Fachkräftemangel in der Pflege Fachkräftemangel in der Pflege: Können Pfleger aus dem Ausland Abhilfe schaffen?

Sangerhausen - Hier ein Lächeln, dort eine helfende Hand. Der Pflegeberuf ist anspruchsvoll. „Aber ich lebe für diesen Beruf“, schwärmt Stephanie Weingart, Leiterin der Pflegeeinrichtung Villa Domäne in Uftrungen. Doch die Bedingungen, ihn auch auszuüben, sind nicht überall glänzend. Von Fachkräften aus Osteuropa und von Lohnanpassungen ist die Rede, Bundesminister Jens Spahn (CDU) setze sich für beides ein, betonte er kürzlich.
Mansfeld-Südharz: Fachkräfte immer schwerer zu finden
Dass die Versorgung mit Fachkräften in Zukunft in unserer Region problematisch werden könnte, befürchtet auch Weingart. Es gebe immer einen Bedarf an Fachkräften. Ähnlich sieht es Kati Völkel, Leiterin der Awo-Pflegeeinrichtung „Am Rosarium“: „Der Fachkräftemangel wird in Zukunft zunehmen - aber auch in allen anderen Berufsfeldern. Deshalb ist es wirklich wichtig, den Beruf in seinen Rahmenbedingungen attraktiver zu gestalten und auch in der Öffentlichkeit positiver ins Licht zu rücken. Aber dafür ist die Ausbildung wirklich wichtig.“
Und natürlich auch ausländische Fachkräfte. „Aktuell haben wir zum Beispiel eine Haitianerin bei uns, die mal reinschnuppern will“, erzählt Weingart - eine spätere Festanstellung nicht ausgeschlossen. Auch mit osteuropäischen Pflegekräften habe man in Uftrungen gute Erfahrungen gemacht, unterstreicht sie. „Aktuell haben wir eine polnische Mitarbeiterin“, sagt Weingart. Demnächst stellten sich zwei Azubis aus Vietnam vor.
Gesundheitsminister Spahn will, dass ausländische Pflegekräfte nach Deutschland kommen
Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, sollen bald zahlreiche Menschen aus dem Ausland nach Deutschland kommen, um hier als Pflegekräfte zu arbeiten. Dazu sollten gezielt Pflegekräfte aus Südosteuropa angesprochen werden, etwa aus Albanien oder dem Kosovo. Zudem wolle er sich dafür einsetzen, einen Tarifvertrag für die Beschäftigten zu erreichen, um den Job attraktiver zu machen.
Kati Völkel vom Pflegeheim „Am Rosarium“ kann noch mit verhältnismäßig wenig Erfahrung mit Fachkräften aus dem Ausland aufwarten. „Mit Pflegekräften aus Osteuropa haben wir bisher wenig Erfahrungen, eher als Hilfskräfte denn als Fachkräfte. Viele wollen das auch so, da es eben Schwierigkeiten mit der Sprache gibt.“ Dennoch sei man ausländischen Fachkräften gegenüber aufgeschlossen.
DRK-Chef meint, Pflegeberuf muss attraktiver gemacht werden
Andreas Claus, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Sangerhausen, sieht den Vorschlag von Jens Spahn mit gemischten Gefühlen. Einerseits sei es schön, wenn man sich Gedanken mache, die Bedingungen in der Pflege zu verbessern. „Aber ich finde, ausländische Fachkräfte aus anderen Ländern abzuwerben, ist nicht die ideale Lösung.“
Man schwäche die dortige, ebenfalls an Überalterung zu leiden beginnende Gesellschaft und würde in Deutschland selbst nur kurzfristigen Erfolg verbuchen. „Wir müssen das System der Pflege ändern und den Beruf generell attraktiver machen“, sagt Claus. So wolle man in Sangerhausen beim Lohn mittelfristig das Niveau des öffentlichen Dienstes erreichen, sagt er. Zudem konzentriere man sich beim DRK auf die Ausbildung. „Wir haben 17 Azubis - mehr als in der Vergangenheit.“
Pflegekräfte zieht es oft zu Leiharbeitsfirmen
Kati Völkel möchte aber noch einen anderen Punkt betonen. „Den Pflegediensten würde auch helfen, wenn die Leiharbeitsfirmen keine Rolle mehr spielen würden“, sagt sie. Denn die Fachkräfte seien lieber dort angestellt als in Pflegeeinrichtungen. „Denn da meinen sie bessere Bedingungen zu haben wie eine Fünf-Tage-Woche.“
Zudem brauche man als Leiharbeiter nicht so viel Verantwortung zu übernehmen. Ohne geht es aber aktuell auch schwer. „Sonst können wir die Ausfälle durch Langzeitkranke nicht kompensieren“, sagt Völkel. Was dagegen natürlich helfen würde, wissen alle: eine bessere Ausstattung mit Mitarbeitern. (mz)