Wendung im Industriepark Mitteldeutschland Industriepark Mitteldeutschland bei Sangerhausen: Gericht stoppt Ausgrabung der Hamster

Sangerhausen - Im juristischen Streit über die Feldhamster auf dem Gelände des geplanten Industrieparks Mitteldeutschland hat die Stadt Sangerhausen eine Niederlage einstecken müssen. Aufgrund einer Beschwerde des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) konnte am Mittwoch anders als geplant nicht damit begonnen werden, die streng geschützten Nager auf der Fläche nahe der Südharzautobahn auszugraben.
BUND ficht Gerichtsbeschluss an - Stadt muss geplante Arbeiten stoppen
Das ist aber Voraussetzung dafür, dass sich dort wie vorgesehen eine Gartenbaufirma ansiedeln kann. Die will ab kommenden Frühjahr Millionen investieren. Auf 50 Hektar sollen Gewächshäuser aufgestellt und Biogemüse gezüchtet werden. Hunderte Jobs sind geplant.
Die neuerliche Gerichtsentscheidung ging am späten Dienstagabend im Rathaus der Kreisstadt ein: Der BUND hatte sich an das Oberverwaltungsgericht in Magdeburg gewandt und den Beschluss des Verwaltungsgerichtes Halle angefochten. Die halleschen Verwaltungsrichter hatten vor wenigen Tagen die Arbeiten auf der Fläche erlaubt und damit die vom Landkreis bereits Ende Oktober erteilte artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung bestätigt. Das Oberverwaltungsgericht als nächsthöhere Instanz sah dies anders: Die Richter legten fest, dass der Beschluss aus Halle bis zu einer grundsätzlichen Entscheidung über die Beschwerde des BUND ausgesetzt wird. Damit soll verhindert werden, dass mit dem Ausgraben der Hamster vollendete Tatsachen geschaffen werden.
Die Stadt hat daraufhin die geplanten Arbeiten im Industriepark vorerst abgeblasen. „Wir sind gehalten, den verhängten vorläufigen Maßnahmestopp zu befolgen, weil ansonsten die Beschwerde des BUND ins Leere gelaufen wäre“, sagte Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU). Die Spezialfirma, die die Hamster ausgraben und in den Tierpark nach Bernburg bringen soll, sei informiert worden.
Stadt gerät unter Zeitdruck - Hamster dürfen nur noch bis 31. Januar ausgegraben werden
Wie berichtet, waren auf der Fläche etwa 40 Hamsterbaue entdeckt und per GPS-Satelliten-Navigation markiert worden. Die Tiere sollten in Bernburg ihren Winterschlaf fortsetzen und später auf geeigneten Flächen wieder ausgesetzt werden.
Poschmann gibt aber nicht auf: „Ich hoffe im Interesse der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Sangerhausen, dass die Entscheidung für die Ansiedlung fällt.“ Er gehe davon aus, dass das Oberverwaltungsgericht über die Beschwerde der Umweltorganisation noch vor Weihnachten entscheiden werde, sagte das Stadtoberhaupt.
Der Stadt droht in dem Streit die Zeit davonzulaufen. Denn die vom Landkreis erteilte Ausnahmegenehmigung ist befristet: Die Feldhamster dürfen während ihres Winterschlafs nur bis 31. Januar nächsten Jahres ausgegraben werden - vorausgesetzt die Richter des Oberverwaltungsgerichts folgen nicht dem BUND. Und: Die Gartenbaufirma will nach MZ-Informationen eigentlich bereits Ende März anfangen zu bauen. Zu dem Streit mit dem BUND wollten sich die Investoren jedoch nicht äußern. Auch der BUND-Landesvorsitzende Ralf Meyer war nicht zu erreichen. (mz)