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Erbsbär und Hexe sammeln im Dorf für Frühschoppen

Von Hans-Joachim Paduch 09.01.2005, 17:03

Friesdorf/MZ. - "Wahrscheinlich handelt es sich um einen heidnischen Brauch, mit dem der Winter vertrieben und das neue Jahr begrüßt werden soll", so Teichmann. Diese Tradition sei auch in DDR-Zeiten nie ganz unter gegangen, aber erst nach der Wende wieder so richtig aufgelebt. Zentrum des Festes ist die Gaststätte "Zur Sonne" von Peter Mioske. Disco am Freitag, Tanzabend am Sonnabend und Sonntag ein zünftiger Frühschoppen mit der Königeröder Blasmusik, dem der Umzug voraus ging. Natürlich mit den Blasmusikanten aus Königerode. Drei Burschen ziehen dabei gemeinsam mit dem Erbsbär, dem Bärenführer und der Hexe durch den Ort und beglückwünschen die Einwohner zum neuen Jahr und geben ein Schnäpschen aus.

Die Kapelle spielt ein Ständchen. Und so manche Gabe landet dann im Zylinder der Burschen oder in Form von Naturalien, zumeist Hausschlachtewurst, in der Tragekiepe der Hexe. "Früher wurde immer nur auf den Höfen der größten Bauern Station gemacht", erzählte Teichmann. "Und auch heute halten wir nicht überall an, das würde viel zu lange dauern." Denn punkt 10 Uhr soll schon der Frühschoppen beginnen. Und während Oberbursche Christin Schneider sowie Niklas Ernst und Klaus-Peter Dockhorn im schwarzen Anzug und Zylinder den Friesdorfern ihre Glückwünsche entbieten, bereiten fleißige Frauen bereits eifrig Platten mit belegten Broten zu.

Das Eingesammelte wird nach dem Umzug gemeinsam verspeist und gespendetes Geld zum Teil in Getränke umgesetzt. Während des Frühschoppens kam noch ein anderer Brauch zum Tragen. Daniel Scharway und Erik Jänsch wurden gebengelt. Oberbursche Christian Schneider stieg auf einen Stuhl, die Jungs der Reihe nach auf ein Bierfass. Dort mussten die sich bücken und erhielten drei laut klatschende Schläge mit der Pritsche auf den Hintern und eine Spruch dazu. Damit waren sie in den Kreis der Dorfgemeinschaft aufgenommen.