Nach Havarie und Insolvenz Nach Havarie und Insolvenz: Hält neuer Besitzer Biogasanlage Hayn besser instand?

Hayn - Das Geschäft ist seit wenigen Tagen unter Dach und Fach: Die insolvente Biogasanlage in Hayn, die 2018 durch eine Havarie überregional in die Schlagzeilen geraten war, ist verkauft worden. Das hat Insolvenzverwalter Ulrich Luppe aus Halle gegenüber der MZ bestätigt.
In der Bevölkerung und bei den Anliegern seien nun die Erwartungen an den neuen Eigentümer groß, sagt Ortsbürgermeister Ingolf Jänicke (Pro Hayn). Sie hofften vor allem, dass die Anlage besser instand gehalten werde als bisher.
Technischer Defekt verursachte Umweltkatastrophe
Im April 2018 waren in wenigen Stunden ein paar Tausend Kubikmeter Gülle aus einem Leck im Gärrestebehälter geströmt. Hangabwärts wurden Böden kontaminiert, im Hagelsbach und der Wolfsberger Wipper starben die Fische. Mehr als 160 Einsatzkräfte versuchten bis tief in die Nacht hinein, das Ausmaß der Umweltkatastrophe einzudämmen.
Doch erst mit Hilfe von acht Kubikmetern Spezialbeton ließ sich das Leck schließen. Schuld war ein technischer Defekt; durch eine kaputte Dichtung am Rührwerk war ein Loch von einem halben Meter Durchmesser in die Betonwand gerissen worden.
Die Havarie galt als Auslöser dafür, dass der bisherige Geschäftsführer der Biogasfarm UG & Co. KG im März für die Anlage Insolvenz anmelden musste. Luppe wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt, während die Anlage nur noch im Wartungsmodus lief.
Ortsbürgermeister erwartet Beseitigung der Mängel
Die langwierige Reparatur nach der Havarie habe erhebliche finanzielle Einbußen zur Folge gehabt, erklärte der Anwalt. Die Bank kündigte, Einspeisevergütungen für Strom blieben aus, weitere Verbindlichkeiten verschlimmerten die Situation. Letztlich waren die Schulden höher als der Wert der Anlage, die seit 2010 steht.
„Ich erwarte vor allem“, betont Ortsbürgermeister Ingolf Jänicke, „dass die Anlage ordentlich instand gehalten wird und Mängel sofort behoben werden.“ Es dürfe keinesfalls zu einem Wartungsstau oder einer weiteren Havarie kommen.
Mit dem neuen Eigentümer müsse auch die Zufahrt der Schwerlasttransporte geregelt werden, fordert Jänicke, um Dreck und Lärm zu verringern.
Schwerlaster ignorieren Vereinbarung
Denn viele Anwohner, die teils nicht mal 200 Meter entfernt wohnen, hatten sich seit Jahren über den Schwerlastverkehr beschwert. Die Fahrzeuge nutzten nicht wie vereinbart einen Feldweg, sondern donnerten unmittelbar vor ihren Häusern durch die Straße Hinter den Gärten, mitunter auch am Wochenende oder nachts.
„Die Lkw dürfen nicht fahren, wie sie Lust und Laune haben“, stellt Jänicke fest. Massive Kritik gab es außerdem wegen des Gestanks, weil beispielsweise Puten- oder Hähnchenmist ohne Abdeckung im Freien gelagert wurden.
„Es gab mehrere Interessenten für die Anlage“, sagt Anwalt Luppe. Sie sei an den Interessenten mit dem „bestmöglichen Angebot“ verkauft worden - mit Zustimmung der Gläubigerversammlung. Einen Namen nennt Luppe nicht: „Der Käufer hat um Vertraulichkeit gebeten.“ Gleiches gelte für den Kaufpreis. Immerhin stehe nun „keine Investruine“ im Dorf.
Landkreis sucht Kontakt zu neuem Eigentümer
Ob und welche Auflagen die Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz erteilen wird, dazu äußere man sich vorerst nicht, sagt Sprecherin Michaela Heilek. Der Insolvenzverwalter habe zwar über den Verkauf informiert, aber „der neue Eigentümer hat bislang noch keinen Kontakt zum Landkreis aufgenommen“.
Die Anlage sei derzeit noch außer Betrieb. „Zu allen anderen Fragen werden wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.“ Zuerst müsse man mit dem neuen Eigentümer sprechen, kündigt Heilek an. (mz)