Probleme für Abc-Schützen Probleme für Abc-Schützen: Kinder tragen zu schwere Lasten
Sangerhausen/MZ/sro. - Der kleine Josef hielt den traurigen Rekord: 5,6 Kilogramm war sein Schulranzen schwer. Beinahe doppelt soviel, wie es für sein Gewicht (24,3 Kilogramm) angestrebt wird. Dabei hatte er nichts in der Tasche, was nicht in die Schule gehört. Nur: auf die zweite Federmappe und die extra Mappen, die Hefte und Bücher trennen und vor Eselsohren schützen sollen, sollte er in Zukunft zugunsten eines leichteren Ranzens verzichten.
Aber Josef war nur der Spitzenreiter unter seinen Mitschülern der Klasse 1b der Goetheschule Sangerhausen, die für eine Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) ausgewählt worden ist. Das musste die Öffentlichkeitsbeauftragte Elke Bieling resigniert feststellen. Auch seine Mitschüler lagen, wie leider üblich bei dieser Studie, über dem Sollwert.
Laut diesem sollte der Ranzen nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichtes wiegen. Die extra aus Magdeburg angereisten "Ranzen-Kontrolleure" sind Sportlehrerin Jessy Mehlfeldt und der Heilpädagoge Niels Wedler. Anhand des Rückgratskeletts "Willi" erklärten sie den Kindern genau, warum sie das Gewicht der Ranzen kontrollieren wollten.
Während Niels die Kinder zunächst ohne und dann mit Schulranzen auf die Waage stellen lässt
und die Körpergröße misst, schaut sich Jessy die Einstellung der Träger an. Auch hier hapert es gewaltig. Viele Träger sind auf unterschiedliche Länge, keiner für den Rücken der Kinder passend eingestellt. Da kann Jessy an diesem Tag helfen. Aber sie sagt: "Die Eltern sollten regelmäßig prüfen, ob die Träger richtig eingestellt sind und diese bei Bedarf entsprechend nachstellen."
"Schon das Nettogewicht der Ranzen kann hoch sein", sagt Niels Wedler. "Darauf sollte man beim Kauf neben den Sicherheitsmerkmalen achten." Außerdem finden es die beiden gut, dass in der Schule Trinken für die Kinder angeboten wird. "Da könnten die Mädchen und Jungen eigentlich auf die Edelstahlthermoskanne verzichten."
Wie man sehen konnte, kommen die Schüler schon nicht ohne mehrere Lesehefte und Bücher an einem Tag aus. Klassenlehrerin Sylvia Schwarz hatte das Problem der schweren Ranzen schon vor dem Test erkannt und sagt: "Die Mathe- und Heimatkundebücher können durchaus auch mal in der Schule bleiben."
Für die Kinder gibt es nach der Aktion ein Malheft, und auch für die Eltern eine Informationsbroschüre, in die sie unbedingt reinschauen sollten. Die Kinder haben begriffen, dass die beiden jungen Leute helfen wollen, und haben sie sofort ins Herz geschlossen. In der Frühstückspause teilen sie das Frühstück mit ihnen. Dass "Jessy" und "Niels" dabei überwiegend Süßigkeiten angeboten bekommen, ist schon wieder eine andere Geschichte wert.