Junioren-WM im Backen Junioren-WM im Backen: Allstedter holt WM-Bronze

Allstedt - Es war spannend, es war stressig, es war eine tolle Erfahrung - und am Ende war es auch noch von Erfolg gekrönt: Vincent Richter aus Allstedt hat bei der Junioren-Weltmeisterschaft des Bäckerhandwerks im französischen Lyon den dritten Preis erreicht.
Der 20-Jährige setzte sich in der am Dienstag und Mittwoch ausgetragenen Konkurrenz von 18 Bäckern aus acht Ländern durch und überzeugte unter anderem mit einem Schaustück, das Deutschland in einer Collage aus kunstvoll in Form gebackenen Sirupteig-Teilchen als das Land der Dichter, Denker, Forscher und Techniker präsentierte.
„Ich bin einfach froh, dass es so gut gelaufen ist“, sagte Richter nach der Preisverleihung am Mittwochabend. Dabei hatte die französische Technik, mit der sich das Team aus Deutschland vorher nicht vertraut machen konnte, wie befürchtet für Probleme gesorgt.
Kurzfristig umdisponiert
Während des Wettbewerbs mussten Richter und sein Teamkollege Erwin Scheifel aus Baden-Württemberg mehrfach kurzfristig die Arbeitsabläufe ändern, weil die Backzeiten in den Öfen andere waren als zu Hause trainiert. „Da war zum Beispiel der Brötchenteig fertig und hätte aufgearbeitet werden müssen, der Hefeteig war aber noch in einem der Öfen“, erzählt der Allstedter.
Am Ende ließ die Jury sich aber trotzdem von der Arbeitsweise und den Kreationen aus Deutschland überzeugen. Richter und sein Teampartner zauberten zum Beispiel in der Kategorie Hefesüßteig, in der vier verschiedene Formen gefordert waren, eine schwarz-weiße Blüte mit einer Kirschfüllung, die in Kirschwasser gekocht war - ganz im Stil von Schwarzwälder Kirsch.
Auch eine Feige-Whisky-Brioche lag am Ende auf dem Präsentationstisch. Und weil auch eine geflochtene Form gezeigt werden musste, gestaltete Richter einen Hefezopf in Form eines mit Nussmasse und Nuss-Schnaps gefüllten Knotens. Brot und Brötchen konnten sich ebenfalls mehr als sehen lassen, sie waren kunstvoll gefaltet und bestäubt und zum Teil mit Bändern aus Vollkorn-Teig umschlungen.
Am Ende reichte es für die beiden Deutschen als Team zwar nicht für einen Platz auf dem Treppchen, aber für Richter klappte es mit Bronze in der Einzelwertung. Die ersten beiden Plätze gingen an die Berufskollegen aus China. „Das war wirklich phänomenal, was sie gezeigt haben“, erzählt Richter. „Sowohl von der Gestaltung als auch von den Arbeitsabläufen her.“ Allerdings seien die Chinesen auch ein ganzes Jahr lang vom Job freigestellt gewesen, um sich voll und ganz auf die Weltmeisterschaft vorbereiten zu können.
Kostproben für Allstedt
Nach der abendlichen Siegerehrung und einer kurzen Verschnaufpause gab es in Lyon am Mittwoch noch ein Gala-Diner. Am Donnerstag ging dann schon um sechs Uhr morgens der Flieger zurück nach Deutschland. Zunächst nach Weinheim an die Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks, die ihre besten Zwei des Gesellen-Jahrgangs 2017 nach Lyon geschickt hatte. Am Donnerstagabend wollte Vincent Richter dann zu Hause in Allstedt eintreffen.
Wird er hier in der Bäckerei Meye, wo er zusammen mit seinem Vater Stev Richter am Ofen steht, jetzt auch ein paar der Köstlichkeiten anbieten, die er für die Weltmeisterschaft gebacken hat? „Sicher werden wir schauen, ob wir das eine oder andere auch mal mit ins Programm nehmen“, sagt der Bronze-Gewinner. Auf jeden Fall will er sein WM-Schaustück aus Büchern, Zahnrädern, Federn und den Magdeburger Vakuum-Halbkugeln hier noch einmal nachbauen und im Schaufenster ausstellen. (mz)