Hospizinitiative in Sangerhausen Hospizinitiative in Sangerhausen: Wo andere sprachlos sind

Sangerhausen - Die Hospizinitiative hat jetzt das Trauercafé in ihre Regie übernommen. Jahrelang wurde Trauernden dieses Angebot, sich einmal im Monat zu Gesprächen in kleiner Runde zu treffen, vom Kriseninterventionsteam (Kit) unterbreitet. „Die Mitarbeiter vom Kit schaffen es aber einfach nicht mehr und so baten sie uns, das Trauercafé weiterzuführen“, sagte Thomas Messerschmidt. Der 45-Jährige kam über seine Tätigkeit als Rettungssanitäter mit dem Thema Tod und Sterben in Berührung. Er absolvierte schließlich eine Ausbildung zum Notfallseelsorger und dann auch zum Hospizbegleiter. Und nun ist er auch ein Trauerbegleiter, so wie auch vier andere Sangerhäuser Hospizbegleiter, die über ein Jahr lang einmal im Monat eine Ausbildung absolviert haben.
Zuhnehmendes Aufgabenspektrum
Nicht, dass die Hospizbegleiter nicht auch so schon gut gefüllte Terminkalender haben. Zwölf Männer und Frauen gehören dem Team zur Zeit an. Verstärkung ist immer gern gesehen, denn das Aufgabenspektrum erweitert sich wie man sieht zusehends. Ganz von allein. Denn: „Immer wieder kam es vor, dass uns Angehörige nach der Sterbebegleitung um Rat gefragt haben und mit jemandem sprechen wollten“, erzählt Kirstin Keßler, ebenfalls langjähriges Mitglied der Hospizinitiative. „Nach dem Tod eines Angehörigen halten oft Hilflosigkeit und Sprachlosigkeit in dem Trauerhaus Einzug. Es gibt natürlich auch Familien, die sind stark genug, und können sich gegenseitig auffangen. Aber nicht immer ist das der Fall.“ Nun könne man Trauernden das Angebot unterbreiten, ihnen eine Zeit lang zur Seite zu stehen, Und ein erster Kontakt ist zum Beispiel im Trauercafé möglich. Dort könne man ganz unverbindlich hingehen. Man müsse dort nichts tun oder reden, wenn einem nicht danach zumute sei, so Kirstin Keßler.
Die Hospizinitiative Sangerhausen ist in der Kyselhäuser Straße 2 in Sangerhausen zu finden. Sprechzeiten sind donnerstags von 15 Uhr bis 17.30 Uhr oder nach Vereinbarung. Ansprechpartner der Hospizinitiative sind unter der Rufnummer 0151/22816508 oder per E-Mail unter [email protected] zu erreichen.
Zum nächsten Treffen im Trauercafé lädt die Hospizinitiative am Montag, 30. November, 17 Uhr in die Riestedter Straße 24, Gemeindehaus der evangelischen Gemeinde ein. Ins Trauercafé kann man an jedem letzten Montag des jeweiligen Monats immer um 17 Uhr gehen. Dort kann man mit anderen ins Gespräch kommen.
„Trauerbegleitung ist noch einmal etwas ganz anderes als bei einem Sterbenden zu sein“, so Karola Stolze, sie ist eins der Gründungsmitglieder der Sangerhäuser Hospizinitiative. Die gelernte Krankenschwester war jetzt erstmalig im Trauercafé eingesetzt und wird es wohl auch in Zukunft betreuen. „Die Gesellschaft geht oft trauernden Menschen aus dem Weg“, sagt Karola Stolze. „Trauernde fühlen sich alleingelassen, wissen nicht, mit wem sie reden können.“ Oft beruhe dieses Verhalten auf Missverständnissen und großer Unsicherheit. „Wenn man von einem Trauernden mit seinem Hilfsangebot zurückgewiesen wird, bedeutet das nicht, dass der Trauernde generell und dauerhaft die Hilfe und das Angebot zu reden ablehne“, erklärt Messerschmidt.
Dem Trauernden Alltagsstrukturen geben
„Natürlich haben wir das in unserer Ausbildung zum Trauerbegleiter gelernt, dass das so ist, dass man immer wieder auf den Trauernden zugehen sollte. Und im Alltag ziehen sich Kollegen, Bekannte und Nachbarn dann einfach zurück, weil sie glauben, nicht gebraucht zu werden.“ Die Trauerbegleiter können in solchen Fällen helfen, aber auch dabei, dem Trauernden wieder Alltagsstrukturen zu geben. „Das passiert schon dadurch, dass wir Trauerbegleiter uns Termine mit dem Trauernden vereinbaren. Das ist ein Stück neue Struktur“, so Messerschmidt. Manchmal gehe es in den Gesprächen um praktische Dinge, weiß Messerschmidt. „Die Trauernden wollen vielleicht einfach nur mal wissen, wie lange man Schwarz tragen müsse, ob man lachen dürfe in der Trauerzeit und ob das schlimm sei, wenn man vielleicht gar nicht mehr weinen kann.“ Wichtig sei es den Trauerbegleiter, die Sprachlosigkeit zu beenden und den Trauernden einen Weg zurück ins Leben zu zeigen. (mz)