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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Die Besucher operieren selbst

Von STEFFI ROHLAND 23.01.2011, 17:35

SANGERHAUSEN/MZ. - Einmal selbst Operateur sein. Das konnten die Besucher bei der 1. "Nacht der Medizin" am Freitagabend in der Sangerhäuser Helios-Klinik. In einem nachgebauten Operationssaal im Aufenthaltspavillon ließ sich ganz praktisch die Eignung als "Schlüsselloch-Chirurg" erproben. Dabei mussten die Besucher aber nicht wie Profichirurgen mit dem Operationsbesteck zum Beispiel Gallensteine aus dem Bauch eines Menschen holen, sondern Gummibärchen unter einem grünen OP-Tuch eintüten.

"Als Rechtshänder ist es gar nicht so einfach, mit der linken Hand zu arbeiten", sagte Daniela Hanke aus Sangerhausen, die sich wie viele andere an den endoskopischen Instrumenten versuchte. "Dazu kommt, dass man die Bewegung nur am Computerbildschirm verfolgen kann." Aber mit Hilfe der erfahrenen Oberärztin Kathrin Frey erfüllte sie die Aufgabe mit Bravour und durfte zur Belohnung die Gummibärchen mitnehmen.

Die Schlüsselloch-Chirurgie war aber aber nur eine der Stationen während der Medizinnacht. Bis zur sprichwörtlichen letzten Minute nutzten die Besucher die Programmangebote. Den Auftakt der erstmals durchgeführten Veranstaltung hatte der Chor des Schollgymnasiums gestaltet. Ihm folgte ein Vortrag des Gastreferenten Hartwig Gauder. Teilweise mit Gänsehaut folgte das Publikum in der Cafeteria dem Bericht des ehemaligen Spitzenleichtathleten über sein Leben. Der 56-jährige Gauder hat nicht nur sportliche Höchstleistungen vollbracht: Er lebt auch seit mittlerweile fast 14 Jahren mit einem Spenderherz.

Als Generalsekretär des Vereins "Sportler für Organspende" klärte er außerdem über die unterschiedlichen Transplantationsgesetze innerhalb Europas auf. Gauder signierte Bücher über die Olympischen Spiele ebenso wie sein Buch "Zwei Leben mit drei Herzen - Vom Olymp zum Heiligen Berg" oder ganz einfach die Programmzettel mit seinem Namen und einem lustigen Strichmännchen. Für die Physiotherapeutin Annett Henning-Scheffler aus Bad Frankenhausen war es eine nette Erinnerung an diesen Abend. Für den selbst herztransplantierten Sangerhäuser Künstler Axel Filip ist Gauder "ein wunderbares Beispiel, wie man dieses Schicksal trägt". Ein Freund hatte ihm im vergangenen Jahr das Buch des Ex-Sportlers geschenkt. Filip freute sich nun, Gauder auch live erleben zu können. Gauders Vortrag beeindruckte aber auch die meisten anderen der etwa 150 Besucher. Beim anschließenden Klinik-Rundgang nahmen viele Infomaterial zur Organspende und zum Organspendeausweis mit. Die Freude über die große Resonanz ihrer Veranstaltung war den Mitarbeitern der Klinik am Ende anzumerken. "Es ist ein Wagnis gewesen, Menschen zu bewegen, Freitagabend freiwillig in einem Krankenhaus zu verbringen", sagte Dr. Andreas Lehmann, der Geschäftsführer der Einrichtung. "Die ganze Klinik hat mitgefiebert, ob es gelingt."