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Nach der Mifa  Nach der Mifa : Ehemaliger Mitarbeiter sieht seine Chance im neuen Job

Von Joel Stubert 23.04.2017, 07:00
Nico Wendler zeigt sein neues Arbeitsgerät. Nach sechs Jahren Mifa und der Entlassung im März startet er nun beruflich neu durch.
Nico Wendler zeigt sein neues Arbeitsgerät. Nach sechs Jahren Mifa und der Entlassung im März startet er nun beruflich neu durch. Schumann

Sangerhausen - Wenn Nico Wendler auf seine Zeit bei der Mifa zurückblickt, ist es kein Blick voller Zorn und Wehmut. „Der Job hat mir Spaß gemacht, ich habe Kundenkontakt gehabt und im Außendienst gearbeitet“, sagt der 43-Jährige. Seit Anfang März ist dies nicht mehr so - Wendler wurde entlassen.

Nico Wendler startet Neuanfang im Callcenter in Sangerhausen

Doch von Groll ist bei ihm nichts zu spüren. Im Gegenteil. „Ich kann nun einen Neuanfang starten, habe eine neue Perspektive. Darüber bin ich glücklich“, sagt der Sangerhäuser, der sechs Jahre für den Fahrradbauer in Lohn und Brot stand. Nun fängt er ein neues Leben an und tauscht das Fahrrad gegen den Telefonhörer. „Als ich hörte, dass es Jobs im Callcenter in der Stadt gibt, habe ich mich sofort beworben“, so Wendler. Noch am Tag des Vorstellungsgesprächs bekam er die Zusage.

So hart ihn die Nachricht seiner Entlassung traf - so sehr hat sich seine Verbitterung in Optimismus umgewandelt. Er sei sogar froh, schon relativ frühzeitig Gewissheit über seine Entlassung gehabt zu haben, gibt Wendler zu. „Am Tag der Bekanntgabe war ich schon geschockt“, sagt er. „ Aber diejenigen in der zweiten Welle mussten ja zunächst die Jobs von den anderen mit machen“, erläutert Wendler. Sie hat es quasi doppelt schlecht getroffen. Zudem, betont er, seien nun die „guten“ Jobs auch schon weg vom Markt. Für die später Entlassenen werde es zumindest „nicht leichter“.

Leicht ist das Leben nun für ihn auch nicht, aber zumindest etwas verbessert. Finanziell zwar nicht - aber von der Stimmung her. „Ich habe einen unbefristeten Vertrag und denke, dass ich nun gesichert in die Zukunft schauen kann.“

„Selbst, wenn ich noch länger geblieben wäre, wer weiß, wie lange ich noch hätte bleiben können.“ Die Unsicherheit hätte ihn wohl um den Schlaf gebracht. Vor allem, weil er drei Kinder zu ernähren hat. „Vor allem für sie wollte ich in Sangerhausen bleiben“, sagt Wendler. „Ansonsten wäre ich vielleicht auch von hier weggegangen.“

Transfergesellschaft berät ehemalige Mifa-Mitarbeiter in Sangerhausen

Er ist einer von vielen, die sich nach der Mifa ein anderes Leben aufbauen wollen und müssen. Die Transfergesellschaft, in die nicht nur Wendler übergangen ist, hilft dabei. „Wir wurden gut beraten und auch die Arbeitsagentur hat sich gut um uns gekümmert“, sagt der Sangerhäuser. Einige Firmen stellen sich bei den noch nicht fündig gewordenen vor, zuletzt die Firma DHL. „Wer arbeiten will, der findet auch eine Anstellung“, ist bei vielen die vorherrschende Meinung. Und genauso sind sich viele auch über die Zukunft ihres ehemaligen Arbeitgebers einig. „Ich fürchte, der Name ist verraucht, das Vertrauen in das Produkt und auch den Standort Sangerhausen ist nicht mehr da.“

Scheint ganz so, als habe Nico Wendler mit seinem alten Beruf schon abgeschlossen. (mz)