinhold Siebold, Jahrgang 1927 und mit 95 Jahren der Älteste im Dorf, könne sich noch genau erinnern, dass er 1934 Schlittschuhe geschenkt bekam und sie als Kinder im Jahr drauf Angst um die Schwäne gehabt hätten, weil der Schlossteich zufror... Ähnliches, sagt Rosemann, habe ihr Christa Franke berichtet.

Die frühere Kindergärtnerin Christa Kwak habe erzählt, dass ihre Eltern in den 1950er Jahren ein Grundstück am Heller gekauft hatten; der Heller, ein kleines Gewässer, wird aus einem Quelltopf gespeist. Weil er nicht zufriert, habe man anfangs die Schwäne eingefangen und zum Überwintern dorthin gebracht, später seien sie allein zwischen Schlossteich und Heller über die Hauptstraße marschiert.

Was übrigens einer der Gründe ist, weshalb seit einigen Jahren Schilder an der Hauptstraße auf die Tiere hinweisen - als Appell an die Kraftfahrer. „Damit war Rottleberode sogar im Fernsehen“, sagt Brodhuhn.

Ungewöhnliches Verhalten der Elterntiere

Großes Rätselraten im Dorf

Die frühere Kindergärtnerin Christa Kwak habe erzählt, dass ihre Eltern in den 1950er Jahren ein Grundstück am Heller gekauft hatten; der Heller, ein kleines Gewässer, wird aus einem Quelltopf gespeist. Weil er nicht zufriert, habe man anfangs die Schwäne eingefangen und zum Überwintern dorthin gebracht, später seien sie allein zwischen Schlossteich und Heller über die Hauptstraße marschiert.

Was übrigens einer der Gründe ist, weshalb seit einigen Jahren Schilder an der Hauptstraße auf die Tiere hinweisen - als Appell an die Kraftfahrer. „Damit war Rottleberode sogar im Fernsehen“, sagt Brodhuhn.

Ungewöhnliches Verhalten der Elterntiere

In diesem Jahr habe das Schwanenpaar fünf Junge ausgebrütet - zur Freude vieler Rottleberöder, erzählt Rosemann. Noch am Pfingstsonntag hätten sich die Tiere am Teich aufgehalten, samt Nachwuchs. Vorn, wo die Badeanstalt war. Doch dann habe sie etwas Ungewöhnliches beobachtet: „Die beiden Elterntiere sind über dem Friedhof gekreist. Ich habe es selbst gesehen und mich gewundert.“ Seitdem seien die Schwaneneltern und ihre Jungen fort gewesen, alle.

Auch Angler hätten berichtet, dass ihnen das Kreisen der Schwaneneltern aufgefallen sei, sonst hätten sie nichts Auffälliges beobachtet. Im Nachhinein habe niemand tote Schwäne entdeckt. Keine Federn. Nichts.

Großes Rätselraten im Dorf

Mehrere Rottleberöder hätten sich ans Ordnungsamt gewandt, andere bei der Verwaltung des Biosphärenreservats in Roßla nachgefragt, warum die Tiere verschwunden sein könnten. Sicher könne man dazu aber nichts sagen. Vielleicht waren die Elterntiere zu unerfahren, um die Jungen zu beschützen? So werde gegrübelt, ob Waschbär, Marder oder Marderhund die Jungen geholt, Raubfische die Küken gefressen, Nilgänse die kleinen Schwäne unter Wasser gedrückt haben könnten... Doch all das sei Spekulation, stellt Rosemann fest.

Dennoch wollen die Rottleberöder an „ihren“ Schwänen und ihrer Tradition festhalten. Zum Teichfest in der kommenden Woche wird es beim Quiz die ein oder andere Frage zum Thema Schwäne gegeben, und es sollen besonders gelungene, großformatige Fotos der Rottleberöder Schwäne verkauft werden, sagt Brodhuhn.

Auch dieser kleine Schwan ist seit Mittwoch nicht mehr gesehen worden.
Auch dieser kleine Schwan ist seit Mittwoch nicht mehr gesehen worden.
(Foto: Geschichts- und Traditionsverein)koch

Einen kleinen Trost gab immerhin noch. Von dem anderen Schwanenpaar, das erstmals am Heller gebrütet hat, ist zwar der Altschwan tot, aber seine Gefährtin und ein Junges tummelten sich nach wie vor in Rottleberode. Inzwischen hatten sich die beiden schon über die Straße getraut und waren im Schlossteich schwimmen. Doch seit Mittwoch ist auch dieser kleine Schwan verschwunden. Seine Mutter ist verwaist.