Großprojekt am Sangerhäuser Bahnhof: Großprojekt am Sangerhäuser Bahnhof: Neues Gesicht für die Wartehalle

SANGERHAUSEN - Arbeiter setzen Fenster ein, verkleben Wärmedämmung, verputzen Wände. Das Gelände des Sangerhäuser Bahnhofs gleicht derzeit einer Großbaustelle. Mit einem Aufwand von rund sechs Millionen Euro wird das 1963 errichtete Gebäude zu einem Service- und Bürgerhaus umgebaut.

Während am Bahnhofsgebäude noch gearbeitet wird, ist die Sanierung der angrenzenden Bahnsteige fast abgeschlossen. Die Deutsche Bahn AG, der die sogenannte Verkehrsstation gehört, und das Land Sachsen-Anhalt haben 5,8 Millionen Euro in das Projekt gesteckt. Allerdings funktionieren die drei Aufzüge zu den Bahnsteigen bisher nicht. Die Bahn begründet das mit einer defekten Notruf-Telefonverbindung. Der Notruf sei zwingend notwendig, um die Aufzüge nutzen zu können. Wo der Fehler liege sei unklar, die Ursachensuche laufe, so Bahnsprecherin Erika Poschke-Frost. Sie rechne frühestens Anfang Januar mit einer Inbetriebnahme.  

Seit wenigen Tagen liegt nun die endgültige Baugenehmigung vor, so dass auch in der denkmalgeschützten Haupthalle gearbeitet werden kann. Dort soll demnächst die Glasfassade erneuert werden. „Am Aussehen wird man das aber später kaum bemerken“, sagt Bernd Schneeberg, Abteilungsleiter Technik bei der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG), der das Bahnhofsgebäude gehört. Aus Gründen des Denkmalschutzes müsse die Fassade nämlich nach Fertigstellung fast genauso aussehen wie bisher. Es werde aber Glas mit einer besseren Wärmedämmung verwendet. „Auch die bereits abgebaute große Bahnhofsuhr wird an ihren Platz in der Glasfassade zurückkehren. Geplant ist, sie zu restaurieren und wieder einzubauen“, sagt Schneeberg. Sie soll so auch künftig Reisenden anzeigen, was die Stunde geschlagen hat.

Generell gibt es strenge Auflagen des Denkmalschutzes: So werden in der Bahnhofshalle neben dem riesigen Wandbild des Sangerhäuser Künstlers Wilhelm Schmied auch die grauen und blauen Fliesen an den Wänden, der schwarze Steinfußboden und die fünf Kronleuchter erhalten, die die Halle beleuchteten. Ebenso wird die Farbgebung der gestrichenen Wände nach der Sanierung so sein, wie sie nach dem Bau des Bahnhofs war, kündigt Schneeberg an. „Restauratoren haben an verschiedenen Stellen, die Originalfarbschichten freigelegt. Diese Farbtöne werden wieder verwendet.“

Aber es wird in der Halle auch Neues geben: In den Bereich, in dem sich früher der Fahrkartenverkauf befand, soll ein Bäcker einziehen. Vorne an der Glasfassade will die SWG einen Bahnhofsbuchladen ansiedeln. In den Räumen des früheren Intershops wird die Rosenstadt Sangerhausen GmbH mit ihrer Touristinformation zu finden sein. Daneben ist ein Fahrkartenverkauf von Abellio geplant. Im oberen und für Fahrgäste nicht sichtbaren Bereich der Halle entstehen außerdem Büros für die Einsatzzentrale und das Fahrpersonal des Zugunternehmens.

Im angrenzenden Westflügel, in dem lange ein Döner-Imbiss zu finden war, werden dann das Stadtbüro und die Stadtbibliothek sowie die Verbraucherzentrale angesiedelt. Dort ist bereits Platz für einen Aufzug und ein neues Treppenhaus geschaffen worden. Arbeiter sind derzeit mit einem Bagger dabei, die Fläche für den geplanten Lesegarten der Bibliothek herzurichten, der im Freien zum Verweilen einladen soll. Im gegenüberliegenden Ostflügel des Gebäudes wird eine öffentliche Toilettenanlage errichtet. Außerdem sollen eine Gaststätte und ein Betreuungsbüro in die dortigen Räume einziehen.

Zu den Namen der künftigen Mieter will sich das Wohnungsunternehmen derzeit nicht äußern. „Die Vorverträge sind allesamt noch nicht unterschrieben“, sagt Schneeberg zur Begründung. Der Bauherr plant, das Großprojekt bis Ende kommenden Jahres fertigzustellen. „Bleibt das Wetter günstig und gebe es keine Probleme im Bauverlauf, schaffen wir das auch womöglich eher“, sagt der SWG-Mann.

Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann (CDU) hatte jüngst versprochen, dass Teile des Bahnhofsgebäudes, darunter die Toiletten, bereits zum Sachsen-Anhalt-Tag im September nächsten Jahres nutzbar sein werden. Das Bahnhofsgebäude werde dann wahrscheinlich noch nicht ganz fertig sein, aber schon ganz vernünftig aussehen. (mz)