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Pseudonym Käthe Fuchs Japanisches Gruseldorf inspiriert Hobbyautorin aus Mansfeld-Südharz

Julia Wittke hat jetzt ihr erstes Buch herausgebracht. Wie sie es geschafft hat, sich von harscher Kritik nicht entmutigen zu lassen, und wie das Veröffentlichen im Selbstverlag funktioniert.

Von Grit Pommer 27.10.2025, 17:05
Julia Wittke mit dem ersten Teil ihres im Selbstverlag erschienenen Buchs "Löwenherz"
Julia Wittke mit dem ersten Teil ihres im Selbstverlag erschienenen Buchs "Löwenherz" Foto: G. Pommer

Sangerhausen/MZ. - Als der Paketbote mit dem ersten gedruckten Exemplar an die Haustür kam, das war schon ein ganz besonderer Moment, sagt Julia Wittke. Und man merkt ihr an: Auch jetzt noch löst die Erinnerung daran ein Gefühl von Freude und Stolz aus. Der Bote übergab ihr das Paket ohne große Umschweife, aber er wusste ja auch nicht, was drin war: Wittkes erstes selbst geschriebenes Buch.

„Löwenherz – Licht“ heißt der erste Teil ihrer Geschichte, die im Tokyo des 21. Jahrhundert spielt, aber eng mit der jahrtausendealten japanischen Mythologie um Geister und Dämonen verwoben ist. Vor dem Hintergrund des ewigen Kampfs zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis erblüht die Liebe zwischen einer schüchternen Tempelpriesterin und einem jungen Wächter.

Romantasy aus Mansfeld-Südharz: Die ersten Geschichten schrieb sie als Schülerin

Eine Geschichte also, die sich in das seit einigen Jahren ziemlich populäre Genre der Romantasy einordnen lässt – eine Mischung aus Lovestory und Fantasy. „Aber zu einhundert Prozent ohne Vampir“, sagt Wittke in Anspielung auf viele Bestseller aus diesem Bereich.

Mit dem Schreiben hat die junge Frau aus Wallhausen schon als Schülerin angefangen. Mit zwölf, dreizehn Jahren verfasste Wittke Fantasy-Geschichten. „Die liegen heute noch gut versteckt zuhause“, erzählt sie und lacht. Gezeigt hat sie ihre Texte damals niemandem. Und heute bleiben sie erst recht unter Verschluss.

Nach der elften Klasse und zwei Jahren Fachoberschule begann Wittke zunächst eine Ausbildung zur Altenpflegerin, wechselte dann aber an die Kreisvolkshochschule und wurde Bürokauffrau. Mit dem Start ins Berufsleben lag das Schreiben erst mal auf Eis. Vor sieben Jahren sah sie dann im Fernsehen eine Reportage über das japanische Dorf Nagaro. Dort leben kaum noch eine Handvoll Einwohner, die leerstehende Häuser mit Puppen bevölkern.

Autorin aus Mansfeld-Südharz: Geplant war eine Horrorgeschichte für die Nichte

Ein Gedanke, der Wittke elektrisierte. Zur japanischen Kultur, zu Anime und Mangas, hatte sie sich schon immer hingezogen gefühlt. Das Dorf Nagaro inspirierte sie nun dazu, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. „Eigentlich sollte es nur eine schöne Horrorgeschichte werden. Die wollte ich meiner Nichte zu Weihnachten schenken“, erzählt Wittke. Doch beim Schreiben stellte sich schnell heraus: Das hier wird viel mehr als nur eine kurze Story.

Dabei hatte die Autorin zunächst aufwändig recherchiert: Sie legte sich Bücher über Shintuismus und die japanische Mythologie zu, streifte per Google Streetview durch Nagaro, checkte mit Google Maps sogar die Entfernungen zwischen verschiedenen Adressen, damit ihre Geschichte authentisch ist.

Buchtitel „Löwenherz“: In Roßla fiel der Text erst mal durch

Tipps holte sie sich auch im Schreibwerkstatt-Kurs an der Volkshochschule. Und mit Testleserinnen stellte sie sicher, dass die Geschichte funktioniert und verständlich rüberkommt. Wobei Wittke bei einer ersten öffentlichen Lesung im Ohlen Huss in Roßla auch heftige Kritik einstecken musste. Das Publikum dort konnte mit der von japanischer Mythologie geprägten Geschichte so gar nichts anfangen. Das musste erst mal sacken. „Aber ich hab mir gesagt: Hey, deine Geschichte heißt Löwenherz“, erzählt die 36-Jährige. Da kann man nicht so schnell aufgeben.

Veröffentlicht hat sie ihr Buch im Selbstverlag bei Tolino Media, einer Plattform, über die es auch bei Branchenriesen wie Hugendubel, Thalia und Amazon angeboten wird. Das Buch-Cover und die Bilder der Protagonisten hat die Wallhäuserin Diana Wittendorf gestaltet, der die Autorin für die Unterstützung sehr dankbar ist. „Ohne die Helfer wäre mein Buch noch heute nichts weiter als eine Textdatei auf dem Laptop“, sagt sie.

Autorin aus Wallhausen: Das steckt hinter dem Pseudonym Käthe Fuchs

Bei Tolino hat sie die Qualitätssicherung überzeugt, die vor der Veröffentlichung sicherstellte, dass der Einband und das Layout der Kapitel gut funktionieren. Finanziell groß in Vorleistung gehen müssen Autoren im Selbstverlag unterdessen nicht mehr, wie Wittke erzählt. Ein Hardcover- oder Taschenbuch wird erst gedruckt, wenn es bestellt wurde. Abzüglich der Druckkosten und eines Honorars für die Plattform bleibt Wittke ein kleiner Anteil von jedem Exemplar.

Und warum das Autoren-Pseudonym Käthe Fuchs? Um Verwechslungen aus dem Weg zu gehen. Eine andere Julia Wittke hat schon einen wissenschaftlichen Titel veröffentlicht. Die Entscheidung für Fuchs fiel dabei schnell. „Ich liebe Füchse“, sagt Wittke. „Und dann haben wir einfach geschaut, was als Vorname gut dazu passen würde.“

Am 14. November um 17 Uhr stellt die Wallhäuserin ihr Buch bei einer öffentlichen Lesung am VHS-Standort in Hettstedt vor, am 28. November, ebenfalls 17 Uhr, folgt eine Lesung im Jugendzentrum Buratino in Sangerhausen.