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Fernwasser kommt Fernwasser kommt: Vorbereitungen laufen - Bald sprudelt Rappbodewasser aus der Leitung

Von Helga Koch 19.07.2018, 11:40
Die Rappbode-Talsperre im Harz hat ein Fassungsvermögen von rund 109 Millionen Kubikmetern und dient vor allem als Trinkwasserreserve.
Die Rappbode-Talsperre im Harz hat ein Fassungsvermögen von rund 109 Millionen Kubikmetern und dient vor allem als Trinkwasserreserve. Maik Schumann

Sangerhausen - Hitze, Trockenheit, kein Regen in Sicht. Seit Anfang Juni hat der Wasserverband Südharz die Bürger in weiten Teilen seines Gebiets zum sparsamen Umgang mit Trinkwasser aufgerufen. Mit Erfolg, so dass die Bevölkerung stabil versorgt werden kann, wie die stellvertretende Geschäftsführerin Heike Müller erneut bestätigt hat. Und in der Hoffnung, dass die neue Leitung nach Sangerhausen vorfristig fertig wird. Ende August soll für weitere knapp 30.000 Menschen Fernwasser aus dem Hahn sprudeln.

„Der Termin ergibt sich aus dem Baufortschritt“, sagt Marco Steckel, der beim Wasserverband für den Bereich Technik und Betrieb zuständig ist. Rund 500 Meter der insgesamt knapp acht Kilometer langen Leitung von Nienstedt nach Sangerhausen sind noch zu bauen. Die Archäologen haben ihre Zelte bereits abgebrochen.

Wasserverband Südharz: Umstellung auf Fernwasser erfolgt nahtlos

Die beiden Sangerhäuser Hochbehälter seien soweit umgerüstet, erklärt Steckel, dass sie sofort in Betrieb genommen werden könnten, sobald das Fernwasser bis Sangerhausen fließen kann. Der Hochbehälter Süd sei umgebaut: „Die Umstellung auf Fernwasser erfolgt dort nahtlos.“

Den Hochbehälter Othal müsse man kurzzeitig außer Betrieb nehmen, um nötige Instandhaltungsarbeiten vorzunehmen. Doch einen Versorgungsengpass gebe es dadurch nicht, versichert Steckel. Kleinere Restarbeiten könnten nach der Umstellung auf Fernwasser erfolgen.

Fernwasser kommt aus dem Harz nach Sangerhausen

Geschäftsführer Peter Michalik von der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz sieht sein Unternehmen für den Wasserwechsel in Sangerhausen gut vorbereitet: „5.300 Kubikmeter können wir pro Tag liefern.“ Die Menge sei vor drei Jahren mit dem Verband vertraglich vereinbart worden. Das Wasser stammt ausschließlich aus dem Harz - und nicht aus der Elbaue. Bisher wird schon die Region Allstedt damit versorgt. „Wir haben dieses Jahr bis Ende Juni schon etwas mehr als 100.000 Kubikmeter geliefert.“

Die Rappbode-Talsperre wird aus einem Einzugsgebiet von rund 270 Quadratkilometern gespeist, sagt Sprecherin Jana Arnold. Die Fläche sei zu drei Vierteln mit Wald bedeckt und unterliege kaum menschlichen Einflüssen, das bedeute „ausgezeichnete Rohwasserqualität“.

Rohwasser aus Rappbodetalsperre wird in Wienrode aufbereitet

Je nach Wasserqualität, Wetter und Temperatur werde das Rohwasser in unterschiedlicher Tiefe aus der Talsperre entnommen, um drei Kilometer durch einen unterirdischen Stollen zu fließen. Im Wasserwerk Wienrode wird es aufbereitet. „Hier wird dem Rohwasser Aluminiumsulfat zugesetzt“, so Arnold, dosiert anhand aktuelle Laborwerte.

Das sei ein Flockungsmittel, um winzige Algenteilchen und andere organische Stoffe zu binden. Die Klümpchen würden in der Filterhalle herausgefiltert, während das Wasser durch 48 aneinander gereihte Sandfilter strömt. „Das Wasser braucht etwa zwei Stunden, um die Sandschicht zu durchströmen.“

Aufbereitetes Wasser braucht zwei bis drei Tage, um Sangerhausen zu erreichen

Bevor das aufbereitete, sehr weiche Wasser nach Halberstadt, Halle oder Sangerhausen fließt, werde es aufgehärtet, wie die Fachleute sagen, mit Kalkwasser und Kohlendioxid. Zuletzt werde „eine geringe Menge Chlordioxid zugegeben“, erklärt Arnold. Das schreibe die Trinkwasserverordnung vor, wenn Oberflächenwasser genutzt wird. Nach zwei, drei Tagen erreicht es Sangerhausen.

Wie Michalik sagt, sei kürzlich schon die Leitung ab dem Hochbehälter Bischofrode bis Nienstedt gespült worden. Denn darin hätten sich im Laufe der Zeit Ablagerungen gebildet: „Die Leitung ist in den letzten Jahren nicht in dem Maß durchflossen worden wie konzipiert. Alle Parameter sind einwandfrei.“

Großer Teil des Leitungsnetzes in Sangerhausen und weiteren Orten erneuert

Wegen der geplanten Umstellung auf Fernwasser habe der Verband schon einen großen Teil des Leitungsnetzes in Sangerhausen und weiteren Orten erneuert, sagt Steckel. Die Dresdner Außenstelle des Deutschen Vereins des Gas und Wasserfaches (DVGW) untersuche zurzeit noch das Leitungsnetz im Versorgungsgebiet; es würden Empfehlungen abgeleitet, um mögliche Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität durch das Fernwasser so gering wie möglich zu halten.

Außerdem erstelle der Verband soeben ein Faltblatt. Das werde an alle Kunden versandt, die künftig Fernwasser bekommen, kündigt Müller an. Wer sich über die künftige Versorgung informieren möchte, findet umfangreiche Informationen auf der Internetseite der Fernwasserversorgung Elbaue-Ostharz.

Mehr im Internet unter: www.fwv-torgau.de/trinkwasser/sangerhausen.html (mz)

Die neue Leitung von Nienstedt nach Sangerhausen hat einen Durchmesser von 400 Millimetern.
Die neue Leitung von Nienstedt nach Sangerhausen hat einen Durchmesser von 400 Millimetern.
Schumann