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Lindenmarkt in Allstedt Lindenmarkt in Allstedt: Der Mann mit dem Riesenrad

Von Grit Pommer 30.06.2017, 11:30
Uwe Schieck vor seinem halb fertig aufgebauten Riesenrad in Allstedt
Uwe Schieck vor seinem halb fertig aufgebauten Riesenrad in Allstedt Pommer

Allstedt - Es gibt einfachere Plätze als unter den Linden, so viel steht mal fest. „Ganz schön eng“, meint Uwe Schieck und beobachtet mit Argusaugen, wie sich der große Sattelauflieger zwischen den Lindenbäumen und dem Stand mit den gebrannten Mandeln hindurchzirkelt. Der Laster ist einer von insgesamt vier, auf denen Schiecks Europa-Rad durch die Lande rollt, in viele Teile zerlegt, von einem Rummelplatz zum nächsten.

Seit 26 Jahren ist Uwe Schieck mit seinem Riesenrad unterwegs

In Allstedt unter den Linden sind sie mit den ersten Teilen am Mittwochmorgen angekommen, am Abend steht dann die Sohle und die großen, schrägen Stahlrohre der Aufhängung ragen in den Himmel. Der Platz ist ein bisschen abschüssig, aber sie haben das hinbekommen. Immerhin ist Schieck mit seinem Riesenrad schon seit 26 Jahren unterwegs. „Schausteller in fünfter Generation“, sagt er, und in seinen hellgrauen Augen blitzt bodenständiger Stolz.

Schon seine Eltern hatten ein Riesenrad, aber nur ein kleines. Zwölf Meter Durchmesser, zwölf Gondeln. Die Großeltern und die Generationen davor reisten mit einem Karussell. Schiecks Europa-Rad heute zählt mit 38 Metern Durchmesser zur mittleren Größe. „Die größten transportablen sind 64 Meter groß“, sagt der Thüringer, der in Weberstedt bei Mühlhausen seine Basis hat. Seines war das erste dieser Art in den neuen Bundesländern. Inzwischen haben die Schiecks auch einen eigenen Kran mit im Tross, das macht sie beim Aufstellen unabhängig.

Bis zu 20 Mal im Jahr bauen sie ihren 90-Tonnen-Koloss auf und wieder ab. Die Basis dauert meist einen Tag, das Rad selbst noch mal ein paar Stunden. Die Achtel werden eins nach dem anderen am Boden zusammengebaut und dann in die Aufhängung gehoben, die Monteure bewegen sich auf zwei schmalen Metallstegen, die in luftiger Höhe an den Streben hängen.

Schieck: „Riesenrad ist einfach was für alle und jeden.“

Wie viele Schrauben hat so ein Riesenrad? „Keine“, sagt Schieck. Alles wird von Bolzen zusammengehalten und zum Schluss mit einer Sechs-Tonnen-Hydraulikpresse gespannt, damit alles perfekt sitzt und hält. 24 Gondeln hängen am Rad, in jede passen sechs Leute. Erwachsene zahlen für die Fahrt vier Euro, Kinder drei.

„Riesenrad“, sagt Schieck, „ist einfach was für alle und jeden. Da fährt der Opa mit dem Enkel, die Halbwilden, das verliebte Pärchen.“ Wenn der Schausteller privat unterwegs ist, probiert er natürlich auch die Räder der Kollegen aus. Vor drei Jahren, in Singapur, ist er in einem gefahren, das war 165 Meter hoch. 40 Minuten dauerte die Runde. „Aber das Rad kam gar nicht richtig zur Wirkung, weil die Häuser drumherum noch höher waren“, erzählt er.

Dieses Problem hat sein Europa-Rad in Allstedt nicht. Beim Lindenmarkt ragt es hoch über die Stadt und von dort oben gibt’s einen tollen Ausblick auf die Gegend. Am Dienstag heißt es dann: abbauen und weiter zum nächsten Platz. (mz)