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Nach Rettungsaktion am Schwerspatschacht  Nach Rettungsaktion am Schwerspatschacht : War Höhlenexkursion doch genehmigt?

Von Frank Schedwill 26.05.2015, 14:09
Höhenretter und Feuerwehrleute holen die schwer verletzte 26-Jährige aus dem Schacht.
Höhenretter und Feuerwehrleute holen die schwer verletzte 26-Jährige aus dem Schacht. Ralf Kandel Lizenz

Kelbra - Die Polizei will ihre Ermittlungen nach dem Absturz einer 26-jährigen Frau in einem alten Schwerspatschacht im Kyffhäusergebirge so schnell wie möglich abschließen. Das kündigte die für den Fall zuständige Polizeiinspektion Kyffhäuser gestern an.

„Wir prüfen sowohl im straf- als auch im ordnungsrechtlichen Bereich“, sagte Polizeihauptkommissar Jochen Schulze von der Behörde, die im thüringischen Sondershausen ansässig ist. Dabei gehe es vor allem darum, ob wirklich keine Genehmigung für den Abstieg in den Schacht nahe der Rothenburg vorlag. Die Landeseinsatzzentrale der Polizei in Erfurt hatte am 17.?Mai, dem Tag des Unglücks erklärt, dass die sechs Männer und eine Frau illegal in den Schacht eingestiegen seien.

Auf dem Gelände warnen Schilder vor dem Betreten der Anlage. Die Höhlenforscher drangen etwa 70 Meter in den Stollen vor. Dann stürzte die 26-Jährige etwa 15 Meter tief ab. Sie sei zuvor auf einen morschen Balken getreten, heißt es. Bei der Frau soll es sich um eine Geologin aus Halle handeln, die ihre Doktorarbeit über das Gebiet schreibt. Sie erlitt bei dem Sturz in die Tiefe schwere Verletzungen und konnte erst Stunden später bei einem Großeinsatz gerettet werden (die MZ berichtete).

Der Schacht an der Rothenburg, in dem das Unglück am vergangenen Sonntag passierte, gehörte zum früheren Flussspatwerk in Rottleberode.

Dort wurde Schwerspat, also Bariumsulfat abgebaut, das damals hauptsächlich als Zuschlagstoff in Hochöfen verwendet wurde. „Mitte der 60er Jahre wurde allerdings die Förderung in Kelbra eingestellt, da sie unrentabel geworden war“, erinnerte sich Alfred Wüstemann, der als Maschineningenieur im Flussspatwerk in Rottleberode arbeitete.

Karl-Heinz Maul aus Kelbra, der unter anderem als Sprenghauer in der Grube an der Rothenburg tätig war, sagte, die Förderung sei bereits im Oktober 1964 eingestellt worden. „Ende März 1965 wurde die Grube dann ganz geschlossen.“ Insgesamt seien in dem Werk bei Kelbra 27 Menschen beschäftigt gewesen.

Die Frau wurde dann mit dem Rettungshubschrauber ins Nordhäuser Südharz-Krankenhaus geflogen. Nach Angaben der Polizei hat es mittlerweile auch einen Ortstermin mit dem Thüringer Bergamt an dem altem Schacht gegeben. Der war 1965 von den Betreibern aufgegeben worden. Es sollen nun aber auch noch alle Grundstücksbesitzer befragt werden. Außer dem Forst gebe es in Waldstück, in dem sich der Schacht befindet, noch eine ganze Reihe weiterer privater Eigentümer.

Bei der Bergung waren rund 50 Einsatzkräfte der Bergrettung Mansfeld-Südharz und mehrerer Feuerwehren im Einsatz. Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat angekündigt, er werde der Frau die Kosten für die Rettung in Rechnung. Dabei geht es um den Einsatz der Höhenretter. Über Regressfordrungen für den Einsatz der Feuerwehren entscheiden dann offenbar die jeweiligen Gemeinden. (mz)