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Erneuerbare Energie Erneuerbare Energie: Betreiber beziehen Stellung zu Kritik an geplanter Biogasanlage in Niederröblingen

Von Beate Thomashausen 30.04.2013, 17:42
Thomas Balling zur geplanten Biogasanlage: „Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“
Thomas Balling zur geplanten Biogasanlage: „Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Maik Schumann Lizenz

Niederröblingen/MZ - Noch steht die Biogasanlage nur auf dem Papier. Zwei sogenannte Suchschnitte auf dem Acker vor dem Niederröblinger Hofgut zeugen davon, dass dort archäologische Voruntersuchungen stattfanden. Das ist nur ein kleiner Teil der umfangreichen Vorarbeiten, die der Gesetzgeber vorschreibt, ehe es mit dem Bau der Anlage tatsächlich losgehen kann. Im Moment befindet sich das Projekt in der Phase der Auslegung. Sprich, jeder der Interesse an dem Projekt hat, weil er zum Beispiel Bewohner einer anliegenden Gemeinde ist, kann ins Verwaltungsamt nach Allstedt kommen und den Wust an Papieren einsehen, den es bereits zu dem Projekt gibt.

Und obwohl alles transparent erscheint, gibt es doch einige Fragen an die künftigen Betreiber und auch schon einige Kritik, die unter anderem in Leserbriefen und Kommentaren an die Mitteldeutsche Zeitung laut wurden. Deshalb lud Thomas Balling, er ist neben Reinhold Hock Gesellschafter des Hofguts, zu einem Termin vor Ort ein. Der Landwirt Sebastian Schüßler ist ein Hüne. Wie ein Leuchtturm steht er vorm Hofgut und erwartet die Gäste, die der Einladung gefolgt sind und sich mit eigenen Augen und Ohren davon überzeugen wollen, was dort in Niederröblingen geplant ist. Es hört sich gewaltig an, was dort geplant ist. Mehr als zehn Millionen Euro sollen in die Anlage investiert werden. „Deshalb versteht es sich von selbst, dass wir mit der Anlage auch Geld verdienen wollen“, sagt Thomas Balling.

Der Landwirt betreibt bereits in Grabsleben bei Erfurt eine Biogasanlage und weiß daher schon, welche Bedenken die Bürger haben. Ob es stinken wird, wollen die Niederröblinger ebenso wissen wie die Grabslebener. „Nein“, sagt Balling. „Im Ort auf keinen Fall. Höchstens direkt um die Anlage herum. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“ Doch die Biogasanlage liege weit vor den Toren Niederröblingens. Eine Geruchsbelästigung sei nicht zu befürchten. Aber eine durch Transportlärm vielleicht, ist eine weitere Frage. „Wir wollen die Transportwege möglich gering halten, schon aus wirtschaftlichen Gründen. Unsere 1 000 Hektar Anbaufläche liegen in zehn Kilometer Umkreis und so günstig, dass wir praktisch nie durch den Ort fahren müssen.“ 80 bis 90 Tonnen Substrat wird die Biogasanlage täglich als „Futter“ brauchen. Das sollen Mais und Getreide ebenso sein wie auch Gülle aus den benachbarten Schweinemastanlagen und Hühnertrockenkot aus Betrieben der Region. „Eine Tonne Hühnertrockenkot ersetzt praktisch eine Tonne Mais. So energiereich ist dieses Material“, sagt Balling und schneidet damit gleich zwei Themen an, die beargwöhnt werden.

Je mehr Mais angebaut wird, um so größer ist auch der zu erwartende Wildschaden durch Wildschweine, gibt ein Jäger zu bedenken. Überdies seien Mais und Getreide doch Lebensmittel und viel zu schade, um in einer Biogasanlage einfach nur vergoren zu werden. „In den 33 Jahren, die ich als Landwirt arbeite, habe ich schon viel erleben müssen“, sagte Balling. „Früher fragte man mich, für wen ich die vielen Nahrungsmittel denn produzieren würde. Es gäbe ja schließlich den Butterberg in der EU, und Weizen werde einfach abgefackelt, um den Markt zu bereinigen. Dann war ich wiederum gezwungen, 15 Prozent meiner Flächen still zu legen, wegen der Überproduktion. Diese Flächen, die eigentlich über Jahre brach liegen würden, dürfen bestellt werden, wenn es sich um Pflanzen zur Energiegewinnung handelt. Und natürlich werde ich als Landwirt diese Chance ergreifen, mit meiner Arbeit Geld zu verdienen. Und Lebensmittel vernichten wir so garantiert nicht.“ Überdies trage dieses Wirtschaften auch zu einer Kreislaufwirtschaft bei. „Wir verwenden keine teuren Düngemittel, die erst über hunderte Kilometer herbeigeschafft werden müssen. Die nährstoffreichen Gärreste werden wieder auf den Feldern ausgebracht“, erläuterte der Landwirt den Gästen und lud sie ein, wiederzukommen.