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Fahrradhersteller in Sangerhausen Mifa Fahrradhersteller in Sangerhausen: Finanzierung der insolventen Mifa-Bike ist geplatzt

Von Steffen Höhne 18.01.2017, 18:00
Ein Mitarbeiter des Fahradherstellers Mifa kommt in Sangerhausen in das Werk seines Arbeitgebers und geht an einem stillstehenden Fertigungsband vorbei.
Ein Mitarbeiter des Fahradherstellers Mifa kommt in Sangerhausen in das Werk seines Arbeitgebers und geht an einem stillstehenden Fertigungsband vorbei. dpa-Zentralbild

Sangerhausen - Der Fortbestand des traditionsreichen Fahrrad-Herstellers Mifa ist akut gefährdet. Der Versuch, das insolvente Unternehmen über eine Eigenverwaltung zu sanieren, ist gescheitert, teilte der neue Mifa-Bike-Geschäftsführer Joachim Voigt-Salus in Sangerhausen mit. Die rund 500 Mitarbeiter seien am Mittwoch informiert worden, dass die Produktion anders als bisher geplant nicht zum Monatsende wieder anlaufen könne.

Fahrradbauer Mifa aus Sangerhausen: Kein Darlehen von der Eigentümerfamilie von Nathusius

Grund ist, dass die Eigentümerfamilie von Nathusius ein bereits mündlich zugesagtes Darlehen in Höhe von 3,5 Millionen Euro am Ende nicht gewährt hat. Nach MZ-Informationen soll es innerhalb der Unternehmerfamilie zu einem heftigen Streit zwischen Heinrich von Nathusius und seinem Sohn Felix gekommen sein. Am Ende soll Heinrich von Nathusius die Auszahlung der Darlehen blockiert haben. Bis zuletzt hat es intensive Gespräche mit der Landesregierung gegeben, um eine Finanzierung doch noch zu ermöglichen.

„Von Nathusius hat irrational und verantwortungslos gehandelt“, sagt eine mit den Verhandlungen vertraute Person, die nicht mit Namen genannt werden möchte. Nach MZ-Informationen hat Heinrich von Nathusius auch dafür gesorgt, dass sein Sohn Felix am 1. Februar als Geschäftsführer des Autozulieferers Ifa-Rotorion in Haldensleben (Börde) abberufen wird. Auf-MZ-Anfrage äußerte sich keines der Familienmitglieder zu dem Streit.

Fahrrad-Hersteller: Mifa benötigt rund acht Millionen Euro

Insgesamt benötigt die Fahrradfirma für den Fortbestand rund acht Millionen Euro. Zulieferer und die Commerzbank waren zu neuen Darlehen in Höhe von 4,5 Millionen Euro bereit. Einen Teil des Geldes hätte Mifa spätestens am Dienstag an einen Lieferanten in China überweisen müssen, um Teile für die aktuelle Produktion zu ordern, teilte Voigt-Salus mit. Das sei jetzt nur mit erheblichen Zeitverzug möglich. Dadurch gerät der Fahrradbauer in Lieferschwierigkeiten bei seinen Kunden. Allein für das Frühjahr hätten Bestellungen über 100 000 Fahrräder vorgelegen.

Der Fahrradhersteller hatte zwei Jahre nach der letzten Rettung Anfang Januar erneut Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Zunächst sah die Perspektive einer Fortführung trotz Insolvenz recht gut aus. Sowohl die Eigentümerfamilie als auch die landeseigene Investitionsbank wollten den Erhalt sichern. Großkunden wie die Metro sagten zu, weiter Fahrräder abzunehmen. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen noch 400 000 Fahrräder. Nun ist die Mifa zunächst darauf angewiesen, dass Kunden die Aufträge vorfinanzieren. Ob die deutschen Einzelhändler das tun, ist offen.

Das Unternehmen hat am Mittwoch eine sogenannte Regelinsolvenz beantragt. Als Verwalter wird vermutlich der hallesche Anwalt Lucas Flöther eingesetzt, der das Unternehmen vor zwei Jahren schon einmal aus der Insolvenz führte. Wirtschaftsminister Armin Willingmann will den Insolvenzverwalter unterstützen: „Wir werden alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten begleitend unterstützen. Es geht um den Erhalt eines Traditionsfirma in der Region.“ Ein Fortbestand in der jetzigen Größe ist aber nicht sehr wahrscheinlich. (mz)

Fahrräder der Mifa-Marke Steppenwolf werden in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt montiert.
Fahrräder der Mifa-Marke Steppenwolf werden in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt montiert.
dpa-Zentralbild