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Königspfalz in Tilleda Königspfalz in Tilleda: Große Pläne zur neuen Saison

Von Lucas Wölbing 26.02.2016, 16:43
Während der Winterpause wurde der Belagerungsturm der Pfalz ausgebessert.
Während der Winterpause wurde der Belagerungsturm der Pfalz ausgebessert. Maik Schumann

Tilleda - Es ist zugig auf der Königspfalz in Tilleda. Durch die Ruinen des alten Wohnturms pfeift ein eisiger Wind und doch sind auf den Erdwällen einige Männer am Werk, um die Wehrgänge auszubessern. Pfalzarchäologe Michael Dapper schenkt ihnen ein freundliches Lächeln, er ist zufrieden. Am 1. März wird die neue Saison eröffnet und dafür muss noch einiges erledigt werden. „Wir haben uns ehrgeizige Ziele gesetzt“, sagt er.

Ostereier in der Luft: Doch wie so oft in der Geschichte von Mensch und Tier, steht am Anfang das Ei. Das soll auch in Tilleda nicht anders sein, wo mit dem Osterfest am 27. März die erste Großveranstaltung ins Haus steht. „Ich sage nur: fliegende Eier“, lacht Dapper und spielt auf die sportlichen Wettkämpfe am Ostersonntag an. „Für Familien und Kinder wird das ein Heidenspaß“, sagt er. „Wenn wir Glück haben, finden wir sogar einen Osterhasen.“

Pulverqualm auf Tilleda: Kein Barbarossa und keine Kaiserin Theophanu - erstmals in der Geschichte der Pfalz ziehen wieder Feuerwaffen und schwere Geschütze in die Vorburg ein. Und schon jetzt weiß Dapper: Das wird wohl die größte Herausforderung für sein Team werden. Denn wenn der Verein Deutscher Schwarzpulverkanoniere am 19. August sein Feldlager in Tilleda aufschlägt, werden Hunderte Soldaten, Landsknechte und Husaren erwartet.

Und die haben Grund zum Feiern: Den 30. Geburtstag ihres Vereins wollen sie mit Kanonendonner und Pulverqualm und Feuerwerken begehen. „So abwegig scheint mir der Epochenwechsel gar nicht“, findet Dapper. „Schließlich haben wir bei uns sogar Funde von Gewehrkugeln aus Napoleons Zeit.“

Mittelalter und Granaten: Ohnehin scheint es das Feuer zu sein, das in diesem Jahr die Touristen auf die Pfalz locken soll: „Erste Feuerwaffen gibt es seit dem 13. Jahrhundert“, erklärt Dapper. „Und wenn schon die Kanoniere kommen, wäre das doch eine Idee für eine neue Ausstellung.“ Dabei spielt ihm gleich das Glück in die Hände: Zum Saisonbeginn tritt ein neuer Bundesfreiwilliger seinen Dienst auf der Pfalz an und der sei Militärhistoriker.

Bei Dapper sprudeln jedenfalls schon die Ideen: Er kenne Anleitungen, wie bereits im Mittelalter Granaten hergestellt wurden. „Wir wollen hier ja keinen Krieg vorbereiten“, schmunzelt er. „Aber die Tonkörper können wir formen und mit Mehl füllen. Das wäre eine tolle Mitmach-Aktion.“

Tanz, Musik und Schwertkampf

Und doch noch Schwerter: Echte Mittelalter-Fans müssen allerdings keine Angst haben, dass die Kanoniere die Ritter verdrängen. Gleich dreimal werden noch Mittelalter-Gruppen die Pfalz beleben. Den Anfang machen die Ritter und Burgfräulein von Askania vom 30. April bis 1. Mai.

Das größte Spektakel soll dann allerdings an Mittsommer, in der Nacht zum 19. Juni, stattfinden. Mit Tanz Musik, Schwertkämpfen und einem bunten Markttreiben. „Das ist allerdings keine Veranstaltung von uns“, erklärt Dapper. „Wir vermieten dazu die Pfalz an eine Event-Agentur.“

Beste Freunde waren sie nicht: Kaiser Barbarossa und der sächsische Herzog Heinrich der Löwe. Ständig lagen die beiden im Streit und irgendwann schickte der Kaiser Heinrich ins Exil. Aus Wut brannte dieser vorher noch Nordhausen nieder und wütete auch in der Gegend von Tilleda und Wallhausen.

Im Alter schien der Löwe allerdings zahmer zu werden. 1194 wollte er sich sogar mit Barbarossas Sohn, dem neuen Kaiser, aussöhnen. Für den großen Schulterschluss wählten sie Saalfeld in Thüringen. Doch auf dem Weg dorthin stürzte der alte Löwe vom Pferd. Sein Bein war gebrochen.

Um ihm die Reise zu verkürzen, wählte der Kaiser die nähere Pfalz Tilleda als Treffpunkt. Was folgte, war ein prächtiger Hoftag mit riesigem Gefolge. Es war das letzte Mal, dass ein Herrscher Tilleda besuchte.

Handarbeit: Tilleda als Zentrum der Textilherstellung - vor 1.000 Jahren gar nicht so abwegig. Auch 2016 wollen der Archäologe und sein Team das alte Handwerk hochleben lassen. Geplant sind wieder zahlreiche Aktionen zum Mitmachen. Die Sprang-Technik, mit der früher feine Haarnetze hergestellt wurden, steht dabei im Mittelpunkt.

Und an Himmelfahrt können kleine Figürchen und Broschen im Stil der Kaiserin Theophanu gegossen werden, geplant ist auch die Herstellung von Essbesteck und Kerzen nach historischem Vorbild. „Handwerklich bleibt bei uns alles beim Alten“, sagt Dapper. Er freut sich schon auf den Sachsen-Anhalt-Tag im September in Sangerhausen. „Im Umzug sind wir auf jeden Fall vertreten“, verspricht er. „Und an unserem Stand wollen wir entweder unsere Seilerei aufbauen oder mit den Gästen Münzen schlagen.“ (mz)