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Naturschutz in Wansleben Naturschutz in Wansleben: Verein baut Zaun für wandernde Kröten

Von Kornelia Privenau 09.03.2003, 17:11

Wansleben/MZ. - Vereinsvorsitzender Paul Reinhardt (68) und seine Frau Gertrud sind wie die meisten Naturfreunde schon zum dritten Mal bei einer solchen Aktion dabei. Reinhardt: "Bettina und Jürgen Schwarzkopf hatten unseren Verein vor zwei Jahren auf das Problem aufmerksam gemacht. Immer wieder waren Kröten auf ihrem Frühjahrsmarsch zum Tümpel auf der anderen Straßenseite von Autos überfahren worden. Wir haben uns das angesehen und waren sehr beeindruckt. Es musste etwas geschehen."

Beim Beraten beließen es die 36 Vereinsmitglieder nicht. Sie suchten sich 2001 Unterstützung bei Bürgermeister Schiemann und fachlichen Rat beim Hettstedter Umweltamt. Überall seien sie auf offene Ohren gestoßen, hieß es im Verein. Nachdem sich die Naturfreunde informiert hatten, wann die Krötenwanderung beginnt, kam frohe Kunde aus dem Gemeindeamt. Reinhardt: "Ungefähr 300 Meter weiches Kunststoffnetz für den Zaun wurden zur Verfügung gestellt. Im vorigen Jahr gab es Netz vom Umweltamt. Das Material hat noch für dieses Mal ausgereicht." 300 Meter Krötenzaun sind am Samstag gezogen worden, 60 Zentimeter hoch. Da hieß es: einfädeln mit Fingerspitzengefühl. Auch das Ehepaar Schwarzkopf war gekommen, zusammen mit den beiden Söhnen.

Die Kröten werden durch den Zaun daran gehindert, die Straße zu überqueren. Statt überfahren zu werden, landen sie weich, in Eimern, die von den Vereinsfreunden täglich geleert werden, und zwar an jenem Tümpel, der das Wanderziel der Kröten ist. 2001, bei der ersten Rettungsaktion, wurden 897 Kröten gezählt, im vorigen Jahr waren es 580. Beginn und Dauer der Wanderung sind laut Reinhardt Wetter abhängig. Doch auch in dieser Frage ist der Verein bestens vorbereitet. Dafür sorgt ein professioneller "Wetterfrosch". Vereinsmitglied Axel Melzer, der beim Wetterdienst in Artern arbeitet, stellt Temperaturmessungen an. So habe sich gezeigt, dass die Kröten bei Niedrig-Temperaturen nicht wandern. Je nach Kälte oder Wärme kann so eine Krötenwanderung schon einige Wochen dauern. Das ficht den Verein nicht an. "Wir haben einen Plan aufgestellt, wer wann die Kröten zählt und die Eimer leert", sagt Paul Reinhardt.

Der Heimatverein hat noch viel vor. Gegenwärtig wird Material für eine Dokumentation gesammelt "Das Bauerndorf Wansleben". Außerdem soll das einstige Gefängnis, das unter Denkmalschutz steht, wieder hergerichtet werden. Kein leichtes Unterfangen. "Wir bemühen uns um Spenden, Sponsoren und Mittel aus der Dorfgestaltung", so der Vereinsvorsitzende.