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Umfrage unter Händlern Mit Karte oder doch in bar? Wohin geht der Trend in Sangerhausen und was bereitet Senioren Probleme?

Deutschlandweit nimmt der Trend zur Kartenzahlung zu. Wie sieht es eigentlich in Sangerhausen aus? Wir haben uns bei einigen Händlern umgehört.

Von Hanna Rudat 18.07.2024, 15:00
Bärbel Lehnert kauft ihre Schuhe im Geschäft per Karte. Kleinere Beträge zahlt sie lieber bar.
Bärbel Lehnert kauft ihre Schuhe im Geschäft per Karte. Kleinere Beträge zahlt sie lieber bar. Foto: Klaus Winterfeld

Sangerhausen/MZ. - Bärbel Lehnert hat sich gerade ein paar neue Schuhe ausgesucht, verpackt in einem Karton liegen sie an der Kasse eines Schuhsalons in Sangerhausen bereit. Als es ans Bezahlen geht, zückt sie ihre Karte. „Bei größeren Einkäufen greife ich eher zur Karte“, sagt sie. „Wenn ich aber Brötchen beim Bäcker hole, nehme ich natürlich lieber Bargeld.“

Dass die Kartenzahlung, gerade seit Corona, einen Sprung nach vorne gemacht hat, dürfte vielen auffallen. Studien belegen das. So zitierte der NDR jüngst das Forschungs- und Beratungsinstitut des Handels, EHI, wonach 2022 insgesamt 60 Prozent aller Transaktionen in Deutschland per Karte bezahlt wurden. Vor allem bei höheren Beträgen.

Kartenzahlung nimmt deutlich zu

Den gleichen Eindruck hat auch Schuh-Verkäuferin Madlen Stecher. Größere Beträge würden mit Karte gezahlt, sagt sie. Grundsätzlich allerdings will Bärbel Lehnert Bargeld nicht missen. „Aber ich habe die Befürchtung, dass es das bald in dieser Form nicht mehr geben wird.“ Der stetige Anstieg der Kartenbenutzung sei auf jeden Fall auffällig. Vor allem die elektronische Variante – per Mobiltelefon oder anderen Endgeräten - hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Was wohl daran liegt, dass diese Funktionen noch nicht so lange auf dem Markt sind und durch die Digitalisierung immer mehr und mehr Menschen auf solche Methoden zurückgreifen können.

Der Chef des Juweliergeschäfts Otto Wolf in Sangerhausen, Simon Albrecht, macht da ähnliche Beobachtungen. „Die Nutzung der Karten steigt stetig. Obwohl mittlerweile mehr über App bezahlt wird“, berichtet der Uhrmachmeister. Er sagt, dass sein Geschäft bei jeder Kartenzahlung eine bestimmte Summe an einen Kartendienst zahlen müsse, weshalb er sich dazu entschieden habe, Kartenzahlung erst bei einem Kaufwert von mehr als 25 Euro zu akzeptieren.

Worin liegen die Probleme für ältere Menschen?

Für Michael Hess, Chef des Spielwarengeschäfts Hess in Sangerhausen, ist zudem auffällig, dass mehr Jugendliche mit Karte zahlen als vorher und generell bis 50 Euro häufiger elektronisch, sogar mit Uhr, bezahlt werde. Um die 65 Prozent der Kunden zahlten bei ihm schon mit Karte, schätzt er. „Kinder können bei uns selbstverständlich nicht mit Karte zahlen, aber es gibt ja Programme für Kinder, um sie schon früh damit in Verbindung zu bringen“, sagt Hess. Dies betreffe aber eher Metropolen, fügt er hinzu. In diesen Programmen geht es darum, dass Kindern eine Karte mit einem bestimmten Maximalbetrag gegeben wird, damit sie schon in jungen Jahren lernen, mit Geld umzugehen.

Dass es für ältere Personen nicht unbedingt einfacher ist, mit Karte zu bezahlen, stellt Karina Kaiser, Vorsitzende des Kreisseniorenrats in Mansfeld-Südharz, fest. „Manchmal ist es zum Beispiel schwer, den Pin einzugeben, weil die Tasten auf den Geräten so klein sind“, sagt sie. Im höheren Alter biete Bargeld auch eine Form von Sicherheit, man habe einen besseren Überblick, wie viel Geld man noch zur Verfügung habe. Sie selbst allerdings zahle sogar per Handy, sagt Kaiser. „Und ich mache persönlich die Erfahrung, dass immer mehr Geschäfte nur Bargeld annehmen und keine Kartenzahlung mehr möglich ist.“ Für sie ist klar, „dass das Bargeld so schnell nicht aus Deutschland verschwinden wird“.

Ein Aspekt beim Trend hin zur bargeldlosen Zahlung dürfte auch der Boom des Einkaufs im Internet sein. Mühelos kann man dabei schnell und einfach vom Sofa aus einkaufen, egal ob Lebensmittel oder Kleidung. Laut einer Statistik von SoloBusinessTribe kaufen mittlerweile 90 Prozent der Deutschen auch im Internet ein.