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Kyffhäuser Kyffhäuser: Hindenburg-Denkmal wird als Kunstwerk gesehen

Von Steffi Rohland 13.06.2004, 19:29

Kyffhäuser/MZ. - Nun gibt es auf dem Kyffhäuser eine neue Bewährungsprobe: Der Hotelier Paul Breul hat in der vergangenen Woche das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg vom Sockel gestürzte Hindenburg-Denkmal wieder ausgegraben (die MZ berichtete). "Seitdem wir vor fast zwei Jahren die Gaststätte am Fuße des Kyffhäuserdenkmals übernommen hatten, wurde uns immer wieder erzählt, hier läge irgendwo Hindenburg", sagt der aus Remscheid stammende Breul. "Wir hatten aber so viel mit dem Aufbau des Kyffhäuserhotels zu tun, dass für so was gar keine Zeit war." Nun lädt das Ensemble mit Speisegaststätte, Café und Bikertreff zum Verweilen ein und könnte seine eigene Attraktion vorweisen: das wiedergefundene Hindenburg-Denkmal.

Fritz Rößler indes amüsiert sich über das große Staunen der Medien: "Die Menschen meiner und jüngerer Generationen in den Dörfern der Goldenen Aue haben gewusst, dass Hindenburg dort liegen muss. Schließlich hieß es immer, es wurde ein Loch gegraben und die Statue hineingestürzt. Die zeitlich glaubhaften Angaben reichen von 1945 bis 1949. Bisher hatte niemand ein Interesse daran, dass Denkmal zu suchen.

Nur dem Hotelier Breul ließ die Sache keine Ruhe: Er hörte den Gästen zu, die ihm von der Statue erzählten. Nur den Älteren war die kolossale Figur noch aufrecht stehend bekannt.

Vielleicht waren aber auch Bauarbeiter darunter, die zumindest Hindenburgs Füße bereits um 1975 wiederentdeckt hatten, als die Stasi das Urlauberheim auf der "Kohlstätte" errichten ließ. Denn hier, vor einem Wirtschaftsgebäude, stand einst auf einem freien Platz der Reichsfeldmarschall und zweite Reichspräsident der Weimarer Republik, Paul von Hindenburg. Wo genau, war nicht mehr zu sehen, inzwischen wuchsen Gebüsch und Bäume auf dem Grab der Statue.

Wie Heinrich Schliemann in Troja, holte sich Breul aus den Erzählungen die kleinen Bröckchen Wahrheit heraus. Als er dann noch ein Bild des Denkmals in die Finger bekam, suchte er die alten Gebäude ab. Bereits im vergangenen Jahr setzte der heute 53-Jährige den Spaten an.

Dienstag nach Pfingsten begann er wieder zu graben und wurde fündig. "Es ist ein gewaltiger Koloss", sagt er mit einem Blick auf die Figur. Sie wurde von dem Berliner Bildhauer Professor Hermann Hosaeus geschaffen. Eigentlich hat er ihn sich "mit Pickelhaube gewünscht". Stattdessen sieht man ganz deutlich den Igelschnitt. Den Sturz vom Sockel vor über 50 Jahren hat das Denkmal scheinbar unbeschadet überstanden. Die rund fünf Meter lange und acht Tonnen schwere Figur liegt auf der linken Seite und teilweise unter dem Gebäude.

Breul ist sich noch nicht im Klaren, wie es hier weitergehen soll. Es ist nicht erkennbar, ob der darunter liegende Teil zerstört ist. Dann würde es mit einer Aufstellung noch schwieriger, als es sich jetzt schon anbahnt: finanzielle Unterstützung bekommt er dafür nicht. Im Gegenteil: Die Thüringer Behörden sind von dem Fund offensichtlich nicht begeistert. Pressevertreter fürchten sogar eine Wallfahrtsstätte für Rechte, denn die Erstveröffentlichung des Wiederfundes fällt auf ein Datum, an dem Adolf Hitler bei einem "unverhofften Besuch auf dem Kyffhäuser" am Hindenburg-Denkmal einen Kranz niedergelegt hat. Paul Breul wehrt sich gegen diese Unterstellung: "Mir geht es nur um das Denkmal. Ich habe mit Hindenburg nichts am Hut, aber es ist doch alles Geschichte." So sieht es auch Heiko Kolbe, stellvertretender Leiter des Kyffhäuser Denkmals: "Wenn es Besucher anlockt, haben wir ja nichts dagegen. Ob die nun mit großem Aufwand angelockt zum Bodenbild kommen oder wegen des Hindenburgdenkmals, ist doch gleich. Die Reaktion der Presse ist teilweise sehr überzogen und schadet dem Ausflugsziel Kyffhäuser mehr, als sie nützt."

Auch der Chronist Fritz Rößler meint: "Man sollte das Denkmal als Kunstwerk ansehen." Sein Vorschlag ist deshalb: "Am besten, man schafft es in ein Museum, sonst dauert es nicht lange und es ist beschmiert." Das fände Paul Breul natürlich nicht so gut. "Die Figur sollte schon am Fundort aufgestellt werden", sagt er. Schon jetzt zieht der Fund Reisegruppen an, die sich den freigelegten Hindenburg anschauen wollen. Nach einem Gespräch mit den Vertretern des Denkmalamtes will Paul Breul zumindest schon mal ein Buch auslegen, worin die Kyffhäuserbesucher ihre Meinung zur Aufstellung des Denkmals äußern können.