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Kein Land mehr in Sicht?

Von Beate Thomashausen 02.07.2007, 16:36

Holdenstedt/MZ. - Die schlechte Nachricht kam mit der Post aus dem Kirchlichen Verwaltungsamt. 90 Prozent der LiS-Flächen sind Kirchenland.

Die LiS ist ein ökologisch wirtschaftender Landwirtschaftsbetrieb, die als gemeinnützige GmbH Menschen eine Chance gibt, die auf dem ersten Arbeitsmarkt sonst keine Anstellung finden können. Mit diesem Ziel trat die LiS 1996 an. 500 Männer und Frauen - zumeist ältere Arbeitslose - fanden bei der LiS für einige Zeit eine sinnvolle Beschäftigung. Im Moment sind es 19 Mitarbeiter auf Zeit, die auf den Feldern und in den Ställen des Biolandbetriebs arbeiten. Diesen Status hat die LiS seit zehn Jahren. Ihn zu erhalten wird schwer werden ohne Pachtland.

Horst Dohndorf: "Die Regeln sind streng. Zwei Jahre lang muss auf den Flächen ökologisch gewirtschaftet werden. Erst im dritten Jahr dürfen die Produkte, die dort geerntet werden, auch unter dem Siegel Bioland verkauft werden." Einfach so Flächen pachten, die bislang konventionell genutzt werden, ist also keine Option für die Holdenstedter.

Schuld daran, dass die Pachtverträge nicht verlängert werden, trage die Land in Sicht gGmbH selbst, ist sich Superintendent Gottfried Appel sicher. Die Zahlungsmoral des Biolandbetriebes lasse nämlich zu wünschen übrig. Allerdings sei der Betrieb nicht bei den Pachtzahlungen säumig, sondern dabei, ein Gesellschafterdarlehen zu tilgen. Dohndorf erklärt, dass die LiS dieses Darlehen Anfang 2004 gewährt wurde, als der Betrieb noch eine ABI-Tochter war. "Für uns ist das Darlehen eine Altlast, an der wir selbst keine Aktie haben", so Dohndorf, der an dieser Stelle auch anmerkt, dass hier Äpfel mit Birnen vermischt werden. "Hätten wir ein Darlehen bei irgend einem anderen Verein und gerieten in Zahlungsschwierigkeiten, würde das beim Neuabschluss der Pachtverträge absolut keine Rolle spielen."

Appel nennt die Kriterien, die bei der Verpachtung von Pfarrland im Kirchlichen Verwaltungsamt angelegt werden: "Ortseigene Interessenten werden fernen Bewerbern vorgezogen. Die Zuverlässigkeit in Bezug auf die Pachtzahlung spielt eine Rolle, ebenso soziale Aspekte." Da müsste die LiS eigentlich punkten. Noch dazu ist sie eine diakonische Einrichtung. Ulrike Hesse: "Wir beschäftigen Langzeitarbeitslose und wir wirtschaften ökologisch. Das sind doch Dinge, die der Kirche am Herzen liegen." Der Superintendent zweifelt die Richtigkeit der Entscheidung des Kirchlichen Verwaltungsamtes nicht an: "Der ABI gehören einzelne Mitglieder unseres Kirchenkreises an. Sie sind also auch mit der LiS vertraut." Schließlich wirtschaftete die LiS bis November 2005 unter Trägerschaft der ABI.

Helgard Wiegand, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Mansfeld-Südharz sieht nun die Existenz des Biolandbetriebes in Holdenstedt in Gefahr, wenn so viel Fläche verloren geht. "Das Einzige, was den Holdenstedter Biobauern bleibt, ist den Klageweg zu beschreiten. Wir werden an das Kirchliche Verwaltungsamt schreiben und auf die prekäre Situation für den Betrieb hinweisen. Doch mehr als ein Appell kann das nicht sein. " Mittlerweile baten die Holdenstedter Biobauern in Magdeburg bei Bischof Axel Noack um Hilfe. Propst Martin Herche aus Naumburg besichtigte bereits den Betrieb und sucht zu vermitteln. Die ersten Pachtverträge sind jedoch gekündigt. Neues Land ist nicht in Sicht.