"Heureka" im alten Goldhirsch "Heureka" im alten Goldhirsch: Heinz Plage eröffnet seine Pilzzuchtschule in Allstedt

Allstedt - Seit drei Jahren wohnt Heinz Plage in Allstedt. Dass er damals mit 67 von Halle hierher gezogen ist, hatte mit seinem neuen Projekt zu tun. Mit Geschäftspartnerin Anja Kolbe begann er, eine Pilzfarm aufzubauen. Im nahen Schönewerda impfen die beiden Baumstämme mit edler Pilzbrut und versorgen sie nach genauem Zeitplan mit Feuchtigkeit, damit am Ende die Fruchtkörper aus dem Holz sprießen: Shiitake, Austernpilz, Samtfußrübling.
Pilzzucht in Schönewerda floriert
Die Pilzzucht in Schönewerda floriert, die beiden beliefern unter anderem das Restaurant am Kaisersaal in Erfurt, versenden ihre Pilze und bieten sie auf Märkten an. Auch die fertig geimpften Baumstämme stehen inzwischen in vielen Privatgärten in der Region.
Heinz Plage aber will mehr. Er will seine Kenntnisse und Erfahrungen mit anderen teilen. Er will, dass es wieder normal wird, Pilze ganz natürlich auf Holz zu züchten. So, wie es vor hundert Jahren üblich war.
Deshalb hat Heinz Plage in Allstedt jetzt die Pilzzuchtschule Mitteldeutschland gegründet. Am Donnerstag war feierliche Eröffnung, viele Geschäftspartner und auch Bürgermeister Jürgen Richter kamen in die ehemalige Gaststätte „Goldener Hirsch“ und schauten sich die Räume an, unter deren verschnörkelten Stuckdecken Plage künftig seine Pilz-Seminare abhalten will.
Homepage von Heinz Plage glüht seit einem MZ-Bericht
Seit ein Bericht über den „Pilzmann“ in der MZ erschienen ist, glühe seine Homepage im Internet, berichtet Plage. Viele Leute schauen sich unter der Adresse derpilzmann.com an, was hinter der Pilzzuchtschule steckt. Und an die 20 hätten sich auch schon für Seminare in Allstedt angemeldet, sagt er. Das erste soll am 2. Juni stattfinden.
Bei der Pilzzucht setzt Plage übrigens auf regionale Vernetzung. Erntefrisches, gesundes Holz bezieht er schon seit Jahren vom Landesforstbetrieb Süd in Obersdorf. Und wenn der Pilz den Stamm dann nach sechs bis sieben Jahren komplett verarbeitet hat und nur noch das morsche Zellulosegerüst übrig ist, wandert das Holz weiter im natürlichen Kreislauf, erklärt Plage: „Solches weißfaules Holz wird in Belgien zur Zucht exotischer Käfer benötigt“, erzählt er. Bisher importiere man es dort aus Japan.
Zur Eröffnung hat Plage die Räume seiner Pilzschule mit frischem Grün und Pilzstämmen dekoriert, serviert Pilzgulasch, der nach seinem Privatrezept zubereitet ist. Man spürt: Der 70-Jährige begeistert sich nicht einfach für die Pilzzucht, er lebt sie. In seiner Rede lässt er Hemingway anklingen, der einst über den alten Mann und das Meer schrieb. Plage wandelt den Buchtitel ab: „Hier steht der alte Mann und die Pilze.“ (mz)