Jubiläum am Brett Jubiläum am Brett: Schachprofi seit 60 Jahren aktiv

sangerhausen/MZ - Es gibt wohl kaum jemanden, der länger durchgehend aktiv am Schachbrett sitzt als Heinz Burreh. Das Besondere an ihm - er ist Jahrgang 1936, gehörlos und feiert in diesem Jahr diamantenes Jubiläum am Brett. Vor 60 Jahren hat Heinz Burreh mit dem aktiven Schachsport in Sangerhausen angefangen. Schon zuvor widmete er sich in Oberröblingen, in der Schule bei der Arbeitsgemeinschaft Schach, dem Spiel der Könige. Das war 1949 und Heinz Burreh damals 13 Jahre alt.
Im Kreis Mansfeld-Südharz gibt es wohl einige noch ältere aktive Schachspieler als Burreh. Doch die mussten notgedrungen durch Kriegsgefangenschaft oder Vertreibung aus der früheren Heimat Wettkampfpausen hinnehmen. Heinz Burreh brauchte diese Ausfallpausen jedoch nicht beklagen. Schon beim Einstand in den Erwachsenen-Sektion bezwang der jugendliche Burreh den damaligen Ex-Kreismeister Erich Bormann scheinbar mühelos. Damit wurde hier der Grundstein für einen stetigen Erfolg bei den Mannschaftskämpfen gelegt. Seit 1953 spielt er aktiv und so lange hält auch schon die Freundschaft zu seinem Trainingspartner Karl-Heinz Kleemann, dem Vorsitzenden des Gehörlosen Sport- und Freizeitverein Sangerhausen.
Der Gehörlosensport ist der älteste Behindertensport in Deutschland, hat sich vor über 100 Jahren gegründet und ist als fester Bestandteil im Leben der Gehörlosen etabliert. Ein wichtiger Faktor ist der Gehörlosensport in seinen verschiedenen Sportarten in der aktiven Freizeitgestaltung der Gehörlosen und bedeutet eine große Lebenshilfe für die hör- und lautsprachbehinderten Menschen. Im Gehörlosensportverband Sachsen-Anhalt sind zurzeit sieben Vereine mit den Sportarten (Fachsparten) Bowling, Schwimmen, Leichtathletik, Tischtennis, Kegeln, Darts, Fußball, Schach, Volleyball, Radsport und Inlinehockey vertreten.
Die beiden sind meist montags am Vormittag im Haus der Vereine im Darrweg anzutreffen und trainieren ihre Züge. Aber auch zu den Treffzeiten des Vereins dienstags und freitags wird gespielt. Da kommen unter der Woche gut zehn bis fünfzehn Spiele zusammen. Auf seine gesamte Karriere als Schachspieler hochgerechnet sind es wohl ein paar Tausend Spiele vermutet der gehörlose Burreh. Der 77-Jährige war aber nicht von Geburt an ohne Hörvermögen. Nach einer Mittelohrvereiterung ist bei ihm ein Trommelfell geplatzt und im Laufe der Jahre nahm die Hörleistung immer mehr ab. Nach einer audiometrischen Kontroll-Untersuchung konnte er nun am Gehörlosen-Schach teilnehmen. Dabei, weist Burreh darauf hin, „dass es die Regel gibt, das Teilnehmer die über ein Resthörvermögen verfügen, ihre Hörgeräte aufgrund der Fairness ablegen“.
Zu seinen größten Erfolgen gehören vier deutsche Meistertitel. Den ersten holte er 1997 auf Anhieb in Duisburg. Das Turnier war eines der zahlenmäßig am stärksten besetzten in der Senioren-Klasse. Daneben sei auch erwähnt, dass er beim Blitz-Schach eine gute Figur macht. In Bremen wurde Burreh 2003 dritter Deutscher Einzel-Blitzer und mit der Mannschaft Halle/Sangerhausen Anfang Mai diesen Jahres in Wetzlar Dritter. „Im Oktober will ich bei der Deutschen Meisterschaft in Fürth wieder Anlauf nehmen“, kündigt er an.
Heinz Burreh erzielte aber nicht nur Einzel- und Mannschaftserfolge, sondern führte auch den Nachwuchs dorthin. Bei der Nachwuchs-Betreuung wurde er tatkräftig von seinen Vereinskameraden Helmut Busch und Peter Keller unterstützt. Mit deren Hilfe konnten ganze Generationen von Mädchen-Mannschaften teils mehrere Jahre hintereinander in Pokal-Finals einziehen und machte die in Sangerhausen geborene Martina Beltz fit für die Schachbundesliga der Frauen.
Der Jubilar blickt ungeachtet dessen schon einmal voraus und trainiert mit seinem Team-Kollegen Kleemann ein bis zweimal die Woche für künftige Wettkämpfe. Zählt man die Zeiten der Schul-AG Schach in Oberröblingen und die erfolgreichen Penne-Vergleiche mit zu seiner Schachspieler-Karriere, dann stünde bereits im kommenden Jahr für Heinz Burreh ein noch selteneres Sport-Jubiläum vor der Tür: Das eiserne für 65 Jahre aktives Schachspielen.