Lehrgang Lehrgang: Die kleine Pflanzen-OP

Tilleda/MZ - Den Hobbygärtnern juckt es geradezu in den Fingern: Eigentlich wollen sie schon lange draußen in ihren Gärten mit Hacke oder Spaten arbeiten. Aber noch immer ist es winterlich.
Um für die kommende Gartensaison gewappnet zu sein, kamen 30 Interessenten zum Lehrgang zur Obstveredlung in das Streuobstzentrum nach Tilleda, wo der Streuobstpflegeverein „Kyffhäusernordrand“ und das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz einen Obstveredlungslehrgang organisiert hatten.
Kleine Operation
Die Fachleute Karl Selle und Heinz Wagner erklärten anschaulich die verschiedenen Veredelungsarten und luden die Teilnehmer zum praktischen Üben ein. Dabei warnte Heinz Wagner: „Fassen Sie nie mit dem Finger auf die Schnittwunde. Sonst ist die Arbeit umsonst, es wächst nicht an. Das ist eine richtige kleine Operation.“ Mit viel Geschick wurden die verschiedenen Schnitte in die Rindenstücke eingebracht und die entsprechend vorbereiteten Reiser oder Edelaugen hineingesteckt. Schon bald hatten alle Teilnehmer zwei oder drei Reiser auf dem Pfropfkopf aufgebracht, mit Bast umwickelt und Baumwachs verschlossen.
Während der Arbeiten kamen Sieghard und Erni Konitzer aus Stedten, Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land, mit Sven Klose aus Wallhausen ins Gespräch.
Das Ehepaar Konitzer blickt auf jahrzehntelange Erfahrung im gärtnerischen Bereich zurück. Sieghard Konitzer sagt: „Ich veredle seit Kindesbeinen an. Das hat mir mein Stiefvater gelernt.“ Wenn das Ehepaar zum Sohn nach Stralsund fährt, sind auch immer das Veredlungswerkzeug und einige Reiser mit im Gepäck. „Mittlerweile hat unser Sohn das Veredeln auch gelernt“, freut sich Erni Konitzer. „Die Gartenarbeit ist doch viel besser als sinnlos vor dem Fernseher zu sitzen. Wir haben immer was zu tun und nehmen auch gern an solchen Lehrgängen teil.“
In großen Fußstapfen
Der 37-jährige Wallhäuser Sven Klose tritt gerade in die Fußstapfen seines Großvaters. Dieser hat ihm einen „Berg“ mit vielen alten Obstsorten vererbt. „Den möchte ich unbedingt weiter pflegen“, sagt er. „Leider liegen die Obstplantagen in der Nachbarschaft brach.“ Er hat schon mit der Baumpflege begonnen, nun will er sich noch weiteres gärtnerisches Wissen aneignen, zumal er auch noch einen Schrebergarten hat. „Herr Klose hat die beste Okulation gemacht“, lobt der Referent Heinz Wagner das Geschick des jungen Mannes.
Bevor der Sangerhäuser Manfred Rieche geht, bedankt er sich bei den Kursleitern. Ganz neu war das Pfropfen für ihn nicht. „Das Üben und die Hinweise geben einem wieder Selbstvertrauen“, sagt er. Ihm kommt es vor allem darauf an, eine alte Apfelsorte, den „Edlen von Leipzig“ zu erhalten.
Auch für Heinz Strache aus Wippra war das Rindenpfropfen schon bekannt. „Aber das Okulieren habe ich heute zum ersten Mal gemacht“, sagte er. „So lernt man immer was Neues dazu.“
