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Freund des stärksten Mannes

Von Detlef Liedmann 05.10.2004, 15:44

Eisleben/MZ. - "Diesen Tag werde ich nicht so schnell vergessen." Der ehemalige Artist und heutige Schwimmtrainer Dieter Teuber wischt sich verstohlen eine Träne aus dem Auge. Der Sportverein Einheit Eisenberg hatte ihn als Ehrengast zum 5. Milo-Barus-Cup eingeladen und dabei obendrein zum Ehremitglied des Vereins gemacht.

Milo Barus, mit bürgerlichem Namen Emil Bahr, galt bis in die 60er Jahre als stärkster Mann der Welt. In Eisenberg, wo Teuber eine Ausbildung zum Schuhmacher absolvierte, waren sich die beiden 1960 zum ersten Mal begegnet. Seitdem verband die beiden bis zum Tod von Barus 1977 eine tiefe Freundschaft. "Ich und meine Frau Bärbel haben ihn und Martha oft besucht. Milo war ein feiner Mensch", schwärmt der 63-jährige Teuber.

Seit dem Jahr 2000 wird im Mühltal bei Eisenberg mit dem Milo-Barus-Cup an den einstigen Müllerburschen erinnert. Bis zum Rentenalter bewirtschaftete Barus mit seiner Frau Martha die Gaststätte "Meuschkes Mühle". Dort entdeckten die Eisenberger Kraftsportler ein Foto Teubers und suchten nach ihm. Jetzt ist er ihr Ehrenmitglied.

1961 absolvierte Teuber als blutjunger Handstandartist am Eisenberger Schlossberg einen seinen ersten Auftritte. Gewissermaßen als Vorprogramm zu Barus' Show, bei der dieser unter anderem ein Pferd eine Leiter hinauf trug, aus Hufnägeln Korkenzieher drehte oder Telefonbücher wie ein nasses Stück Papier zerriss. "Nach meinem Auftritt kam er zu mir, drückte mir die Hand und sagte ,Mach weiter so Kleiner'", erinnert sich Teuber, als sei es gestern gewesen.

Und weil Teuber dem gewaltigen Händedruck standhielt gab es noch ein "tapfer, tapfer" mit auf den Weg. "Es war eine wunderbare Freundschaft zu ihm", so Teuber. Doch während Barus nach einem Herzinfarkt 1963 Abschied von den großen Bühnen nahm, begann Teubers Karriere da erst so richtig. "Milo hat vielen Artisten geholfen. Auch mir. Durch ihn habe ich gelernt, wie man seine Muskeln noch besser trainiert", sagt Teuber heute. Und Ehefrau Bärbel pflichtet ihm bei. Barus war weltgewandt wie kaum ein Zweiter in seinem Metier. "Er beherrschte sieben Sprachen", weiß Teuber. Und Barus hat die Welt gesehen bei Wettkämpfen in London, Kalkutta, Kairo, Buenos Aires oder in New York.

"Da gab es natürlich immer viel zu erzählen in seiner Gaststätte", denkt Teuber an vergangene Tage. 1976 zogen Barus und seine Frau nach Mühldorf am Inn, wo er die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1951 gelebt hatte. Barus starb am 1. Oktober 1977 in Altötting (Bayern). Für Dieter Teuber bleibt er weiter unvergessen.