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Vandalismus Leimringe an Rottleberöder Kastanien beschädigt

Der Rottleberöder Geschichts- und Traditionsverein hat im Frühjahr an über 70 Alleebäumen Ringe zum Schutz vor Schädlingen befestigt. Wen hat das gestört?

Von Helga Koch Aktualisiert: 10.08.2024, 16:08
Unbekannte haben die Leimringe abzureißen versucht.
Unbekannte haben die Leimringe abzureißen versucht. Foto: Karin Rosemannt

Rottleberode/MZ. - Die Mitglieder des Geschichts- und Traditionsvereins in Rottleberode (Mansfeld-Südharz) sind empört: Irgendjemand hat kürzlich Dutzende Leimringe an den jungen rotblühenden Rosskastanien entlang der Hauptstraße beschädigt und abzureißen versucht. Die Vereinsvorsitzende Uta Brodhuhn und ihre Stellvertreterin Karin Rosemann finden das „unverschämt“. Denn der Verein hatte die Leimringe auf eigene Kosten beschafft und angebracht – und zwar für den ganzen Ort.

Den Tipp mit den Leimringen hatte ihnen Henry Hellmund gegeben, der als Experte Baumkontrollen vornimmt und unter anderem die Gemeinde Südharz betreut. Die Ringe sollen die Bäume vor Kastanienminiermotten schützen, deren Larven zwischen den Blattadern Hohlräume unter der Blattoberfläche herausgefressen. Die Stellen werden später braun und vertrocknen.

Obwohl die Kastanienminiermotten üblicherweise die weißblühenden Rosskastanien befällt, sagt Hellmund, habe sie auch schon die jungen Bäume der Rottleberöder Allee in Mitleidenschaft gezogen. Er habe die Leimringe bestellt, etwa 150 Euro habe der Verein bezahlt.

Im Frühjahr wurden die Leimringe an den Alleebäumen befestigt.
Im Frühjahr wurden die Leimringe an den Alleebäumen befestigt.
Foto: Karin Rosemannr

Mehrere Vereinsmitglieder und auch Helfer hatten dann im Frühjahr die Leimringe an den Stämmen befestigt und wurden dabei vom Bauhof der Gemeinde Südharz unterstützt.

Dass den Rottleberödern die Kastanienallee am Herzen liegt, ist nachvollziehbar. Gibt es doch alte Postkarten, auf denen die prächtige Allee aus Richtung Stolberg den Blickfang bildet. „Die Kastanienbäume sind Tradition und gehören deshalb auch in unser Ressort“, sagt die Vereinschefin. Die Kastanienallee sei ein toller Anblick, vor allem zur Blütezeit, und präge maßgeblich das Ortsbild. Im vorigen Jahr hätten sie sich an einem Wettbewerb um die schönste Allee beteiligt.

Erst seit wenigen Jahren stehen die rotblühenden Kastanien an der Ortsdurchfahrt in Rottleberode.
Erst seit wenigen Jahren stehen die rotblühenden Kastanien an der Ortsdurchfahrt in Rottleberode.
Foto: Karin Rosemann

Dabei sind die alten, mächtigen Rosskastanien inzwischen durch junge Bäume einer rotblühenden Art ersetzt worden. Als 2014 bis 2017 die Ortsdurchfahrt komplett erneuert wurde, gab es in Rottleberode erbitterte Auseinandersetzungen darum. Über 500 Unterschriften sammelte eine Bürgerinitiative, um das Fällen der urig-alten Bäume zu verhindern. Letzten Endes ergab aber ein Gutachten, dass nur eine der alten Kastanien leicht geschädigt war, die anderen umso mehr. Schließlich wurden alle gefällt, jedoch unter der Bedingung, dass anschließend wieder Kastanien gepflanzt würden. Die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt Süd stimmte zu.

Die Leimringe anzubringen, sagen Brodhuhn und Rosemann, habe sich gelohnt. Die Ringe seien voll gewesen, und die Bäume sähen besser aus als im vorigen Jahr. Nun würden sie sich freuen, sagt Rosemann, wenn sich die Anwohner künftig etwas mit um die Bäume kümmern. Denn wenn das Laub im Herbst fällt, überwintern darin auch Puppen und Larven der Kastanienminiermotte; das sollte also entsorgt werden.

In diesem Jahr hätten die Leimringe ihren Zweck erfüllt, sagt Hellmund. Insofern sei es sinnlos gewesen, sie zu zerstören. „Im nächsten Jahr müssen neue Leimringe angebracht werden.“ Und zwar, bevor es warm wird und die Kastanienminiermotten aufsteigen.