1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Oberbürgermeisterwahl: Oberbürgermeisterwahl: Wie die Kandidaten um die Wählergunst werben

Oberbürgermeisterwahl Oberbürgermeisterwahl: Wie die Kandidaten um die Wählergunst werben

Von Grit Pommer 20.04.2017, 15:00
Sonntag fallen die Würfel - die Wähler entscheiden zwischen Patrick Graul, Holger Hüttel, Gerald Neuschl, Ralf Poschmann und Sven Strauß.
Sonntag fallen die Würfel - die Wähler entscheiden zwischen Patrick Graul, Holger Hüttel, Gerald Neuschl, Ralf Poschmann und Sven Strauß. Schumann

Sangerhausen - Nur noch drei Tage bis zur Oberbürgermeisterwahl in Sangerhausen. Tobt der Wahlkampf? Nein, toben wäre nicht die treffende Beschreibung. Es ist mehr ein freundlich-bestimmtes Werben um die Gunst der Wähler. Wobei die fünf Bewerber um den Chefsessel im Rathaus mit durchaus unterschiedlichem Budget und verschiedenen Strategien ins Rennen gegangen sind.

Einzelbewerber Patrick Graul wirbt mit Flyern und Kulis

Patrick Graul wird am Sonntag ganz oben auf dem streng alphabetisch geordneten Stimmzettel stehen. Er ist parteiloser Einzelbewerber ohne politische Vorerfahrung. Sein Gesicht grüßt nicht von Plakaten, Grauls Wahlkampfkasse ist schmal bemessen. Etwa 400 Euro, schätzt der 34-Jährige, wird er wohl für Werbematerialien ausgegeben haben. Plakate gibt es nicht, aber 10.000 Flyer wurden verteilt. Und er hat Werbe-Kulis anfertigen lassen: „Ihre Wahl - Patrick Graul“.

Viel Zeit für Wahlkampfauftritte habe er nicht, sagt der gelernte Elektriker. Vier Tage die Woche arbeitet er, auch im Vorstand der Kleingartenanlage gibt es zu tun. Graul setzt auf die Mund-zu-Mund-Propaganda, ist viel bei Facebook unterwegs.

Linke-Kandidat Holger Hüttel hat 300 Plakate in Sangerhausen und Ortsteilen angebracht

Holger Hüttel, der für die Linke startet, hat unterdessen für viele Sangerhäuser inzwischen ein Gesicht: 300 Plakate mit seinem Konterfei hängen in der Stadt und den Ortsteilen an Laternenmasten und Schilderpfosten. Er hat sein Wahlprogramm auf Flyer drucken lassen, verteilt bei seinen Wahlkampfterminen Kulis und Notizblöcke.

Was all das kostet? „Viel zu viel“, sagt Hüttel, hat aber das Glück, dass bei den Linken im Landkreis Mansfeld-Südharz alle Mandatsträger zehn Prozent ihrer Aufwandsentschädigung in einen Fonds einzahlen, aus dem linke Wahlkämpfer unterstützt werden. Er plädiere aber für eine reduzierte Wahlwerbung in Sangerhausen, weil Einzelbewerber es sicher schwerer hätten, meint Hüttel.

Einzelbewerber Gerald Neuschl setzt auf Facebook

Als ein solcher verzichtet Gerald Neuschl komplett auf Plakate. Im vergangenen Jahr, als er für die Freien Wähler für den Landtag kandidierte, habe die Vereinigung die Plakate finanziert, sagt er. Ihn schreckt aber auch der Aufwand, bei der Stadt die Erlaubnis für die Plakatierung zu beantragen, alles aufzuhängen und hinterher wieder einzusammeln. 8.000 Flyer habe er drucken lassen, das sei zum Glück sehr preiswert. Ansonsten investiere er „sehr viel private Zeit“ in seinen Wahlkampf, setzt dabei vor allem auf Facebook. Dort ist er einer von drei Betreibern der Plattform Bürgerkommune SGH. Wahlstände baut Neuschl nicht auf. „Ich spreche mit den Leuten in meinem Lokal oder wenn man sich in der Stadt trifft“, sagt er.

Amtsinhaber Ralf Poschmann vermittelt Wahlprogramm auf 16.500 Flyern und Postkarten

Amtsinhaber Ralf Poschmann (CDU) hat 300 Plakate drucken lassen, auf fünf Großaufstellern ist er im Gruppenbild mit drei schicken Jung-Unionlern zu sehen, auf 16.500 Flyern und Postkarten vermittelt er bisherige Erfolge und künftige Ziele und auch im Netz ist der OB mit einer sehr professionell gestalteten Homepage vertreten.

All das hat seinen Preis, für den muss Poschmann persönlich aufkommen. Finanzielle Zuschüsse von der CDU gibt es im Wahlkampf nicht, sagt er. Doch er habe viele Unterstützer, die in vielfältiger Weise helfen, auch mit Spenden. Zwei Drittel der Wahlkampfkosten werde er aber dennoch aus dem privaten Ersparten bezahlen müssen, was in etwa zwei Monatsgehältern als OB entspreche. Poschmann achtet streng auf die Trennung von Amt und Wahlkampf. An Tagen, an denen er am Infostand steht, nimmt er Urlaub. Selbst am Wahlabend wird er nicht im Rathaus sein, sondern das Ergebnis zu Hause erwarten - zusammen mit Wegbegleitern und Unterstützern, die er eingeladen hat.

SPD-Kandidat Sven Strauß wirbt auf 200 Plakaten und 30.000 Flyern

SPD-Kandidat Sven Strauß kann unterdessen im Wahlkampf um den OB-Posten auf finanzielle Zuschüsse von Ortsverein, Kreis- und Landesverband zurückgreifen. „Aber man braucht auch Spenden“, sagt er. Die kämen nicht nur von Unternehmern und Geschäftsleuten, auch private Unterstützer gaben Geld für seine Wahlwerbung. Mal 20 Euro, mal 50 - alles helfe weiter. Nicht zu vergessen all die Leute, die ihn mit Zeit und Kraft unterstützen. Aber der Wahlkampf macht auch Spaß, sagt er.

An die 200 Plakate hat Strauß aufgehängt, zwei verschiedene Flyer-Varianten in einer Auflage von insgesamt 30.000 Stück landeten in den Briefkästen in Sangerhausen und den Ortsteilen. (mz)