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Massive Preissteigerung droht Kostet ein Platz auf dem Friedhof in Allstedt bald bis zu zehnmal so viel?

Entwurf der neuen Friedhofsgebührensatzung sieht für alle Grabvarianten ein Vielfaches der bisherigen Preise vor. Warum die Plätze für die letzte Ruhe plötzlich so viel teurer sind.

Von Grit Pommer 06.11.2025, 13:34
Der Friedhof in Allstedt.
Der Friedhof in Allstedt. Foto: Maik Schumann

Allstedt/MZ. - Wird der Platz auf dem Friedhof in Allstedt bald bis zu zehnmal so teuer wie bisher? Der Entwurf der neuen Friedhofsgebührensatzung, den die Verwaltung jetzt im Hauptausschuss vorgelegt hat, lässt das befürchten.

Die aktuelle Satzung stammt aus dem Jahr 2020. Nach der kostet ein Reihengrab für eine Erdbestattung auf den kommunalen Friedhöfen der Einheitsgemeinde inklusive Bewirtschaftungskosten für 20 Jahre Liegezeit 534 Euro. Wer ein Wahlgrab wünscht, zahlt 802 Euro. Der Entwurf der neuen Satzung sieht für die gleiche Leistung eine Gebühr von 5.125 Euro vor.

Friedhofsgebühren in Allstedt: 2.190 statt 216 Euro für ein Urnengrab?

Ähnlich heftig die Teuerung bei einem Urnengrab: Statt 216 bis 501 Euro soll es künftig 2.190 Euro kosten. Für ein Urnengrab in einer Gemeinschaftsanlage sollen statt bisher 960 künftig 2.545 Euro fällig werden. Und für ein Grab in der neuen Stelenanlage, die auf dem Allstedter Friedhof entsteht, müssten Hinterbliebene laut Satzungsentwurf 2.845 Euro zahlen.

Summen, die in der Sitzung des Hauptausschusses teilweise für Entsetzen sorgten. Vor allem Melanie Bendlin (CDU), die ein Bestattungsunternehmen führt, nannte die Summen „schämenswert“. Sie zog Vergleiche mit Gebühren in anderen Kommunen. So koste in Eisleben ein Grab in der Stelenanlage 994 Euro, während Allstedt fast das Dreifache aufrufen wolle. Der Preis für ein Urnengrab liege in Sangerhausen bei 500 Euro, Allstedt wolle 2.190 Euro nehmen. „Mir fehlen die Worte“, sagte Bendlin. Die zudem feststellte, dass die Friedhöfe im Raum Eisleben in einem deutlich besseren Zustand seien als die in der eigenen Einheitsgemeinde.

Teuerung auf den Allstedter Friedhöfen: So kommen die neuen Summen zustande

Wie aber kommt für Allstedt plötzlich eine so horrende Steigerung der Gebühren zustande? Zum einen dadurch, dass die Stadt seit dem vergangenen Jahr die Leistungen ihres Bauhofs mit Hilfe neuer Software deutlich genauer abrechnet. Die Mitarbeiter halten in einer App fest, wann sie wie lange an welcher Stelle tätig waren. So können die Kosten genauer den einzelnen Produkten zugeordnet werden.

Im Fall des Friedhofs gab es einen großen Sprung nach oben. Waren 2023 bei der internen Verrechnung von Mitarbeiter- und Maschinenstunden noch knapp 93.000 Euro abgerechnet worden, waren es im Jahr darauf mit der App plötzlich 138.274 Euro – rund die Hälfte mehr.

Friedhöfe der Einheitsgemeinde Allstedt: Mehr Geld für Instandhaltung

Zweiter Grund für die Teuerung: Anders als in den vergangenen Jahren kalkuliert die Verwaltung jetzt auch nennenswerte Ausgaben für die Unterhaltung und allgemeine Bewirtschaftung der baulichen Anlagen ein. „Damit es eben nicht mehr so aussieht wie jetzt“, greift Hauptamtsleiterin Evelyn Edler den Vorwurf des desolaten Zustands vieler Friedhöfe auf. 2023 wurden kaum 4.000 Euro in Instandhaltungsmaßnahmen gesteckt. In der Kalkulation für dieses und das nächste Jahr hat Edler dagegen jeweils um die 100.000 Euro für Arbeiten an Zäunen, Toren, Hecken und Trauerhallen vorgesehen, damit die Friedhöfe wieder in Schuss gebracht werden können.

Dass andere Kommunen günstigere Gebühren kalkulieren können, liegt unterdessen zum Teil auch an höheren Einwohnerzahlen. Die Kosten für die Bewirtschaftung der Friedhöfe teilen sich dann auf mehr Sterbefälle auf. „Mir ist bewusst, dass die Steigerungen enorm sind“, sagt Bürgermeister Daniel Kirchner (parteilos). Die Aufgabe im Stadtrat werde es sein, nach Wegen zu suchen, um die Gebühren doch noch etwas anders zu gestalten. Melanie Bendlin warnt derweil davor, dass die hohen Gebühren viele Hinterbliebene dazu bringen könnten, mit der Bestattung auf den Friedwald auszuweichen oder andere Formen zu nutzen. Dann hätte Allstedt auf seinen Friedhöfen ein noch größeres Kostenproblem.