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Feldmarschall, Fladenbrot und ein echter Feuerdrache

Von MARION ROHLAND 17.05.2009, 17:17

ROTTLEBERODE/MZ. - Veranstalter war die Manthey Event GmbH unterstützt durch die Rottleberöder Gipswerke. 600 Darsteller machten aus dem Gelände ein Zeltlager und ein Schlachtfeld, einen Marktplatz und einen Feldherrenhügel.

Zwischen den wechselnden Programmhöhepunkten ließ es sich gut durch die Menschheitsgeschichte flanieren - von der Bronzezeit bis ins 19. Jahrhundert - ob schauend oder "saufend und fressend". So preist Herold Olivarius von der Taube nach geschlagener Schlacht vom Feldherrenhügel aus die historische Gastronomie an. Den Feldherrenhügel wie auch die gesamte Ebene hüllten zunächst Kanonen und Gewehre in Lärm und Pulverdampf. Mitten unter den Schützen waren auch die Schützenkompanie Roßla und der Verband Deutscher Schwarzpulverkanoniere. Letztere sind erstmalig Mitwirkende des Historienspektakels in Rottleberode. Ebenfalls Neulinge waren die Mitwirkenden der Interessengemeinschaft US-Civil War Reenactors.

Wer verwundert fragte, wie es Soldaten des amerikanischen Bürgerkrieges zu Ritterhelm und Musketensammlung treibt, der bekam die Auskunft, dass auch viele deutsche Auswanderer gerade in strategisch-technischen Positionen an den Kriegen im weiten Land Amerikas Anteil hatten.

Es kracht und böllert zwei Tage lang vor den Toren der Harzgemeinde Rottleberode. Leider, denkt der friedliebende Mensch. "Leider ist die Geschichte der Menschen aber auch tatsächlich eine Geschichte der Blutfehden und Kriege", bestätigt André Materlik, Geschäftsführer der Knauf-Gipswerke. Er betont aber das eigentliche Anliegen der Veranstalter, nämlich Geschichte authentisch zu vermitteln - neben den militärischen Dingen auch das Alltagsleben der jeweiligen Zeitepochen darzustellen.

Zeiten, in denen König Heinrich und Königin Mathilde noch Wochen von einer Pfalz zur nächsten unterwegs waren. Zeiten, in denen Helm, Schwert und Strohhaufen noch ausreichten, um für leuchtende Kinderaugen zu sorgen. Wie an der Freude des kleinen Robert aus Uftrungen gut zu erkennen war, finden Kinder die Atmosphäre auch heute noch toll.

Doch bei aller Bemühung um authentischer Geschichtsvermittlung: Mythen und Legenden müssen sein. Und so wird der Auftritt des letzten lebenden Drachen Fangdorn zum Publikumsmagneten. Der Kampf um die "Macht der Träne" wird eindrucksvoll inszeniert von der Fangdorn Projekt Group, von Babelsberger Stuntmännern und der Rittergruppe Herold. Die Geschichte von Fangdorn kommt aus einer fernen Zeit, ihr Erfinder Guido Peter wohnt ganz nah, nämlich in Schwenda. Es brauchte aber den Umweg über die Berliner Agentur und alte Leipziger Messehallen, um zu Hause mit dabei zu sein.

Die Strategie der Veranstalter scheint aufzugehen: unternehmer-isches Engagement plus gutes Eventmarketing plus intensives regionales Netzwerk ergibt einen Besuchermagneten, von dem eine ganze Region profitieren kann. Michael Manthey ist optimistisch, dass dies mit der "Parade der Geschichten" - neben anderen Events, wie der Rockoper "Faust" auf dem Brocken gelingt. "Wir finden hier gute Partner. Ein Netzwerk ist entstanden."

André Materlik würdigt das Engagement der Menschen hinter den Kulissen. So sind über 60 Feuerwehrleute im Einsatz, sichern die Johanniter den Rettungsdienst ab, helfen kleine örtliche Firmen in der Ausstattung und große Partner - unter anderem die Mitteldeutsche Zeitung - helfen bei der Finanzierung.

Es bleibt ein bizarrer Anblick - da oben vom Feldherrenhügel - wenn sich Schwaden von Pulverdampf verflüchtigen, um die Blicke wieder frei zu geben auf die grünen Hügel des Südharzes und eine weites Tal. Es herrscht wieder Frieden - bis zur "Parade der Geschichten" im Jahr 2010.