Grande Dame bald in neuem Gewand
Sangerhausen/MZ. - Bis Ende 2004 war das Haus frei geräumt, Mitte dieses Jahres wurde es öffentlich in Berlin versteigert.
Nun gibt es einen neuen Eigentümer: Tino Schultze. Dem Firmeninhaber der Werbeagentur Unison, hat es das alte Gebäude angetan. "Ich habe hier als Kind sieben Jahre lang das Klavierspiel erlernt und ebenso lange im Chor gesungen", erinnert er sich.
Doch es waren nicht nur diese nostalgischen Erinnerungen, die den Unternehmer dazu bewegten, kurz entschlossen in das Kaufgeschehen um das Haus mit einzugreifen. Tino Schultze: "Unsere Firma brauchte ein geräumigeres Domizil. Es gab zwei Alternativen: etwas Zweckmäßiges neu zu bauen oder ein altehrwürdiges Gebäude mit Flair und Freiraum zu erwerben. Wir haben uns für letzteres entscheiden." Inzwischen gibt es ein klares Nutzungskonzept, an welchem sich der gerade begonnene Umbau orientiert. Bis Februar werden drei Wohnungen - darunter eine Dachwohnung über zwei Etagen mit einem unverbauten Blick aus einem großen Panoramafenster gen Norden in Richtung Halde - entstehen. Des Weiteren werden nach umfassender Sanierung ab Mitte 2006 über 1 200 Quadratmeter Fläche für Dienstleistungen oder freie Berufe bereitgestellt. Allein 750 Quadratmeter werden durch die Unison-Werbeagentur selbst genutzt.
Bei allen wirtschaftlichen Interessen bleibt Raum für eine Symbiose aus Historie, Architektur und moderner Nutzung. Dabei wollen sich Bauherr und Architekt auf den industriellen baulichen Charakter des Hauses besinnen: alte Proportionen freilegen, die authentischen Baustoffe - soweit noch möglich - behutsam in das Gesamtkonzept integrieren, für lichtdurchflutete Transparenz sorgen. So ist im Bereich der Agentur vorgesehen, die obere Etage des denkmalgeschützten Gebäudes auf seinen ursprünglichen Charakter als Industriegebäude zurückzuführen.
Alle zu Zeiten des Gymnasiums eingebauten Innenwände werden wieder entfernt, um - wie in einem Industriebau um 1850 üblich - lediglich möglichst gusseiserne Säulen als tragende Elemente einzuziehen. "So schaffen wir den Freiraum, den unsere Kreativen aus der Graphik, der Konzeption aber auch der Administration beanspruchen. Daneben werden wir über einen sehr großzügigen Werkstattbereich und ein fast 100 Quadratmeter großes Fotostudio verfügen."
Beim Gang über die Baustelle ist Tino Schultze die Freude an dem Vorhaben anzumerken. Nach dem Erhalt der fast 7 000 Quadratmeter Parklandschaft befragt, gibt er die Zusage, dass dieser erhalten bleibt.