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Durchwachsenes Wetter und Corona Freibäder in Sangerhausen und Umgebung: Bilanz des Sommers

Von Grit Pommer 06.10.2020, 11:45
Im Wolfsberger Freibad fühlten sich Rafe (r.) und Till wohl.
Im Wolfsberger Freibad fühlten sich Rafe (r.) und Till wohl. Maik Schumann

Sangerhausen - Die Listen sind abgerechnet, die Besucherzahlen zusammengezählt. Zeit, unter die Freibadesaison 2020 einen Strich zu machen und zu fragen: Wie war er denn so, der Badesommer? Und wie hat sich Corona ausgewirkt?

Stadtbad Sangerhausen

Mehr als 9.000 Badegäste wurden in dieser Saison gezählt. „Das liegt weit unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre“, sagt Nico Scherbe, der Bäder-Chef der Kommunalen Bädergesellschaft Sangerhausen. Zum Vergleich: Selbst im mauen Badesommer 2017 wurden gut 10.500 Tickets verkauft. Ganz zu schweigen vom Rekordsommer 2018, als 24.000 Badegäste ins Stadtbad strömten. Hat Corona gebremst? Nicht nur, meint Scherbe.

Auch das Wetter spielte den Badbetreibern in diesem Jahr nicht so recht in die Karten. Im Juni hatten wird lange einen „Fahrstuhl-Sommer“: Kaum war es mal heiß, kühlte es sich auch schon wieder ab. Die coronabedingte Obergrenze von gleichzeitig 500 Leuten im Bad sei nie zum Problem geworden. Den besucherstärksten Tag erlebte das Stadtbad am 7. August, als über den Tag verteilt mehr als 500 Besucher kamen.

Sommerbad Allstedt

Das Sommerbad ging erst Ende Juni ins Rennen und blieb bis Ende August geöffnet. In diesen rund zwei Monaten wurden 6.727 Besucher gezählt, 3.920 davon waren Kinder. Auch in Allstedt blieben die Zahlen deutlich unterm Schnitt. Selbst im durchwachsenen Badesommer 2017 hatten immerhin fast 7.900 Leute den Weg ins Sommerbad gefunden, 2016 waren es rund 11.000 gewesen. Andererseits müsse man auch die stark verkürzte Saison berücksichtigen, sagt Bürgermeister Jürgen Richter (CDU). Die Abstandsregeln konnten selbst am stärksten Tag des Badesommers problemlos eingehalten werden. Am 12. August kamen 511 Leute, maximal 525 hätten sich im Gelände aufhalten dürfen.

Freibad Berga

Als „mittelmäßig bis schlecht“ bezeichnet Stefan Freitag die Besucherbilanz 2020 im Freibad Berga. Dafür sei zum einen das anfangs lange durchwachsene Wetter verantwortlich, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, der das Bad in Eigeninitiative betreibt. Aber auch Corona hat den Bergaern einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn an heißen Tagen, wenn besonders viele Menschen Abkühlung suchten, war in Berga die im Hygienekonzept festgelegte Obergrenze von 200 Leuten im Badgelände schnell erreicht.

„Wir hatten bestimmt acht bis zehn Tage, an denen Leute draußen warten mussten, bis jemand das Badgelände verlassen hat und wieder Plätze frei wurden. Oder wir mussten sie gleich wegschicken, weil schon zu viele warteten“, berichtet Freitag. Unterm Strich seien das natürlich auch Einnahmen, die dem gemeinnützigen Verein fehlen. Es sei aber gut und wichtig gewesen, das Bad ab dem 1. Juni überhaupt zu öffnen - gerade in einem Feriensommer, in dem viele nicht verreisen konnten oder wollten.

Freibad Grillenberg

Mit Blick auf die insgesamt 6.200 Besucher konstatiert Lutz Kronenberg vom Grillenberger Waldbadverein „ein mittelprächtiges Jahr“. Im Jahr zuvor hatte man 7.000 gezählt - und das bei wesentlich stabilerer Badewetterlage. Der Abbruch fiel also moderat aus. Das sanierte Waldbad lockte auch viele Sangerhäuser in den Südharz. Und die konnten sich selbst davon überzeugen, dass die Zeiten des kalten Badewassers dort vorbei sind. Seit der Sanierung ist das Becken dicht und es muss nicht ständig frisches Quellwasser nachgefüllt werden. „Diesen Sommer hatten wir bis zu 25 Grad Wassertemperatur“, sagt Kronenberg. Am besucher-stärksten Tag wurden 540 Gäste gezählt - doppelt so viele, wie Grillenberg Einwohner hat. Jetzt läuft die nächste Sanierungsstufe. Das Becken wird mit Spezialfolie ausgekleidet und im Frühjahr eine moderne Chlorgasanlage installiert.

Freibad Wolfsberg

Nur die Hälfte der Besucherzahl von 2018 wurde in diesem Sommer im Freibad Wolfsberg erreicht, sagt Ortsbürgermeister Udo Lucas, ohne die genaue Zahl zu nennen. „Wir waren die letzten beiden Sommer einfach verwöhnt“, meint er mit Blick auf das Wetter, das diesmal weniger mediterran daherkam. Wegen Corona wurde erst Mittel Juni eröffnet und dann fehlte erst mal eine längere Hitzeperiode. „Die Leute brauchen zwei, drei heiße Tage am Stück, bis sie sich fürs Freibad entscheiden“, hat Lucas festgestellt.

Und noch zwei weitere Faustregeln für den Besucherverkehr hat er ausgemacht: Unter 25 und über 35 Grad kommen weniger Leute ins Schwimmbad. Und die Stoßzeit, in der sich die meisten im Wasser und auf der Liegewiese tummeln, ist von 14 bis 17 Uhr. Die Höchstgrenze von 115 Besuchern sei an einigen Tagen fast erreicht worden.

Kiessee Roßla

Auch am Badestrand des Kiessees in Roßla wurden in diesem Sommer weniger Besucher gezählt als in den vergangenen beiden Jahren, sagt Claudia Hacker, die Leiterin des Bereichs Tourismus bei der Gemeinde Südharz. 4.538 zahlende Badegäste kamen an den Kiessee (2018: 6.385). Die Saison war auch hier von den Coronabeschränkungen geprägt. So durften sich unter der Woche, wenn nur eine Aufsicht am Strand war, nur bis zu 100 Gäste gleichzeitig im Gelände aufhalten. Am Wochenende mit zwei Rettungsschwimmern waren es 150. „In den Ferien, wenn das Wetter schön war, haben wir aber auch unter der Woche auf zwei aufgestockt“, sagt Hacker. Die Höchstgrenze sei aber nur an ein, zwei Wochenenden mal ausgereizt worden. Zum Glück habe das Wetter gerade in den Ferienwochen besser mitgespielt. (mz)

Im Sommerbad Allstedt
Im Sommerbad Allstedt
Maik Schumann