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Questenfest Questenfest: Vierter Anlauf um UNESCO-Welterbe geplant

Von Karl-Heinz Klarner 14.10.2019, 04:00
Manuela Schmidt und Antje Volknandt mit der „Queste“.
Manuela Schmidt und Antje Volknandt mit der „Queste“. Winterfeld

Questenberg - Es klingt fast schon ein wenig trotzig: „Die Begründung ist an den Haaren herbeigezogen. Wir werden wieder einen Antrag stellen“, macht Nicole Bloßfeld vom Questenverein am Freitagabend zum Auftakt der dreitägigen Tagung rings um das Questenfest im Südharzer Ortsteil Questenberg deutlich.

Denn nach drei vergeblichen Versuchen, das traditionelle Volksfest zu Pfingsten in der UNESCO-Liste als immaterielles Kulturerbe registrieren zu lassen, soll es nunmehr einen vierten Anlauf geben.

Langwierige Tradition

Und der soll mit fundierten Forschungsergebnissen untermauert werden. Dafür haben sich die Questenberger prominente Unterstützung geholt. Während am Sonnabend mehrere Dozenten in der Verwaltung des Biosphärenreservates die Ergebnisse ihrer Recherchen präsentierten, stimmte am Freitag Irene Ziehe vom Museum für Europäische Kulturen in Berlin die Gäste der Auftaktveranstaltung auf die wissenschaftliche Betrachtung des Pfingstbrauches im Südharz ein.

So machte die promovierte Historikerin deutlich, dass es den Adel Mitte des 18. Jahrhunderts auf das Land zog, um sich zu vergnügen. Die so genannte Romantisierung des ländlichen Raumes brachte später die Trachtenumzüge hervor.

Der Fremdenverkehr begann sich entwickeln. Anfang des 19. Jahrhunderts legte dann der Harzclub erste Wanderwege in der Region. Während der Zeit des Nationalsozialismus sei das Questenfest „ohne Beweis“ als Sonnenwendfeier propagiert worden, erläuterte die Historikern.

Germanischer Sonnenkult

Inzwischen wird das Questenfest als germanischer Sonnenkult gedeutet. Die Queste, ein riesiger Kranz auf einem Hügel am Ortsrand, symbolisiert offenbar die Sonne.

Daran lehnt sich auch heute noch das jährliche Volksfest zu Pfingsten an. Dann zieht die Questenmannschaft los, um die Queste zu erneuern. Zunächst werden dafür im Wald frische Buchenstämme, die so genannten Stebbeln, geschlagen.

In der Nacht zum Pfingstmontag geht es hinauf auf den Berg, um die Zweige der Queste auf dem zehn Meter hohen Stamm zu wechseln und bei Sonnenaufgang ein Morgenmahl abzuhalten.

„Das ist nicht nur romantisch, sondern auch schwere Arbeit, die nur gemeinsam zu bewältigen ist“, sagte Irene Ziehe. Die Historikerin aus Berlin hatte sich bereits im Jahr 2018 vor Ort selbst ein Bild von dem Jahrhunderte alten Brauch gemacht.

Zudem erinnerten am Freitagabend die „Käsemänner aus Rotha“ daran, dass sie den Questenbergern seit 332 Jahren samstags um Mitternacht Käse bringen, nur zweimal seien sie nicht gekommen.

„Ich hoffe, wir sehen und auch zum Jubiläum im kommenden Jahr“, wünschte sich Norbert Volknandt, Ortsbürgermeister und Vorsitzender des 70 Mitglieder zählenden Questenvereins.

Darüber hinaus wurde zum Auftakt ein neuer Film über das Brauchtumsfest erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt. Am Sonntag wanderten die Teilnehmer zur Queste. (mz)