Minibahn Vatteröder Teich Minibahn Vatteröder Teich: Junger Sachse dirigiert Züge
Vatterode/MZ. - "Ich wundere mich, dass die Technik hier so lange hält." Dass er mit seinen Worten einen Lacher erzielt, hat Eric Rodig gewiss nicht gewollt. Das ist dem 14-Jährigen deutlich anzumerken. Doch der Junge hatte in seiner Unbekümmertheit vielleicht nur das ausgesprochen, was auch andere in der Runde denken: So reizvoll die Anlage der Parkeisenbahn Vatterode ist, sie ist auf keinen Fall zu messen mit der Parkeisenbahn in Dresden mit all ihren Dimensionen.
Denn Rodig stammt aus der Elb-Metropole - ebenso wie die anderen 14 Hobbyeisenbahner, die dieser Tage Ferien am Vatteröder Teich verbringen. Sie unternehmen nicht nur Ausflüge, sondern sie leisten - in ihren blauen Uniformen - auch "Dienst", wie sie das in ihrem Verständnis nennen. So wird morgen der Zug zwischen Mansfelder Grund und Vatteröder Teich von Eric Rodig auf die Reise geschickt werden. Denn der Junge, natürlich ausgestattet mit der bekannten roten Mütze, hebt am Bahnhof den ZP 9 - den Befehlsstab und schickt damit das Bähnlein auf die Reise.
Lokführer ist der 24-jährige Torsten Steyer, der schon seit mehreren Jahren zu Hause im Großen Garten die Züge über ihren 5,6 Kilometer langen Rundkurs lenkt. "Im vergangenen Jahr hatten wir rund 173 000 Fahrgäste", berichtet Steyer nicht ohne Stolz - Zahlen, von denen Rainer Liedtke, Chef der Vatteröder Bahn, nur träumen kann. Etwa 15 000 Gäste machen von seinem Angebot pro Saison Gebrauch. Und auch weitere Dimensionen der Dresdener Freunde beeindrucken den 59-Jährigen, der noch seine aus DDR-Zeiten gerettete Reichsbahnbluse trägt: Insgesamt sieben Fest-Mitarbeiter und 30 Pauschalkräfte wirken in Dresden, um rund 180 begeisterte Kinder in die Geheimnisse und Freuden des Eisenbahner-Daseins einzuweihen. Doch Steyer nennt auch das Geheimnis solcher Möglichkeiten: "Der Freistaat Sachsen ist unser Träger." Zuschüsse also - deren Höhe er nicht kenne - werden vom Steuerzahler getragen.
Die Vatteröder und die Dresdener Bahn sind - wie noch eine Reihe weiterer solcher Unternehmungen - aus den ehemaligen Pioniereisenbahnen hervor gegangen. Und aus der Zeit vor der Wende resultiert auch die Tradition der gegenseitigen Besuche Jahr für Jahr. So macht der 32-jährige Sven Garten, Vorsitzender des Fördervereins Parkeisenbahn Dresden, eine Entdeckung, als er bei Liedtke in einem Zugmeldebuch des Jahres 1988 blättert. Darin steht auch sein Name. "Damals haben wir vor dem Bahnhof in zwei großen Zelten übernachtet", erinnert er sich. "Mädchen und Jungen getrennt." Eine Bemerkung, die die Jüngeren der Runde zum Kichern anregt.