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Im Keller der FDP-Landesgeschäftsstelle entdeckt Öl-Gemälde des Sangerhäuser Künstlers Wilhelm Schmied kehrt heim

Die Landesvorsitzende Lydia Hüskens übergibt dem Schmiedverein ein Gemälde, das im Keller der FDP-Landesgeschäftsstelle entdeckt wurde. Gibt es auch eine neue Hoffnung für Obstbauern-Wandbild?

Von Frank Schedwill 18.04.2024, 14:15
Ronald Kolbe (Schmiedverein), Kathrin Tarricone (FDP, MdL), Iris Ziegler (Schmiedverein) und Lydia Huskens (FDP)  (v.l.) vor dem Gemälde.
Ronald Kolbe (Schmiedverein), Kathrin Tarricone (FDP, MdL), Iris Ziegler (Schmiedverein) und Lydia Huskens (FDP) (v.l.) vor dem Gemälde. (Foto: Maik Schumann)

Hettstedt/Sangerhausen/MZ. - Jahrzehntelang lag es im Archiv im Keller der FDP-Landesgeschäftsstelle in Magdeburg. Nun ist es in der Region zurück: Lydia Hüskens, die FDP-Landesvorsitzende und Landesministerin für Digitales und Infrastruktur, hat am Montagabend im Büro der FDP-Landtagsabgeordneten Kathrin Tarricone in Hettstedt das vom Maler Wilhelm Schmied geschaffene Öl-Gemälde „Thälmann-Platz-Halle“ an den Sangerhäuser Wilhelm-Schmied-Verein übergeben - als Dauerleihgabe.

Sangerhäuser Schmied-Verein bemüht sich um das Erbe des Künstlers

Der aus der Kreisstadt stammende Künstler hatte es im Jahr 1973 für die damalige Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD), eine der Blockparteien in der DDR, angefertigt. Er war deren Mitglied und hatte im gleichen Jahr einen Werkvertrag mit dem damaligen Bezirksvorstand der LDPD geschlossen, in dessen Folge das 1,35 mal 1,54 Meter große Gemälde entstand. Die LDPD war im Osten Deutschlands Vorläufer der FDP.

„Bereits seit Ende der 1960-er Jahre hat Schmied mehrere Werke geschaffen, die Stadtansichten von Halle zeigen und auf denen er den fortwährenden Umgestaltungsprozess der Stadt festhielt. Ziel war es, das gefasste Erleben der Nachwelt zu überliefern“, sagt Iris Ziegler, die Vorsitzende des Sangerhäuser Schmied-Vereins.

Der bemüht sich seit dem Jahr 2014 um das Erbe des Künstlers, der von 1959 bis 1976 den Verband Bildender Künstler des Bezirkes Halle leitete und seit 1974 ordentliches Mitglied der Akademie der Bildenden Künste der DDR in Berlin war. Schmied verfügte über ein eigenes Atelier in Sangerhausen Südwest. Er war Händelpreisträger der Saalestadt, Träger des Kunstpreises und des Nationalpreises der DDR.

Ausstellung im Goldenen Saal angedacht

1910 in Dresden geboren, wäre er am vergangenen Samstag, 13. April, 114 Jahre alt geworden. Er starb am 7. Dezember 1984 in seiner Wahlheimat Sangerhausen, wo er 1946 seine freiberufliche Tätigkeit nach Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft als Maler und Grafiker begonnen hatte.

Sein Todestag jährt sich also in diesem Jahr zum 40. Mal. Ziegler kündigte an, man werde den 114. Geburtstag und den 40. Todestag zum Anlass nehmen, „das wunderbare Geburtstagsgeschenk der FDP Sachsen-Anhalts“ würdig in einer der nächsten Ausstellungen des Vereins der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Der Kunstpreis der Stadt Halle-Neustadt von 1973, auch er wurde dem Sangerhäuser Künstler verliehen.
Der Kunstpreis der Stadt Halle-Neustadt von 1973, auch er wurde dem Sangerhäuser Künstler verliehen.
(Foto: Maik Schumann)

Wie Karsten Pille, der Wahlkampfmitarbeiter von Tarricone sagte, wird die FDP den Verein dabei unterstützen. Geplant sei die Ausstellung im Herbst dieses Jahres in Sangerhausen, möglicherweise im Goldenen Saal. Auf jeden Fall sollen bei der Schau so viele Arbeiten des Malers und Grafikers wie möglich präsentiert werden. Schmieds bekanntestes Werk ist wohl das große Mosaik im Sangerhäuser Bahnhof.

Interesse an Rückkehr des Wandbildes „Die Obstbauern“

Ziegler kündigte an, sich auch darum zu bemühen, dass das Wandbild „Die Obstbauern“ in die Region zurückkehrt. „Nur allein schafft das unser Verein nicht“, sagte sie. Das fünf mal elf Meter große Obstbauernbild war in den 1970/80-er Jahren nach einem Entwurf von Schmied entstanden.

Bestehend aus 189 emaillierten Stahlplatten, zierte es bis 1999 die Giebelseite eines Wohnblocks im Eisleber Ortsteil Helfta. Dann wurde es im Zuge der damals anstehenden Sanierung des Hauses abmontiert.

Die Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) als Verwalterin der früheren Wohngebäude des VEG hatte keine Verwendung für das Bild und übereignete es einer Berliner Interessengemeinschaft, die ein Museum für DDR-Kunst aufbauen wollte. Dazu kam es nie.

Stadt Eisleben hat kein Interesse am Wandbild

Das eingelagerte Kunstwerk des Sangerhäusers wird weiter auf der Internetplattform Ebay zum Kauf angeboten - für knapp 40.000 Euro. Laut der Eisleber Stadtverwaltung hat das Landesamt für Denkmalpflege im vergangenen Jahr angefragt, ob die Lutherstadt Interesse an dem Kunstwerk habe.

Das Land wäre möglicherweise bereit, das Wandbild zu erwerben. Aber nur, wenn Eisleben sich dafür interessiere und eine Idee habe, wo es angebracht werden könnte. Allerdings lehnten die Eisleber ab.

Danach entwickelte sich eine Debatte in Sangerhausen, es vielleicht hierher zu holen. Es gab eine ganze Reihe Befürworter der Idee, die der Sangerhäuser Stadtrat Thomas Klaube (CDU) aufbrachte. Sie versandete dann aber wieder.