Ex-Militärflugplatz Allstedt Ex-Militärflugplatz Allstedt: Naturschutzmaßnahmen in alter Wohnstadt geplant

Allstedt - Noch streiten sich die Menschen über die vier großen Windräder, die südöstlich von Einzigen gebaut werden sollen. Ein Teil der Tierwelt indes darf sich schon auf die Ausgleichsmaßnahmen freuen, die aus Naturschutzsicht für die Baumaßnahme festgelegt wurden.
Ein Großteil davon soll in der ehemaligen Wohnstadt im Ziegelrodaer Forst umgesetzt werden - jenem Gelände gegenüber dem Ex-Militärflugplatz, wo die Sowjets eine kleine Plattenbausiedlung für das in Allstedt stationierte Personal hingeklotzt hatten.
Flugplatz Allstedt: Blöcke abgerissen, nur Wege erinnern an alte Wohnstadt
Die Wohnblocks sind längst abgerissen, aber zugewucherte Wege und Plätze erinnern noch an die Siedlung von früher. Hier soll als eine der Ausgleichsmaßnahmen eine 1.100 Quadratmeter große Betonfläche aufgebrochen werden, um den natürlichen Boden wieder zum Vorschein zu bringen. Die Betonbruchstücke sollen an der Seite zu Haufen aufgeschichtet werden. Dadurch, so die Naturschützer, soll wertvoller Lebensraum für Insekten und Reptilien wie etwa die Zauneidechse entstehen.
Die Keller, die nach dem Abriss der Wohnblöcke im Erdreich zurückgeblieben sind, sollen zur Wohnstätte für Fledermäuse werden. Zu diesem Zweck werden „artenspezifische Hangplätze“ eingebaut. Eine neue Tür soll verhindern, dass Unbefugte die Tiere stören. Zudem soll ein 2.000 Quadratmeter großes Gelände mit Stiel-Eichen aufgeforstet werden.
Als Ausgleich für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes bei Einzingen und Nienstedt legt die Satzung fest, dass ebenfalls in der früheren Wohnstadt alte Außenleuchten abgebaut werden sollen. Zuvor allerdings muss untersucht werden, ob Fledermäuse sie nutzen. „Gegebenenfalls wird in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde die Errichtung eines künstlichen Ersatzquartiers notwendig“, heißt es.
Feldhamster: Windrad-Standorte bei Allstedt müssen untersucht werden
Entlang des Wirtschaftsweges, der zum künftigen Windrad-Standort führt, soll eine Strauch-Baumhecke als Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Tiere angelegt werden. Auch der Feldhamster spielt bei dem Windrad-Projekt eine Rolle. Schon im Vorfeld wurde geklärt, dass bei Einzingen und Nienstedt mit den geschützten Nagern ganz unkompliziert verfahren werden kann.
Bevor mit dem Bau der Windräder begonnen wird, muss im Umkreis von 100 Metern um jeden der vier Standplätze untersucht werden, ob auf der Fläche Feldhamster leben. „Werden Individuen nachgewiesen, ist eine Umsetzung durch geeignetes Fachpersonal in geeignete Flächen durchzuführen“, heißt es in der Satzung zum Bebauungsplan.
Für die Umsiedlung hat ein Fachbüro auch schon vorsorglich ein Konzept erstellt. Für jeden Hektar Hamsterland, der den Tieren durch die Windräder entzogen wird, müssen 1,3 Hektar an anderer Stelle hamsterfreundlich bewirtschaftet werden.
Allstedt: Windrad-Investor trägt Kosten für Ausgleichsmaßnahmen
Die Kosten für all die Ausgleichsmaßnahmen hat die Raiffeisenwarengenossenschaft Emsland-Süd aus Niedersachsen zu tragen, die die vier neuen Windkraftanlagen bauen und betreiben will. Sie musste auch die umfangreichen Voruntersuchungen zu dem geplanten Standort in Auftrag geben und bezahlen. Dazu gehörten ein schalltechnisches Gutachten und Studien zum Schattenwurf.
Zum „Schutzgut Mensch“ heißt es in der Satzung: „Das Plangebiet hat keine hohe Naherholungsbedeutung. Die geplanten Anlagen sind 1.000 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Es kommt somit zu keiner Beeinträchtigung des Schutzgutes Mensch. Maßnahmen sind nicht erforderlich.“ (mz)