Freakstock-Festival Freakstock-Festival: Großes Sommertreffen kehrt Allstedt den Rücken

Allstedt - Das war’s, in Allstedt wird es zumindest in diesem Jahr kein Freakstock-Festival geben. Der Verein Jesusfreaks Deutschland, der sein großes Sommertreffen zweimal auf dem Flugplatzgelände im Wald bei Allstedt veranstaltet hat, wird es in diesem Jahr an einem neuen Standort ausrichten.
Gut Haarbecke in Nordrhein-Westfalen, im Internet professionell vermarktet als Gelände für Veranstaltungen mit bis zu 3.500 Besuchern, wird Anfang August das Ziel von etwa ebenso vielen Jesusfreaks sein, die drei Tage lang singen, beten und Konzerte miterleben wollen.
Vorerst letztes „Freakstock“ fand 2016 in Allstedt statt
Das zweite und vorerst letzte „Freakstock“ in Allstedt hat es 2016 gegeben. Unmittelbar vor Beginn war damals der Landkreis Mansfeld-Südharz eingeschritten, hatte vor allem zum Naturschutz Auflagen erteilt und eine künftige Genehmigung der Veranstaltung generell in Frage gestellt.
Denn Teile des Flugplatzgeländes gehören zum Flora-Fauna-Habitat „Borntal, Feuchtgebiet und Heide“, das als Schutzgebiet an die EU gemeldet wurde. Vor allem Kammmolche, Fledermäuse und die Große Moosjungfer, eine Libellenart, sollen dort geschützt werden.
Wurden die Jesusfreaks vom Naturschutz verschreckt?
Verschreckt von den Naturschutz-Problemen verkündeten die Jesusfreaks für 2017 erst mal ein „Sabbatjahr“: Man wolle abwarten, wie sich der Konflikt zwischen dem Betreiber des Geländes und der Naturschutzbehörde entwickelt, hieß es damals.
Weil die Situation bis zum Dezember nicht geklärt gewesen sei, habe man einen neuen Veranstaltungsort suchen müssen - leider, erklärte Freakstock-Pressesprecherin Julia Kolbe jetzt auf MZ-Anfrage. Die Veranstaltung werde ehrenamtlich organisiert und brauche deshalb eine längere Planungsphase als kommerzielle Festivals.
Können sich die Jesusfreaks eine Rückkehr nach Allstedt vorstellen? Kolbes Antwort bleibt vage: „Auch wenn das Festival dieses Jahr im nordrhein-westfälischen Kierspe stattfindet, werden wir Allstedt und den Flugplatz im Herzen mit uns nehmen.“
Sommertreffen zieht nach NRW um
Im Internetauftritt der Jesusfreaks schimmern derweil auch noch andere Gründe für den Umzug durch. Das neue Gelände in Nordrhein-Westfalen habe fließendes Wasser, heißt es da. Und weiter: „Es gibt Strom aus der Wand und ... Achtung! Internet und Handyempfang!“ Inmitten von Gottes freier Natur scheinen sich offenbar selbst die modernen Jesusanhänger nicht rundum wohlzufühlen, wenn der schnelle Anschluss ans weltweite Datennetz fehlt.
Bei den Freakstock-Festivals 2015 und ’16 mit jeweils rund 3.000 Teilnehmern hatte es zeitweise Probleme mit der Wasserversorgung gegeben. Das Allstedter Sommerbad wurde damals von Duschwilligen überrannt. Inzwischen habe man auf dem Flugplatz aber eine eigene Trinkwasseraufbereitungsanlage installiert und wolle sie noch erweitern, sagte Sebastian Reinicke, der das Veranstaltungsgelände betreibt, bereits im Oktober im MZ-Gespräch.
Fledermäuse und Amphibien werden auf Flugplatzgelände in Allstedt gezählt
Damals hatte er vor dem Verwaltungsgericht Halle gerade einen Vergleich mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz geschlossen und damit ein komplettes Veranstaltungsverbot abwenden können. Bis Ende November muss er den Bestand der geschützten Tiere erfassen lassen, die am Flugplatz leben, und bis spätestens Ende Januar 2019 muss er prüfen lassen, ob die Veranstaltungen die geschützten Tiere im Flora-Fauna-Habitat bedrohen.
Dazu ist ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag beim Landkreis einzureichen. Die Fledermauskartierung habe im Dezember begonnen, auch eine Amphibienzählung habe es bereits gegeben, sagt Reinicke. Deren Abnahme sei jüngst aber wegen Schneeverwehungen verschoben worden.
Er macht sich keine Illusionen. Die Jesusfreaks hätten zwar erklärt, die Mietobjekte auf dem Flugplatzgelände, in denen sie Zubehör gelagert haben, vorerst behalten zu wollen. „Aber wenn an dem neuen Veranstaltungsort alles passt, dann bleiben sie mit dem Festival dauerhaft dort“, ahnt Reinicke.
Welche Veranstaltungen gibt es dieses Jahr auf dem Flugplatz Allstedt?
Welche Veranstaltungen wird es in diesem Jahr überhaupt auf dem Flugplatz geben? Der gerichtliche Vergleich sieht vor, dass alles stattfinden darf, was es auch im vergangenen Jahr schon gegeben hat. „Wegen der Probleme war das aber nicht viel“, sagt Reinicke. Ein Fahrsicherheitstraining habe man bereits hinter sich, weitere sollen folgen, ebenso die üblichen Drifting-Veranstaltungen.
Das Viertelmeile-Rennen am 1. Mai und das Tuning-Treffen „All Cars and Bikes“ im August sollten ebenso außer Frage stehen. Zudem sind im Sommer und Herbst zwei Musikveranstaltungen geplant. Die Pläne, das Truckertreffen aus Eisleben auf den Flugplatz zu verlegen, musste man schnell begraben - das würden die Behörden keinesfalls dulden, sagt Reinicke.
Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) bedauert den Weggang von „Freakstock“, das Festival sei auch wirtschaftlich eine Belebung für die Stadt gewesen. „Andere Landkreise lachen über uns“, meinte er mit Blick auf die Auflagen und Verbote und kündigte an, dass die Stadt den Veranstalter auch bei weiteren Vorhaben auf dem Flugplatz unterstützen werde. (mz)