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Plan für Windradpark vorgestellt Plan für Windradpark vorgestellt: Mittelhäuser haben große Bedenken

Von Grit Pommer 25.01.2018, 13:23
Ein Teil des Windparks zwischen Mittelhausen und Holdenstedt
Ein Teil des Windparks zwischen Mittelhausen und Holdenstedt Schumann

Mittelhausen - Die Windmüller verteilen Gummibärchen. Die Stimmung im Gemeindehaus in Mittelhausen kann das aber kaum heben. Die Mehrheit derer, die zur Ortschaftsratssitzung gekommen sind, scheinen die Pläne zum Bau weiterer Windräder eher kritisch zu sehen.

Erst recht, als Matthias Jantz von der Unternehmensgruppe UKA (Umweltgerechte Kraftanlagen) das Bild einer Flurkarte an die Wand projiziert. Dreiecke markieren die möglichen Standorte der neuen Windräder. Ein größeres Dreieck liegt am nördlichen Ende des Windparks in Richtung Holdenstedt. Zwei kleinere sind noch näher an Mittelhausen dran als die Windkraftanlagen, die jetzt schon stehen.

Vor Genehmigung der Windräder ist Gutachten notwendig

Aus dem Publikum kommt die Frage, ob auf die größere Fläche nahe Holdenstedt sogar zwei Windräder draufpassen würden, so dass es insgesamt um bis zu vier neue Anlagen geht. Ja, schon, sagen die UKA-Vertreter. Aber es sei wahrscheinlicher, dass man bei drei bleibt, so Jantz.

Er stellt das Projekt vor, erklärt, dass vor der Genehmigung solcher Anlagen ein Gutachten zu Schall und Schattenwurf erstellt werden muss und dass die möglichen Auswirkungen auf Vögel und Fledermäuse mehr als ein Jahr lang untersucht werden.

„Ich rechne mit einer Projektentwicklungsphase von drei bis fünf Jahren“, sagt Jantz. All das werde man aber erst anschieben, wenn man sich die nötigen Flächen bei den Eigentümern gesichert habe.

Auf 2.800 Quadratmetern Fläche sollen Windräder nahe Mittelhausen entstehen

Ein Thema, bei dem Michael Ruppe, Landwirt aus Holdenstedt, kaum ruhigbleiben kann. Er bestellt in diesem Bereich Felder. „Die Verpächter rufen bei uns an und berichten von unmoralischen Angeboten für die Grundstücke - bei laufenden Pachtverträgen“, berichtet er.

Jantz’ Argument, dass Windräder der Landwirtschaft viel weniger Fläche entziehen als Solaranlagen, dass es beim Projekt der UKA um maximal 2.800 Quadratmeter gehe, zählt bei Ruppe nicht. „Wir haben hier mit die besten Böden in Deutschland“, sagt er. Es wäre geradezu frevelhaft, sie nicht landwirtschaftlich zu nutzen.

27 große Windmühlen seien genug, findet er und wirft in die Runde: „Wir sitzen hier in einem Boot und wir sollten zusammenhalten.“ Wer habe denn eigentlich etwas von den neuen Anlagen, abgesehen von den Grundstückseigentümern, denen er das Geld natürlich gönne, fragt Rolf-Dieter Engler. Der Mittelhäuser hat den hohen Autobahndamm direkt vor der Haustür und blickt aus seinem Fenster auf den Wald aus blinkenden Windrädern.

Laut UKA bringt ein Windrad im Jahr rund 10.000 Euro Gewerbesteuern für Allstedt

Die Gewerbesteuer - laut Jantz sind etwa 10.000 Euro pro Windrad und Jahr zu erwarten - fließe in den Gesamthaushalt der Einheitsgemeinde Allstedt, sagt Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). Und Richter merkt an, dass auch Allstedt und die Ortsteile quasi in einem Boot sitzen.

Ein Vorteil, der den betroffenen Ortsteilen direkt zugutekommen könnte, sind derweil die Maßnahmen, mit denen die Windradbauer den Eingriff in die Landschaft ausgleichen müssen. Möglich wären beispielsweise Obstbaumreihen mit malerischen Blüheffekten, heißt es. Oder eine Hecke als Schattenspender an einem Rad- oder Wanderweg. „Rad- und Wanderwege haben wir nicht“, sagt Ort-schaftsratsmitglied Bernd Matschulat (CDU) gallig.

Ob Allstedt in dem Bereich weitere Windräder planerisch zulässt, entscheiden indes nicht die Ortschaftsräte der betroffenen Dörfer, sondern der Stadtrat der Einheitsgemeinde. (mz)