1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Knochenmarkspende: Knochenmarkspende: «Helfen? Immer wieder!»

Knochenmarkspende Knochenmarkspende: «Helfen? Immer wieder!»

Von Beate Lindner 07.06.2002, 16:30

Sangerhausen/MZ. - Als vor vielen Jahren für einen leukämiekranken Jungen aus Sachsen-Anhalt geeignete Knochenmarkspender gesucht wurde, ließen sich Bernd und Birgit Exner auch typisieren. Beide fanden, man soll helfen, wenn man kann. Viele Jahre geriet die Angelegenheit dann mehr oder weniger in Vergessenheit. Bis letztes Jahr. Da wurde Frau Exner darüber informiert, dass sie mit ihrem Knochenmark einem 30-jährigen Mann helfen könnte. Die Sangerhäuserin ließ sich wie selbstverständlich noch einmal Blut zapfen und wusste dann genau: Sie kann helfen. Allein der Gedanke befriedigte. Frau Exner, selbst Mutter von zwei Söhnen, entwickelte ein gutes Gefühl für die ganze Sache, von der sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnte, wie lange sie sich hinziehen würde. Eine lange Zeit hörte sie nämlich gar nichts, schlimmste Vermutungen kamen auf, wurden wieder verworfen. "Wir haben uns auf die Situation eingestellt und waren immer erreichbar. Letztendlich ist es in unserem Fall zu einer zeitlichen Verzögerung gekommen, weil es dem Patienten nicht gut ging. In solchen Fällen müsste das Knochenmarksregister intensiveren Kontakt mit den Spender halten", Birgit Exner kann sich auch Wochen danach noch an das Gefühl des Wartens erinnern.

Damals war sie noch davon ausgegangen, dass sie sich für die Spende einer Operation unterziehen muss, dass ihr unter Vollnarkose aus dem Hüftknochen das Spendermaterial entnommen wird. Zwischenzeitlich aber war in Deutschland eine andere Verfahren zugelassen worden. "Bei dieser Methode werden Stammzellen aus dem Blut entnommen. Das funktioniert ohne Narkose und ist für den Spender demzufolge auch mit weniger Risiko verbunden", für die Spenderin war das damals im April, als "ihr Fall" akut wurde, eine durch und durch gute Nachricht. So ist sie ins Blutspendezentrum nach Dessau gefahren, um zu erfahren, wie es weitergeht. Und so ging es weiter: Vor dem Spendentermin musste sich Frau Exner fünf Tage lang spritzen, um das Wachstum der Stammzellen zu mobilisieren. "Wie mir das die Ärzte auch schon angekündigt haben, ging es mir in dieser Zeit nicht sehr gut. Ich kam mir vor, als hätte ich den ganzen Tag auf dem Acker gearbeitet, als jemand der körperlich schwere Arbeit nicht gewöhnt ist." Bei ihrem Arbeitgeber, der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, fand Birgit Exner großes Verständnis.

Dann war es soweit. Klar war Birgit Exner aufgeregt. Ihre Familie auch. Alle haben sich Fragen gestellt, die man sich für gewöhnlich nicht stellt. Jedenfalls nicht so intensiv. Doch dieses Gefühl, ein Menschenleben retten zu können, war stärker. Sagt Birgit Exner auch noch Wochen nach der Spende.

In Dessau hat sie sich dann zum wiederholten Male Untersuchungen unterziehen müssen. "Das war in Ordnung. Ich wurde ganz hervorragend betreut, wusste genau bescheid, was mit mir passieren wird und fühlte mich gut." Dass die eigentliche Spende dann mehrere Stunden dauerte, sich das für die Spenderin ohne Pause auf dem Rücken liegend abspielte, man sich gut vorstellen kann, dass das nicht so ganz Ohne ist, daran will die Sangerhäuserin eigentlich gar nicht mehr denken. Ihr ist eine ganze andere Episode in Erinnerung geblieben: "Als alles vorbei war hat, mich eine Ärztin gefragt, ob ich Kinder habe. Auf meine Antwort, dass ich Mutter von zwei Söhnen bin, hat sie mir erwidert, dass ich jetzt drei Kinder habe." Diese Bemerkung geht immer noch durch und durch.

Der Text wurde gekürzt. Die vollständige Fassung lesen Sie in der Druckausgabe der Mitteldeutschen Zeitung vom 08.06.2002.