1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Mansfeld-Südharz: Mansfeld-Südharz: Wirbel um geplanten Verkauf von Schloss Roßla

Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Wirbel um geplanten Verkauf von Schloss Roßla

Von FRANK SCHEDWILL 05.10.2010, 15:11

ROSSLA/MZ. - Auf der Internet-Seite ist es gleich das erste Angebot. "Schloß mit Schloßpark" zu verkaufen und Preis auf Anfrage heißt es auf der Homepage des niederländischen Maklers Breeman. Zu sehen ist auf zehn Bildern das gemeindeeigene Schloss in Roßla. Die Immobilienfirma will das Wahrzeichen im Auftrag der Gemeinde Südharz verkaufen. Doch die Offerte stößt nicht auf ungeteilte Zustimmung. Roßlaer Ortschaftsräte fühlen sich von der Gemeindeverwaltung hintergangen.

"Der Verkauf der Immobilie ist im Vorfeld nie konkret thematisiert worden", sagt Ortschaftsrätin Nadine Pein (CDU), die den gemeinnützigen Verein Kultur- und Bildungszentrum Schloss Roßla leitet. Sie sei regelrecht geschockt gewesen, als sie hörte, dass ihre Mitarbeiter Leute der Maklerfirma unangemeldet durch das Haus führen mussten. Obwohl der Verein im Schloss einen Hort und einen Jugendclub betreibt, hätte Pein noch nicht einmal etwas gegen einen Verkauf des Hauses. "Wenn es Vorteile bringt und wir nicht beeinträchtigt werden, kein Problem", sagt sie. Nur sollte im Vorfeld darüber geredet werden. Denn nun entstehe ihrem Verein ein Rufschaden. "Ich bin mehrfach von Eltern der Hortkinder angesprochen worden. Die Leute denken, dass wir demnächst schließen müssen, da das Gebäude verkauft wird." Sie habe deshalb auch einen Brief an Bürgermeister Ralf Rettig (CDU) geschrieben, bisher aber keine Antwort erhalten.

Rettig weist die Vorwürfe zurück. "Privatkapital ist die einzige Chance, das Gebäude zu erhalten." Zwar seien in der Vergangenheit bei 90-prozentiger Förderung zwei Millionen Euro in eine Teilsanierung des Gebäudes geflossen. Es fehlten aber noch sieben Millionen, um das Gebäude fertigzustellen. Fördermittel für so etwas gebe es nicht mehr. "Wenn wir das Schloss langfristig sichern wollen, brauchen wir einen Investor und eine nachhaltige Nutzung", sagt der Bürgermeister. Im Moment stünden zwei Drittel der Räume leer. Deshalb habe er auch Kontakt mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz aufgenommen, die das Schloss in Stolberg saniert. Die habe jedoch abgewinkt, da ihr das Geld für ein weiteres Großprojekt fehle. Rettig: "Finden wir nun einen Käufer, werden wir versuchen, mit ihm einen Kompromiss auszuhandeln, um die öffentliche Nutzung zu erhalten. Ich achte die Vereinsarbeit. Es ist aller Ehren wert, was die Mitglieder auf die Beine gestellt haben." Außerdem weist er daraufhin, dass er Ortsbürgermeister Axel Heller (parteilos) bereits im Juli in einem Brief in Kenntnis gesetzt habe. Auch im nicht öffentlichen Teil der letzten Ratssitzung am vergangenen Mittwoch habe er die Südharzer Gemeinderäte über die Verkaufspläne informiert.

Heller spricht dagegen von einem Schreiben, "in dem allgemein von Aktivitäten rund ums Schloss" die Rede gewesen sei, aber nicht konkret von einer bevorstehenden Offerte eines Maklers im Internet. Er halte diesen Weg auch nicht für Erfolg versprechend, da der Käufer Fördermittel zurückzahlen müsste. Heller: "Generell hätte ich mir in der Angelegenheit mehr Fingerspitzengefühl gewünscht."

Die Verkaufsofferte finden Sie im Internet.