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"Polizei macht Schule" in Großleinungen "Polizei macht Schule" in Großleinungen: Junge Kommissare im Einsatz

Von Ralf Kandel und Janes Schmidt 24.06.2016, 17:00
Christian Maertens zeigt den Kindern, wie Spuren gesichert werden.
Christian Maertens zeigt den Kindern, wie Spuren gesichert werden. Ralf Kandel

Grossleinungen - Loreen ist ziemlich aufgeregt. „Die haben uns Computer geklaut“, verkündet die Siebenjährige. „Die“, das sind in dem Fall Einbrecher, die in die Grundschule Großleinungen eingedrungen sind. Und die wollen Lina, Loreen, Alex und all ihre Mitschüler jetzt dingfest machen - natürlich mit Hilfe der Polizei.

Spezielles Projekt

Das Ganze ist Teil eines ziemlich speziellen Projektes, das „Polizei macht Schule“ heißt und in Großleinungen stattfindet. Warum gerade im kleinen Ort im Leinetal? Hier gehen die Kinder von Christian und Daniel Maertens sowie Daniel Greiner, die das Projekt maßgeblich initiiert haben, zur Schule.

Die Schule in Großleinungen ist die einzige Projektschule des Landes Sachsen-Anhalt im Bereich der Grundschulen. Derzeitig zählt sie 87 Schüler, wobei ein kleiner Teil von ihnen Förderbedarf hat. Dieser Teil ist in Pflegefamilien oder Kinderheimen untergebracht, da sie in ihrer Vergangenheit oft mit körperlicher und seelischer Gewalt zu kämpfen hatten.

Außerdem legt die Schule sehr viel Wert auf fortschrittliche Lernmethoden wie zum Beispiel Netbooks. Diese werden in allen vier Klassenstufen eingesetzt. (jas)

Begonnen hat für die Kinder der ebenso aufregende wie spannende Tag schon unmittelbar nach dem Eintreffen in der Schule am frühen Morgen. „Wir konnten nicht in unsere Klasse. Ein Schild hing an der Tür, da stand drauf, dass die Polizei da ist“, erzählen die Mädchen und Jungen aufgeregt durcheinander.

Einblicke in die Welt der Strafverfolgung

Die Polizisten sind Christian und Daniel Maertens aus Lengefeld und Daniel Greiner aus Großleinungen. Zu dritt geben sie den Kindern Einblicke in die Welt der Strafverfolgung. In Stationen werden den Schülern vier Aufträge erteilt, die sie mit ihrer Klasse ausführen. Ziel ist es, die Täter zu fassen. „Das Ganze ist wie ein großes Puzzlespiel“, sagt Maertens. In dem Raum, in dem sich der vermeintliche Einbruch abgespielt hat, kommt es zur Spurensicherung am Tatort. So heißt die erste Station.

Christian Maertens zeigt den Kindern, wie man Fingerabdrücke sichtbar macht, Lupen benutzt und beantwortet ihnen all ihre Fragen zu dem Thema. Die Jungen und Mädchen dürfen selbst probieren, alles anfassen und versuchen, mit ihren Kenntnissen nun herauszufinden, wie die Täter in das Klassenzimmer gelangt sind.

Nachdem das erledigt wurde, folgt die Zeugenvernehmung. Unter Aufsicht von Daniel Greiner können die Kinder einem Zeugen möglichst viele Fragen stellen, um sich ein Bild von der Tat zu machen. Zudem bekommen sie eine kurze Einweisung, worauf es bei einer Vernehmung ankommt und dass man zum Beispiel auf die W-Fragen achtet.

Einsatzfahrzeug erkunden

Anschließend gehen die jungen Kommissare zum Einsatzfahrzeug, in das ihnen Daniel Maertens einen Einblick gibt. Sie dürfen den Innenraum erkunden, sich die Ausrüstung ansehen und natürlich wieder haufenweise Fragen stellen. Das ist spannend und macht Spaß, finden die Schüler. Lina jedenfalls ist sichtbar stolz, einmal am Steuer eines Polizeiautos zu sitzen.

Zudem werden die Grundschüler über die Verwendung von Waffen, Handschellen und weiteren Hilfsmitteln der Gesetzeshüter informiert.

Die letzte Station besteht darin, einen Bericht zu schreiben. Die Kinder legen ihr gesamtes Wissen über die Tat nieder. Am Ende der Ermittlungen treffen sich alle gemeinsam im Speiseraum, um den Fall endgültig aufzuklären. Das klappt: Als „Täter“ kommt nur der Hausmeister in Frage. Der wiederum hat im Auftrag des Direktors gehandelt. So ist der Fall geklärt, die Computer sind wieder da. Und die jungen Polizisten sind stolz auf ihre Ermittlungserfolge.

Finanziell wurde das Projekt unterstützt von der Gewerkschaft der Polizei. Sie wollen damit den Kindern helfen, mehr über die Polizei zu erfahren. (mz)